Zusammenfassung
Zu den vielgebrauchten Begriffen, von denen erhofft wird, daß sie, wie in einem Lichtkegel gerafft, kennzeichnen sollen, was das Charakteristikum gegenwärtiger nachindustrieller Gesellschaften ausmache, zählt jener der „alternden“ oder „ergrauenden“ Gesellschaft. Mit ihm wird zugleich insinuiert, daß den Prozessen, die diese Gesellschaften kennzeichnen, Neues, bisher so nicht Dagewesenes anhafte. Von selbst stellen sich dann, wie einleuchtende Konsequenzen aus solchen Veränderungen, Ideen über Brüche und Zäsuren ein, allzu schnell außer acht lassend, daß auch im Neuen meist Altes verborgen ist. Mitunter wird, postmodernistisch geradezu, von der relativen Unbestimmtheit und Differenzierung des menschlichen Alterns unter diesen historisch neuen Bedingungen, von der Fragmentierung der Altersphase, von der Auflösung bisher verbindlicher Imperative für die Gestaltung von Lebensstufen und von Verlusten gesprochen. Als Leitgedanke hat sich inzwischen deutlich durchgesetzt, daß es zumindest zu einer Akzentverschiebung im Alterungsprozeß gekommen sei, die die alte Einsicht, daß menschliches Altern eine zutiefst individuelle, von der Person unablösbare, zugleich aber auch eine genuin soziale Entwicklung sei, mit der sich auseinanderzusetzen, es in der ganzen Menschheitsgeschichte gegolten hat, nur noch betont. Diese Überlegungen sind Ausgangspunkt für die Frage geworden, die diesem Beitrag zugrundeliegt, nämlich: ob das Altwerden, wie wir es gegenwärtig beobachten können, eher durch Brüche gekennzeichnet ist, auch in einem Vergleich zum Altwerden früher, oder eher durch Übergänge, die sich nur durch geänderte Qualitäten auszeichnen. Zuvor gilt es, die beiden Leitbegriffe zu präzisieren.
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Literatur
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© 1998 Leske + Budrich, Opladen
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Amann, A. (1998). Altwerden: Übergänge oder Brüche?. In: Clemens, W., Backes, G.M. (eds) Altern und Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91435-4_6
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