Zusammenfassung
Die Diskussion um die Folgen der funktionalen Differenzierung moderner Gesellschaften, um Individualisierungsprozesse, die Auflösung von Klassenlagen, die Entstrukturierung von Lebensverläufen, die Differenzierung und Pluralisierung von Lebenslagen verweist einerseits auf die gestiegenen Chancen der handelnden Subjekte, einen individuell als sinnvoll erachteten und den eigenen Interessenslagen gerecht werdenden Lebensentwurf zu realisieren. Andererseits aber auch auf die Risiken, die mit den „neuen“ Entscheidungszwängen und dem Scheitern von Karriereplänen einhergehen bzw. aus diesen resultieren. Sowohl der Erfolg als auch das Scheitern sind dabei individuell zu verantworten, d.h. sie werden als Folge der (nicht ausreichenden) Leistungen, Anstrengungen und Bemühungen der handelnden Subjekte verstanden. Damit geht einher, daß viele Menschen bei anstehenden neuen Anforderungen, Aufgaben und zu bewältigenden Problemlagen Gefahr laufen, nicht über die Handlungskompetenzen zu verfügen oder die sozialen Ressourcen nicht aktivieren zu können, die für die erfolgreiche Bewältigung erforderlich sind. Solche Verunsicherungen und Ungewißheiten hinsichtlich der Realisierbarkeit der eigenen Lebensziele machen die These von Badura/Pfaff (1989) plausibel, nach der Streß in modernen Gesellschaften zu einem zentralen Kennzeichen des alltäglichen Handelns wird.
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Literatur
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Mansel, J., Palentien, C. (1998). Vererbung von Statuspositionen: Eine Legende aus vergangenen Zeiten?. In: Berger, P.A., Vester, M. (eds) Alte Ungleichheiten Neue Spaltungen. Reihe „Sozialstrukturanalyse“. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91431-6_10
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