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„Wir haben nun keine Tradition des säkularen Textes“: Religion, Politik und ihre Kompetenzen in der politischen Kultur Österreichs

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Book cover Religion — Staat — Politik

Part of the book series: Politik und Religion ((PUR))

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Zusammenfassung

„Die Erbschaft des Metaphysischen ist nie aufgesagt worden in unserer Kultur. Der politische Text will und muss Heilstext sein und will sich von einer alles erklärenden Weltsicht herleiten. In Österreich ist das immer Heilsversprechung“ (Streeruwitz 2000: 5). Mit diesen Worten machte die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz in ihrer Eröffnungsrede zum Avantgardefestival „Steirischer Herbst“ 2000 in Graz ihre Sicht auf die politische Kultur Österreichs deutlich. Sie analysiert Österreich als ein Land, in dem es ein ausgeprägtes Säkularisierungsdefizit gebe, in dem Politik Heilsversprechen zu bieten habe, fokussiert im Befund: „Wir haben nun keine Tradition des säkularen Textes“ (ebd.: 8). Die Dominanz des „Heilstextes“ — als religiöse Entsprechung zum „säkularen Text“ — begründet die Autorin in erster Linie mit einer von ihr unterstellten Anfälligkeit der österreichischen Bevölkerung für säkulare Heilslehren:

Mein Kampf ist ein nicht zu übersehendes Beispiel, wie ein mit dem Willen zur Macht verfasster quasiwissenschaftlicher Verkündigungstext sich in der Wirklichkeit entwirft. Die Grundgrammatik dieser Textsorte wurde in unserer Kultur nie in Frage gestellt. Nie angezweifelt (...) Die einen machten von 1938 an weiter. Andere von 1934. Wieder andere von 1918 weg. Und andere hörten nie auf. Mit dem Weitermachen. Wenn es die Entwicklung von Gegenströmungen gegeben hat, dann darin. Gegenkultur in Österreich bedeutet Verstärkung rigider autoritärer Textformen“ (ebd.).

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© 2003 Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden

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Suppanz, W. (2003). „Wir haben nun keine Tradition des säkularen Textes“: Religion, Politik und ihre Kompetenzen in der politischen Kultur Österreichs. In: Brocker, M., Behr, H., Hildebrandt, M. (eds) Religion — Staat — Politik. Politik und Religion. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91612-9_2

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91612-9_2

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13859-6

  • Online ISBN: 978-3-322-91612-9

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