Zusammenfassung
Die Zielsetzung der Anamnesegruppen ist es, angehende ÄrztInnen zu befähigen, mit Patientlnnen “psychosoziale” Gespräche zu führen, d.h. Gespräche, die am Konzept einer patientenzentrierten Medizin orientiert sind, und in denen die PatientInnen und deren Beschwerden und Erkrankungen im je individuellen psychosozialen Zusammenhang wahrgenommen werden (sollen). Um die untersuchten Student-Patienten-Gespräche und die ihnen zugrundeliegende Struktur verstehen zu können, werde ich zuerst einen allgemeinen Überblick über den Ansatz der psychosozialen Medizin geben und anschließend vorhandene Konzepte zur psychosozial orientierten Gesprächsführung darstellen.
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Literatur
Dieser Ansatz orientiert sich an den Darstellungen der psychosozialen und psychosomatischen Medizin in Heim/Willi (1986), Willi/Heim (1986), Adler et al. (1990), Uexküll (1990) und Helmich et al. (1991).
Diese - notwendigerweise - verkürzte Darstellung beruht auf dem Konzept der “Salutogenese” und dem “concept-of-coherence” in Antonovsky (1987), das ausführlich dargestellt ist in Helmich et al. (1991), sowie auf dem Konzept der “Autopoiese” in Maturana/Varela (1987) und weiteren systemtheoretischen Ansätzen (vgl. dazu ausführlich Uexküll/Wesiak 1990, Pauli 1990).
Ein interessanter Hinweis für mögliche Wurzeln dieses Phänomens, das ja die Grundlage für die genuin therapeutischen Wirkmechanismen in Psychoanalyse und Psychotherapie ist, findet sich in Untersuchungen aus dem Bereich der vergleichenden Verhaltensforschung, die dieses Phänomen als Stimmungsübertragung beschreibt (vgl. Eibl-Eibesfeldt 1980 ). Diese Stimmungsübertragung ist ein Mechanismus der Gruppenbindung und dient dem Zusammenhalt eines Verbandes, sei es ein Vogelschwarm oder eine Affenhorde, da es zweckmäßig ist, daß seine Mitglieder zur gleichen Zeit auch etwa das gleiche tun. Diese Mechanismen der Stimmungsübertragung sind auch in menschlichen Verbanden vorhanden und bewirken z.B. die bekannte “ansteckende Wirkung” von Stimmungsäußerungen wie Gähnen, Weinen und Lachen.
Einige der genannten patientenzentrierten Gesprächskonzepte, z.B. Heim/Willi (1986) und Adler (1990) basieren ebenfalls auf dem Konzept von Morgan/Engel (1977).
Wodak (1981) kommt über die Darstellung und Analyse der Funktionen unterschiedlicher Typen von Problemdarstellungen in therapeutischen Gruppen zu vergleichbaren Ergebnissen (vgl. dazu (6.2.1.1.)).
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Lalouschek, J. (1995). Die psychosoziale Medizin. In: Ärztliche Gesprächsausbildung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91652-5_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91652-5_5
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