Zusammenfassung
Christine Wolter, in Italien lebende DDR-Autorin, hat die Wirkung eines DDR-Gegenwartsfilms auf ausländischter Betsachter mit der kargen Welt, die er zeigt, bündig beschrieben: „Nicht konvertierbar“. (Wolter 79, 38)
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Anmerkungen
Zu 1: Zur Themenwahl: Darstellbares und Perspektiven der Darstellung
Vgl. hierzu: Irma Hanke Die Darstellung der Berufswelt in der erzählenden Literatur der DDR in den 70er Jahren, in: Die DDR im Entspannungsprozeß. Lebensweise im realen Sozialismus, Köln 1980, S. 111–122, insbes. S. 120 ff. sowie die Fortsetzung dieses Aufsatzes; dies. Lebensläufe und Berufskarrieren in der erzählenden Gegenwartsliteratur der DDR seit 1970, in: DA (14) H. 6/1981, S. 6–8–620.
Hanns-Josef Ortheil Fermer, Frankfurt 1979
a Heinrich Mohr: Entwicklungslinien der Literatur im geteilten Deutschland, in: Jahrbuch zur Literatur in der DDR Bd. 1, hrsg. von Paul Gerhard Klussmann und Heinrich Mohr Bonn 1980, S. 1–58, hier: S. 28 ff.
Zu 3: Themenwandel im zeitlichen Verlauf
Literatur der Deutschen Demokratischen Republik (a. a. O. Anm. I, 1984 ), S. 562
Vgl. etwa die meisten der im Schema unter der Rubrik 11 (Frau mit Kind) angegebenen Bücher.
Dies Buch hat eine interessante Rezeptionsgeschichte. Einer zurückhaltend-wohlwollenden Rezension im ND (Harald Hauser in ND 179, 1.8.1979, S. 4: Die Autorin ist Vorsitzende des Schriftstellerverbandes im Bezirk Cottbus), bei der die Darstellung des Parteisekretärs allerdings als zu einseitig kritisch gerügt wurde, folgte eine dezidierte Nicht-Besprechung in der NDL, und zwar in Form eines Briefes an die Redaktion, in dem der angeschriebene Rezensent zum Ausdruck bringt, daß dies Buch,indiskutabel` sei: „die Geschichte ist einfach zu dünn, sie ist so dünn, daß sie nicht einmal eine Kritik, die sie nötig hätte, trägt.“ und nun wird auf immerhin fünf Spalten dargelegt, warum dies Buch unzureichend sei, literarisch unzureichend sei: „Würde ich aber solches in einer Rezension schreiben, könnte mir vielleicht einer kommen und sagen, der wird das Buch nicht drucken, weil da ein Parteifunktionär,fremd geht’Chrw(133)” So Joachim Hannemann in: NDL (27) H. 10/1979, S. 171–173. Anscheinend ist das Buch besonders von Jugendlichen viel gelesen und diskutiert worden, wie aus Rundfunk-und Fernsehdiskussionen hervorging; (nach Mitteilung von Anneliese Holzschuh Rias Berlin), auch eine Verfilmung war geplant, scheiterte wohl an der Darstellung des Parteisekräters. DieTemperamente` Zeitschrift für junge Literatur, brachten eine Besprechung, in der das Buch als „komisch“ abqualifiziert wurde, von Waldtraut Schröder: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, in: Temperamente H. 2/1980, S. 144 ff. Dabei hebt sie zurecht hervor, die Hauptgestalt des Romans werde „zum ästhetischen Vehikel, das Unzulänglichkeiten in unserer dreißigjährigen Entwicklung in sich komprimiertChrw(133)”. Übrigens wurde der nächste Roman von Dorothea Kleine im Stil eher trivialer, in der Thematik weniger brisant im Sinne des politisch Anstoß-Erregenden, ohne Hinweis auf stilistische Unzulänglichkeiten, in der NDL recht positiv besprochen (Wolfgang Mahlow Literatur als Diskussionsbeitrag, Rezension von „Jahre mit Christine“, in: NDL (29) H. 9/1981, S. 144ff.).
Zu 4: Spiegelbildliches oder die andere Hälfte der Welt
Vgl. die fortlaufenden ensprechenden Dokumentationen im Deutschland-Archiv und die Berichte von Harald Kleinschmid ebendort.
Erwähnung der Staatssicherheit: bei Andreas Klotsch wird gleichfalls kurz auf die „Organe“ Bezug genommen: die auf einer Fabrikesse ohne Anordnung gehißte Rote Fahne läßt den Betriebschef an,Sabotage` denken, deretwegen er die,Organe` alamieren will; ein Vorfall, der den Parteisekretär in Rage bringt (Klotsch 1981, S. 242); eine Anspielung auf Stasi-Spitzeltätigkeit auch bei Schütz 80, R. Kirsch 74, vermittelt auch bei Plenzdorf 79.
So z. B. an der kurzen Erwähnung Trotzkis in Schlesingers „Leben im Winter“ (1980, S. 85 ff.); an der Fluchtbeschreibung in Beckers „Schlaflosen Tagen” (1978); an der Gastarbeitergeschichte in seinem letzten Buch „Nach der ersten Zukunft“ (1981) — vgl. hierzu Jurek Becker in: Der Spiegel, 10/1980 — „Ja, wenn Stalin ein großer Mann warChrw(133)”, danach sollte das Buch (bei Streichung einer Geschichte) zunächst bei Hinstorff veröffentlicht werden.
