Zusammenfassung
Als die amerikanische Armee Ende der siebziger Jahre für Frauen geöffnet wurde, erklärte der renommierte General Westmoreland: „Kein vernünftiger Mann will, dass eine Frau in den Kriegen der Nation kämpft.“ Zwanzig Jahre später erklärte der Kommandeur der amerikanischen Luftwaffe anlässlich eines Hearings zur Aufhebung des sog. „Kampfverbotes“ für Frauen, er würde einen weniger qualifizierten Mann einer hochqualifizierten Frau vorziehen, hätte er eine Kampfposition zu besetzen (zit. in Francke 1997, S. 23; S. 232). Diese Aussprüche stehen stellvertretend für viele ähnlicher Art und charakterisieren eine für moderne Gesellschaften ungewöhnliche Situation: Obwohl sich in den letzten Jahrzehnten die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern in den westlichen Ländern gravierend verändert haben und die Verweigerung gleicher Positionen für Männer und Frauen in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen hochgradig legitimationsbedürftig ist, ist das Militär eigentümlich unberührt von diesen Gleichstellungstendenzen geblieben. Der Soldatenberuf ist auch am Ende des 20. Jahrhunderts eine fast ausschließlich männliche Domäne. Militär, Krieg, politisch-militärische Konfliktregelung, Peacekeeping und damit der gesamte Bereich der internationalen Beziehungen sind in einer für moderne Gesellschaften extremen und ungewöhnlichen Weise durch die Geschlechtertrennung charakterisiert. In keinem anderen gesellschaftlichen Bereich wird die Geschlechterdifferenz noch als so „natürlich“ und „unvermeidlich“ empfunden wie in den Institutionen kollektiver Gewaltausübung. Der „Krieger“ ist als „Kriegerin” kaum vorstellbar. Er ist aber auch kaum als homosexueller Mann vorstellbar: Das Bild des Kämpfers oder Soldaten ist in unserer Kultur so untrennbar mit hegemonialer Männlichkeit, also den herrschenden Vorstellungen darüber, was Männlichkeit ausmacht, verbunden, dass es einen erheblichen Aufwand an Phantasie verlangt, sich einen schwulen oder weiblichen Helden vorzustellen (Connell 1999, S. 257).
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Seifert, R. (2000). Der innere Gral der Männlichkeit: Zur männlichkeitskonstituierenden Funktion des Militärs. In: Bieringer, I., Buchacher, W., Forster, E.J. (eds) Männlichkeit und Gewalt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91371-5_22
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