Zusammenfassung
Das Erinnern an die NS-Zeit ist eine Gasse mit vielen Gabelungen, Sackgassen und Schlaglöchern. Das ist nicht zufällig so, sondern Produkt einer Strukturselektion, deren Anforderungen maßgeblich davon mitbestimmt werden, was nicht kommuniziert wird. An den vielfältigen Semantiken, die als Reaktion auf solche Nichtkommunikation entstanden sind, konnte gezeigt werden, daß Themenausschluß immer Problemlösung und Problem zugleich ist. Daß Inhalte kommunikationslatent bleiben, reduziert zwar Komplexität, produziert aber gleichzeitig Dilemmata, die — so war zunächst die Vermutung — nur durch konsequente Thematisierung bearbeitbar oder gar auflösbar wären. Nur unbefriedigend genügte der Tabu-Begriff, mit dem gemeinhein solche Nichtkommunikation beschrieben wird, der Beschreibung dieser Problematik unter den Bedingungen einer funktional differenzierten Gesellschaft. Es scheint, als seien einheitliche, gesamtgesellschaftlich verbindliche Weltbilder die Voraussetzung für Tabus, während die „atomisierte Gesellschaft“ (Nassehi) ohne eine solche Einheitsbeschreibung auskommen muß. In Abgrenzung und Erweiterung zum traditionellen Tabu-Begriff bot der Begriff der Latenz Erkenntnisgewinn.
Vergessen ist der rechte Ausdruck für die eigentliche Assimilation, welche das Erlebte zum Resonanzboden werden läßt.
Søren Kierkegaard
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Kölsch, J. (2000). Zum Ende: Auf dem Weg ins Vergessen? Ein Zirkelschluß. In: Politik und Gedächtnis. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91617-4_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91617-4_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13576-2
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