Radikal` im Sinne der Loslösung aus herkömmlicher Übereinkunft über das Prosa-Schreiben ist *EinarSchleefs „Gertrud“ (1980).
Zu 5: Zur Darstellungsweise 1: Geglättete Wirklichkeit
Vgl. Kap. I.4 u. I.5 dieser Arbeit
Vgl. hierzu: Christa Wolf Lesen und Schreiben. Aufsätze und Prosastücke, Darmstadt und Neuwied 1972, sowie: Subjektive Authentizität und gesellschaftliche Wahrheit, Interview mit Christa Wolf in:Auskünfte, a. a. O. (Anm. I) S. 485) ff, und Materialienbuch Christa Wolf hrsg. von Klaus Sauer Darmstadt und Neuwied 1979, S. 54.
Erik Neutsch: Fast die Wahrheit. Ansichten zu Kunst und Literatur, Berlin (DDR) 1979, z. B. S. 119, S. 33 u. a. Wichtig ist in solchem Zusammenhang für die Aufgabenzuweisungen von Literatur immer der Verweis auf Lenins Schrift über Parteiorganisation und Parteiliteratur.
z. B. bei Steiniger, Armin Müller, o. Wangenheim.
Zu 6: Zur Darstellungsweise 2: Verdeckte Kritik
Schlenstedt Die neuere DDR-LiteraturChrw(133) a. a. O. (Anm. I, 94) S. 272
Claus Mühlfeld Probleme der Literatursoziologie, in: Soziale Welt (26) H. 3/1975, S. 332–347, hat betont, es sei nicht Aufgabe der Literatursoziologie, ästhetische Wertkriterien modellplatonisch abzusichern, nur um mit den Literaturwissenschaften eine gemeinsame Basis zu erhalten; der eigentliche Gegenstand der Literatursoziologie bleibe außerhalb des Rahmens einer literarischen Interpretation. Auch wo diese Scheidung akzeptiert wird, kann das Wie einer Darstellung, da gesellschaftlich vermittelt, nicht vollends übergangen werden, zumindest muß auf das Problem verwiesen werden.
Das,unbedingte` Verhalten, das sich gegenüber allen gesellschaftlichen Anspassungs- und Normierungsbemühungen durchsetzt, ist ein durchgängiges Thema bei Plenzdorf.
Grenzbeschreibungen: es gibt eine sehr sachliche Grenzbeschreibung bei *Rolf Schneider (1979 S. 128 ff.), die nicht in der DDR erschien, sodann bei Hermann Kant die komödische Geschichte vom Fast-Sterben einer alten Dame, die er beim Grenzübertritt für ein paar hundert Meter durchs Niemandsland mitnimmt: „Eine Übertretung“ (in: Kant 74) die Grenzanlage als solche wird hier nicht beschrieben: wichtig ist vielmehr die Freude des in sein Vaterland Zurückeilenden.
Solche Passagen finden sich gelegentlich bei jüngeren Autoren, z. B. bei Andreas Albrecht Unter Umständen die Liebe, Berlin und Weimar 1980, oder Bernd Ulbrich Fang die Sonne auf, SF (30) H. 3/1980, am anspielungsreichsten: Plenzdorf der in allen seinen Veröffentlichungen mit literarischen Zitaten, so auch der allgemein bekannten Parteiliteratur, arbeitet.
Stachowa 1978, 11
Es gibt unter den aufgelesenen Büchern kein weiteres, das so,pseudo` ist wie dieses.
So scheint der Hesse-Rezeption hier eine Jean Paul-Rezeption in der DDR entsprochen zu haben. „Gäbe es Fan-Clubs in unseren Schriftstellerverbänden, ich bin sicher, daß der Jean-Paul-Club den größten Zulauf hätte“, hat F. R. Fries gesagt, und er beschreibt sehr gut das „Zeitgemäße” dieses Autors: „Jean Paul ist besessen vom Roman als Gattung, als Form, in der er alles einbringen kann, seine besondere Optik vor allem und sich selbst in zahllosen Spiegelbildern; die deutsche Provinz, über der sich ein griechischer Himmel spannt; der Lago Maggiore, den er nie gesehen hat, als eine Projektion mittels Fernglas oder als Miniature überm Schreibtisch erlebt, und seine SprachraketenChrw(133)“ (Interview mit F. R. Fries, in: WB (25) H. 3/79, S. 50) Zur Ästhetik des Wunderbaren im 18. Jahrhundert und seiner Bedeutung für die derzeitige (DDR-)Literatur vgl. Peter Hacks: Das Poetische. Ansätze zu einer postrevolutionären Dramaturgie, Frankfurt 1972, insbes. S. 125 ff.
Fries a. a. O., S. 62
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Hanke, I. (1987). Bilder der Wirklichkeit II. In: Alltag und Politik. Zur politischen Kultur einer unpolitischen Gesellschaft. Studien zur Sozialwissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91618-1_4
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