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Das Mehrheitsprinzip im demokratischen Staat

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An den Grenzen der Mehrheitsdemokratie

Zusammenfassung

Demokratische Herrschaft ist Mehrheitsherrschaft. Sie trägt dadurch der Tatsache Rechnung, daß Einstimmigkeit im Gemeinwesen regelmäßig real nicht besteht oder doch nicht festgestellt werden kann. Daher soll der Wille der Mehrheit im demokratischen Staat bestimmen, ohne daß er aber deshalb mit dem Willen aller gleichgesetzt werden könnte1 . Vielmehr geht das Mehrheitsprinzip gerade von der Verschiedenheit der Anschauungen im Volke aus. Eine Mehrheit kann nur dort existieren, wo auch — zumindest — eine Minderheit vorhanden ist. In dieser Spannung zwischen Herrschaft der Mehrheit einerseits und Existenz und rechtlich gesicherter Betätigungsmöglichkeit der Minderheit andererseits gründen Herausforderung und Dilemma des Mehrheitsprinzips2 .

Dieser Aufsatz wurde erstmals veröffentlicht in: Archiv des Öffentlichen Rechts 3/ 1981, S. 329–354.

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Anmerkungen

  1. Kägi, Die Verfassung als rechtliche Grundordnung des Staates, 1945, S. 153; Scheuner, FS Kägi, 1979, S. 301f.

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  9. Das bedeutet nicht, daß hier das Mehrheitsprinzip notwendig zur Annahme eines Mehrheitwahlrechts führen müßte; ebenso Scheuner, a.a.0. (Fn. 2), S. 45.

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  17. Durch die Unmöglichkeit, einen solchen Grundkonsens noch herzustellen, scheiterte letztlich seit 1930 die Funktionsfähigkeit des Reichstages der Weimarer Republik.

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  18. Die Frage, wie solche Zustimmung her-und festgestellt werden darf, ist ein Grundproblem der demokratischen Staatsform, das hier nicht behandelt werden kann.

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  19. Jellinek, Das Recht der Minoritäten, 1898, S. 28f. Das gilt etwa für die gegenwärtige Situation in Nord-Irland. Dieser Grundsatz trifft jedoch lediglich in extremen Fällen zu, dazu Kelsen, a.a.0. (Fn. 5), S. 66ff., gegen bestimmte marxistische Einwände.

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  22. Kelsen, a.a.O. (Fn. 5), S. 62f.

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  23. Dazu Häberle, a.a.O. (Fn. 5), S. 574f.; ob tatsächlich das Gewicht eines Gegenstandes ein bestimmtes Quorum stets fordern kann und wie dabei die Gewichtung vorzunehmen ist, bleibt allerdings offen.

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  24. Anders Scheuner, a.a.O. (Fn. 2), S. 46, der die Stimmengleichheit als notwendiges Element des Mehrheitsprinzip ansieht.

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  25. Überblick über die Rechtsprechung des BVerfG bei Leibholz-Rinck, Grundgesetz, 6. A., 1980, Art. 38 Rdnr. 2ff.

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  28. Rousseau, a.a.O. (Fn. 6), 16.

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  29. Kelsen, a.a.O. (Fn. 5), S. 9; Varain, a.a.O. (Fn. 3), S. 246.

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  31. Dazu Kriele, DSt 1967, 45 ff.

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  32. Zu diesem Verfahren Popper, Logik der Forschung, 6. A., 1976, S. 46ff.

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  33. Zu der Problematik des teleologischen Geschichtsverständnisses: Topitsch, Ursprung und Ende der Metaphysik, 2. A., 1972, S. 335ff.; Stegmüller, ratio 1969, 4ff.; Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde I, 3. A., 1973, S. 213ff.; Bärsch, Die Gleichheit der Ungleichen, 1979, S. 120ff. m.w.N.

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  34. Eckertz, DSt 1978, 183, 200ff.

