Zusammenfassung
Die Aktivitäten des Rechtsextremismus haben in der Bundesrepublik im Jahr 1992 sprunghaft zugenommen. In der Bilanz registrierter Gewalttaten, die das Bundesamt für Verfassungsschutz führt, läßt sich eine Steigerung um 54% auf 2285 Vorfälle ablesen. In 9 von 10 Fällen waren Ausländer, insbesondere Asylbewerber das Opfer von Angriffen.1 Dabei wurden 17 Menschen getötet.2 Die Zunahme der Bereitschaft, im Namen der Deutschen und ihrer Rechte zur Gewalt zu greifen, ist ein Zeichen für ein gesellschaftliches Klima, das weit über den Kreis der rechtsextremen Täter hinausreicht. Die rechte Gewalt kommt „stark aus der Mitte der Bevölkerung.“3 Sie gründet in einem „latenten Rassismus in unserer Gesellschaft.“4 Annähernd 20% der Westdeutschen fühlten sich 1992 durch die Anwesenheit von Menschen anderer Nationalität oder Rasse gestört. Über 40% wünschten sich die anwesenden Ausländer in ihren Rechten stärker beschränkt (Wiegand 1992: 25, 27). Und die Ausländerfeindlichkeit verbindet sich in manchen Bevölkerungsteilen mit nationalistischen und demokratiefeindlichen Elementen zu einem rechtsextremen Weltbild (Müller, Schubarth 1992: 16 ff). In Westdeutschland macht die Demoskopie ein Potential von 10% bis 15% der Erwachsenen mit „relativ geschlossenem rechtsextremen Weltbild“ erkennbar (Kreutzberger 1992: 55) — „zuzüglich einem weiteren Drittel der erwachsenen Bevölkerung, das auf die eine oder andere Weise ‚Anfälligkeiten‘ gegenüber rechtsextremen Positionen aufweist“ (ebd.). Denn „rechtsextreme Motive und Mentalitäten sind (...) auch in politischen Stammkulturen der Bundesrepublik anzutreffen“ (Klönne 1990: 27).
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© 1993 Leske + Budrich, Opladen
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Weiß, R., Nebel, B. (1993). Protokoll einer gesellschaftlichen Auseinandersetzung. In: Lokalradio und Rechtsextremismus. Schriftenreihe Medienforschung der Landesanstalt für Rundfunk Nordrhein-Westfalen, vol 12. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91403-3_2
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-1176-3
Online ISBN: 978-3-322-91403-3
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