Zusammenfassung
Es ist in der wissenschaftlichen Diskussion umstritten, wieweit sich ein Vorurteil anders als durch normative Entscheidungen von anderen Urteilen abheben läßt (vgl. Bergmann 1987, S. 9ff.). Für unseren Zusammenhang ist es hier nicht wichtig, ob sich Vorurteile durch ihre Übergeneralisierung, ihre Starrheit oder Realitätsverzerrung von anderen Urteilen unterscheiden, da wir die Frage der psychischen Entstehung von Einstellungen hier nicht untersuchen. Wir setzen wissenssoziologisch an und betrachten Einstellungen/Vorurteile als Bestandteil des Wertsystems und des kollektiven Wissens einer Gruppe, die im Sozialisationsprozeß gelernt werden. Diese Einstellungen bilden dann Schemata, die die soziale Wahrnehmung der Gruppenmitglieder steuern (vgl. zum Schemabegriff Ruhrmann, 1989, S. 43ff.). Diese Einstellungen zeichnen sich sowohl durch Elastizität wie durch Dauerhaftigkeit aus (Sodhi/Bergius 1953, S.15), d.h. sie überdauern auch in veränderten Situationen und können widersprüchliche Erfahrungen integrieren. Wir wollen immer dann Einstellungen als Vorurteile negativ kennzeichnen, wenn sie sozial unerwünscht sind, d.h. gegen die Normen der Rationalität, der Mitmenschlichkeit und der Gerechtigkeit (Gleichheit) verstoßen (vgl. zu diesem normativen Konzept des Vorurteils Harding et al. 1969; Estel 1983).
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© 1991 Leske + Budrich, Opladen
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Bergmann, W., Erb, R. (1991). Antisemitismus als soziales Vorurteil. In: Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91415-6_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91415-6_5
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-0865-7
Online ISBN: 978-3-322-91415-6
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