Zusammenfassung
Mit Integration wird in der öffentlichen Diskussion, häufig implizit, die Erwartung einer Eingliederung und Anpassung von Personen und Kollektiven an vorgefundene Anforderungen und institutionelle Arrangements verstanden. In den Sozialwissenschaften wird der Begriff dagegen viel komplexer gefasst, doch, obwohl er zu den soziologischen Grundbegriffen gehört, ist seine Verwendung häufig vage und unbestimmt (Friedrichs und Jagodzinski 1999: 11). Es ist kaum verwunderlich, dass in der politischen und öffentlichen Diskussion zwar häufig eine Integration von Zuwanderern gefordert wird, was dies jedoch inhaltlich bedeutet, bleibt offen. Eine semantische Klärung des Integrationsbegriffs muss daher einer Bestimmung seiner Indikatoren vorausgehen. Erst dann lassen sich die abgeleiteten Indikatoren auf ihre Aussagekraft hin analysieren und die Frage eines Fortschreitens oder Stockens der Integration von Migranten diskutieren. Indem der Begriff der Integration in seine Dimensionen zerlegt wird, soll im Folgenden ein Schritt in diese Richtung gegangen werden. Die Analyse wird deutlich machen, dass selbst nach der Entwicklung eines Integrationsmodells und der Zusammenstellung von Indikatoren die Beurteilung des Voranschreitens einer Integration schwer fällt.
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Kecskes, R. (2004). Die soziale Integration von Migranten: Dimensionen, Indikatoren und Probleme ihrer Interpretation. In: Kecskes, R., Wagner, M., Wolf, C. (eds) Angewandte Soziologie. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91384-5_10
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