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  35. Zurückhaltend auch Denninger, Staatsrecht II, 1979, S. 21f.; Scheuner, a.a.O. (Fn. 2), S. 57f.

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  36. Zum folgenden eingehend Kelsen, a.a.O. (Fn. 5), S. 56ff.

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  37. S. o. II 2.

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  38. S. o. II 3.

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  39. S. o. II 5.

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  40. Deutlich zeigt sich darin zugleich die formell-technische Regel des Mehrheitsprinzips, welches in der Demokratie gerade seine eigene Relativität durch die politische Möglichkeit der Mehrheitsänderung beweist. Eine Materialisierung könnte dem kaum nützen. Zum Alternativdenken in der Demokratie auch Häberle, a.a.O. (Fn. 4), S. 19ff.

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  41. Stuby, DSt 1969, 304, 316ff.; Jarass, Politik und Bürokratie, 1975, S. 148f.; Zimmer, Funktion — Kompetenz — Legitimation, 1979, S. 257.

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  42. BVerfGE 44, 125, 138f.; zu Wahlen ausführlich Badura, AöR 1972, 1ff.

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  43. BVerfGE 1, 14, 33.

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  44. Hesse, Grundzüge des Verfassungsrechts der Bundesrepublik Deutschland, 12. A., 1980, S. 64.

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  48. Scheuner, a.a.O. (Fn. 46), S. 397f.

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  49. Eingehend hierzu Achterberg, Die parlamentarische Verhandlung, 1979, S. 16ff.

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  50. Die einzelnen Mittel untersucht zusammenhängend Gerlich, a.a.O. (Fn. 47), S. 55ff.

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  51. Zu der dadurch begründeten demokratischen Verantwortung: Kriele, VVDStRL 29, 52; Herzog in Maunz/Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20 Rdnr. 70; s. auch BVerfGE 18, 151, 154, 44, 125, 139.

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  52. Ansätze dazu bei Häberle, a.a.O. (Fn. 4), S. 114ff.

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  53. Noll, Gesetzgebungslehre, 1973, S. 77.

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  54. BVerfGE 44, 125, 138ff.; Häberle, a.a.O. (Fn. 4), S. 533ff.

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  55. Zum folgenden Scheuner, DöV 1980, 473, 479f.; Müller, VVDStRL 39, 53, 92ff.

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  56. Scheuner, DöV 1980, 473, 479f.

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  57. Einige Auszüge bei Varain, a.a.O. (Fn. 3), S. 241.

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  58. Über die Demokratie in Amerika, II 7.

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  59. Zusammenfassend etwa Agnoli in: Matz, Grundprobleme der Demokratie, 1973, S. 461, 463ff.

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  60. Klassisch dargestellt etwa bei J. Schumpeter, Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie, 5. A., 1980, S. 427ff.

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  61. Auf die notwendigen Konsequenzen weist Denninger, a.a.O. (Fn. 35), S. 45f., hin.

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  62. Faktische Lagen und vollendete Tatsachen erörtert Degenhardt, AöR 1978, 163, 167ff.; zu der daraus resultierenden Notwendigkeit der Planung Würtenberger, Staatsrechtliche Probleme politischer Planung, 1979, S. 25 ff.

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  63. Dazu v. Arnim, Gemeinwohl und Gruppeninteresse, 1977, S. 163ff.

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  64. S. o. IV 4.

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  65. Statt dessen scheint eine Planung mittlerer Reichweite geboten, die einerseits nicht langfristig bindet, andererseits aber die Gefahren eines bloßen staatlichen Reagierens auf technische oder soziale Sachzwänge verhindert.

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Bernd Guggenberger Claus Offe

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Gusy, C. (1984). Das Mehrheitsprinzip im demokratischen Staat. In: Guggenberger, B., Offe, C. (eds) An den Grenzen der Mehrheitsdemokratie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91542-9_5

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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