Zusammenfassung
Die moderne Welt konfrontiert uns mit einer paradoxen Situation: auf der einen Seite eine ungebremste Ausdifferenzierung von Gesellschaft und dem Wissen über sie, auf der anderen ein beängstigender Zuwachs an Diffusität. Je bestimmter, das heißt analytisch differenzierter, genauer, in immer mehr Variablen und Kombinationen zerteilt, man die Gegenstände oder Ereignisse beschreibt, desto unbestimmter, bloß wahrscheinlicher und mehrdeutiger wird das Wissen darüber, wie sich ein System oder Gegenstand tatsächlich verhalten werden. Je unbedingter Philosophie und Wissenschaft versuchen, etwas ganz sicher zu wissen, desto größer geraten die Unsicherheitsmargen. Wo alles zur Disposition gestellt wird, immer mehr Variablen variiert werden oder die Relativität der Aussagen in Abhängigkeit von den Methoden, den Entscheidungspräferenzen, der Kontextgebundenheit, den Zielvorgaben und der Untersuchungstiefe zunimmt, steigt unausweichlich mit dem vermehrten Wissen über die Varianz der Verhältnisse das Nichtwissen und damit die Unbestimmbarkeit. Oder, wie Heidegger sagt: Das jederzeit zu Berechnende wird gerade dadurch zum Unberechenbaren.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Adorno, Theodor W., 1966: Negative Dialektik. Frankfurt a.M.
Berlin, Isaiah, 1996: Revolution der Romantik. In: Lettre International. Heft 34. I II. Vj. Berlin.
Davidson, Donald, 1990: Wahrheit und Interpretation. Frankfurt a.M.
Davidson, Donald, 1990a: Eine hübsche Unordnung von Epitaphen. S. 203–272 in: Picardi, Eva und Joachim Schulte (Hg.): Die Wahrheit der Interpretation. Frankfurt a.M.
Davidson, Donald, 1993: Mythos des Subjektiven. Stuttgart.
Dummett, Michael, 1972: Ursprünge der analytischen Philosophie. Frankfurt a.M.
Ewald, François, 1992: Der Vorsorgestaat. Frankfurt a.M.
Feyerabend, Paul, 1976: Wider den Methodenzwang. Frankfurt a.M.
Feyerabend, Paul, 1981: Probleme des Empirismus. Braunschweig.
Frege, Gottlob, 1994: Funktion, Begriff, Bedeutung. Göttingen.
Gamm, Gerhard, 1994: Flucht aus der Kategorie. Die Positivierung des Unbestimmten als Ausgang der Moderne. Frankfurt a.M.
Gamm, Gerhard, 1997: Der Deutsche Idealismus. Eine Einführung in die Philosophie von Fichte, Hegel und Schelling. Stuttgart.
Lübbe, Hermann, 1994: Moralismus. Über eine Zivilisation ohne Subjekt. In: Universitas 49: 332–342.
Luthe, Heinz Otto, 1997: Validierungsprozesse - zur Dynamik von Ambivalenz. S. 223–244 in: Heinz Otto Luthe und Rainer E. Wiedenmann (Hg.): Ambivalenz. Studien zum kulturtheoretischen und empirischen Gehalt einer Kategorie der Erschließung des Unbestimmten. Opladen.
Mach, Ernst, 1896: Die Principien der Wärmelehre. Leipzig.
Mach, Ernst, 1902: Die Analyse der Empfindungen. Jena.
Quine, Willard V., 1975: Ontologische Relativität. Stuttgart.
Rescher, Nicholas, 1985: Die Grenzen der Wissenschaft. Stuttgart.
Serres, Michel, 1993: Hermes I V. Verteilung. Berlin.
Shklar, Judith M., 1992: Über Ungerechtigkeit. Erkundungen zu einem moralischen GefUhl. Berlin.
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1997 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Gamm, G. (1997). Die Flucht aus der Kategorie. In: Luthe, H.O., Wiedenmann, R.E. (eds) Ambivalenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91433-0_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91433-0_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-1913-4
Online ISBN: 978-3-322-91433-0
eBook Packages: Springer Book Archive