Zusammenfassung
Die Eigenart und besondere Bedeutung Wolfgang Koeppens (geb. 1906) für die westdeutsche Nachkriegsliteratur kann man — auf den ersten Blick — mit zwei scheinbar widersprüchlichen Tendenzen begründen: daß er mit drei Romanen zwischen 1951 und 1955 einen der ganz wenigen Versuche aktuell-zeitkritischer Literatur unternahm — zugleich aber in radikaler Konsequenz die Autonomie der Literatur gegenüber der Realität zu wahren versuchte. Ein paradoxer Zusammenhang, der nähere Untersuchung erfordert: Während die meisten Gegenwartsautoren ihren Anspruch auf politische Mitsprache durch aktuelle Stellungnahmen und Appelle geltend machen — und dabei auch ihre ‚Bekanntheit‘ entwickeln —, gehört Koeppen (wie Arno Schmidt, wie Uwe Johnson) zu denen, die den Autor als öffentliche Person nur im Zusammenhang mit seinem Werk dulden. Koeppen selbst hat dies jedenfalls betont: „Ich bin (...) nicht zuletzt deshalb Schriftsteller geworden, weil ich kein Handelnder sein mag“. Oder: er hoffe „insgeheim, daß das Buch an meiner Statt erreichen könne, was mir als Person versagt geblieben ist: zu sprechen, zu agieren, zu wirken“. Für ihn, so erklärt er schließlich, sei Literatur „eine gerade noch mögliche Art (...), am Leben zu bleiben...“1 Das deutet auf Koeppens eigene Situation hin, seine Vielbeachtetheit, vor allem Umstrittenheit bei der Kritik einerseits, die geringen Auflagenhöhen seiner Bücher, die Verweigerung von Produktion und die daraus resultierende ständige Existenznot (gemildert durch mehrere Literaturpreise) andererseits.
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Literaturhinweise
Wolfgang Koeppen: Tauben im Gras. Roman. Frankfurt/M. 1977 (= Bibliothek Suhrkamp 393).
Wolfgang Koeppen: Das Teibhaus. Roman, Frankfurt/M. 1976 (= suhrkamp taschenbuch 78).
Wolfgang Koeppen: Der Tod in Rom. Roman, Frankfurt/M. 1975 (= suhrkamp taschenbuch 241).
Wolfgang Koeppen: Jugend, Frankfurt/M. 1976 (= Bibliothek Suhrkamp 500).
Ulrich Greiner (Hrsg.): Ober Wolfgang Koeppen, Frankfurt/M. 1976 (= edition suhrkamp 864).
Dietrich Erlach: Wolfgang Koeppen als zeitkritischer Erzähler, Upsala 1973. Ernst-Peter Wieckenberg: Der Erzähler Wolfgang Koeppen, in: Heinz Ludwig
Arnold (Hrsg.): Geschichte der deutschen Literatur aus Methoden, Bd. 1, Frankfurt/M. 1972, S. 194 ff.
Text + Kritik H. 34 ( Wolfgang Koeppen ), München 1972.
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Schütz, E., Vogt, J. (1980). Wolfgang Koeppen. In: Einführung in die deutsche Literatur des 20. Jahrhunderts. Grundkurs Literaturgeschichte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91544-3_7
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