Konsularische Aufgaben

Zusammenfassung

An einem Werktagmorgen in Peking, der Hauptstadt der Volksrepublik China. Dienstbeginn an der Botschaft ist morgens um 8.00 Uhr — im Sommer bei bereits drückender Hitze, im Winter noch bei Dunkelheit und zum Teil klirrender Kälte; Temperaturen unter −10° Celsius sind keine Seltenheit. Die Fahrt ins Büro führt durch den chaotischen Pekinger Straßenverkehr jeden Morgen auch an der Visastelle der US-amerikanischen Botschaft vorbei. Hier sieht man sommers wie winters das immer gleiche Bild, das tagtäglich einen Vorgeschmack auf das liefert, was einen kurz darauf vor der eigenen Botschaft erwartet: eine riesige Menschentraube, die Kundschaft der Visastelle. Rund um die US-Vertretung hat sich ein beachtlicher „tertiärer Sektor“ gebildet: Von Schreibbüros, in denen die in der Regel keiner Fremdsprache mächtigen Antragsteller professionelle Hilfe beim Ausfüllen ihrer Visaformulare in Anspruch nehmen können, über Copyshops bis hin zu Imbissbuden, in denen man die Wartezeit mit einem Tee oder einer Nudelsuppe überbrückt, wird praktisch jede Dienstleistung angeboten. Der Rest ist warten, warten, warten. Warten auf den Einlass und das folgende „Interview“ in der visa section, nachdem die Entscheidung darüber getroffen wird, ob man seine Verwandten oder Freunde jenseits des großen Teichs besuchen darf oder ob der Antrag abgelehnt wird, die ganze Warterei, das Vorbereiten und die unter Umständen tagelange Anreise nach Peking vergebens waren und man den Heimweg mit einem Ablehnungsbescheid in der Hand anstatt eines Visumetiketts im Pass antreten muss.