Zusammenfassung
Wie in Kapitel 2.2 aufgezeigt, vollzog die PDS keinen radikalen Bruch mit der SED, weder institutionell — die PDS ist Rechtsnachfolger der SED — noch personell: Noch 1992 waren 98% der PDS ehemalige SED-Mitglieder. Dabei ist natürlich zu beachten, daß die SED im Oktober 1989 ca. 2,3 Millionen Mitglieder, die PDS im Dezember 1992 ca 147000 Mitglieder hatte.188 Nach Gerner waren 1996 — nach weiterem Absinken der Mitgliederzahl — noch ca 90% der PDS-Mitglieder ehemalige SED-Mitglieder.189 Auch die überwiegende Mehrheit der PDS-Führung rekrutiere sich aus ehemaligen SED-Mitgliedern.190
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Vgl. z.B. Neugebauer/Stöss (1996), S. 146f.
Vgl. Gerner (19966), S. 234f.
Vgl. ebd., S. 236ff, zu quantitativen Analysen der PDS-Mitgliedschaft, vgl. allgemein Neugebauer/Stöss (1996), I.3., Fraude (1993), S. 103–115, Gemer (1994), Kapitel 4 und 5.
CDU-Dokumentation 14/95, S. 6.
Vgl. CDU-Dokumentation 14/95, S. 6f.
Vgl. dagegen Moreau/Lang (1996), S. 419.
So mußte z.B. auch M. Brie Zusammenarbeit mit dem MfS einräumen, zu den Einzelheiten vgl. z.B. Mathiopoulos (1994), S. 118ff, Glotz/Fichter (1992), S. 369.
CDU-Dokumentation 14/95, S. 6f.
In einem Focus-Interview, Focus,6. Nov. 95.
Wochenpost,26. Januar 1995.
Vgl. A. Brie (1994), S. 3f, vgl. auch Mathiopoulos (1994), S. 138f.
An dieser Stelle muß — angesichts der Materiallage — die Frage offen bleiben, ob Mathiopoulos Einschätzungen von anderen geteilt werden.
A. Bries beruflicher Werdegang ist nicht völlig unabhängig vom Eltemhaus zu sehen, wobei wahrscheinlich beide Eltem — der Vater als Diplomat, die Mutter als Journalistin — eine Rolle spielten. A. Brie war nicht nur Wissenschaftler, sondern publizierte auch Kurzprosa, Kinderbücher, Aphorismen, Kabarettexte, Satire für den Eulenspiegel, vgl. hierzu neben A. Brie (1996a), Barth u.a. (Hg.),(1995), S. 101. Auch seinen Bruder Michael zeichnet eine gewisse sprachliche Kompetenz aus, vgl. z.B. die unterschiedlichen Textgattungen in Brie/Klein (1993).
Vgl. Munzinger Archiv, Barth u.a (Hg.),(1995), S. 100, Mathiopoulos (1994), S. 147f. Am Institut für Internationale Beziehungen war er laut Barth 1986–89 Dozent und Lehrstuhlleiter, laut Mathiopoulos lehnten das Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten und das ZK seine Berufung zum Professor „immer mit der Begründung ab, André Brie sei ein unsicherer Kantonist“. Ebd., S. 148.
Zitiert nach Wochenpost, 26. Jan. 1995.
Das Interview lag mir als Transkript vor. Rechtschreib-und offensichtlichen Syntaxfehler werden berichtigt und durch Klammem kenntlich gemacht.
Ebd., S. 4. Zu der Frage, inwieweit dieses Denken seine Entscheidung beeinflußt hat, 18jährig den Kontakt zum MfS zu suchen, vgl. 3. 5.
Vgl. hierzu auch 3.4.
NZ,27.10.92.
A Brie (1994a), S. 3.
Vgl. NZ,27.10.92, vgl. allgemein Mathiopoulos (1994), S. 146–151, zur Einschätzung Bries durch Schorlemmer, vgl. ebd., S. 157.
Dies stützt die These der Sekundarität der DDR, vgl. dazu M. Brie (1993b), S. 39–42.
Die Überprüfung der anderen Aussage des Buches, daß die Nachrüstung des Westens das Gleichgewicht und den Frieden gefährdete, überlasse ich Militärexperten. Doch selbst wenn die Aussage unhaltbar wäre, wäre dies m.E. ein wissenschaftlicher Irrtum, und A. Brie wäre dabei in der Gesellschaft renommierter westlicher Gegner der Nachrüstung.
Mathiopoulos (1994), S. 146, 160.
Ebd., S. 146.
Vgl. A. Brie (1990a), bes. S. 66f, vgl. A. Brie (1991a).
Die Zone, die er vor sich errichtet hat, soll ihn offensichtlich schützen und ihm zugleich Privatheit garantieren.“ Mathiopoulos (1994), S. 146.
A. Brie (1990a), S. 67, vgl. auch „Mein Glaube versetzt Berge“, in P/D 24 /93, S. 12.
Vgl. A. Brie (1984), S. 35f.
Vgl. z.B. A. Brie (1992), S. 91–103, bes. 102f.
Im folgenden zitiere ich nach der 2. Auflage. Zuvor hatte ein Textvergleich ergeben, daß die 2. Auflage tatsächlich nur geringfügig aktualisiert wurde, vgl. z.B. S. 130 (1. Auflage) vs. S. 130 (2. Auflage), S. 166f (1. Auflage) vs. S. 166–170 (2. Auflage).
Z.B. folgt derTabelle 1 „Stationierung von US-Streitkräften im Ausland“ keine Tabelle 2 „Stationierung von sowjetischen Streitkräften im Ausland”, vgl. Brie (1986), S. 25, vgl. „Die Positionen der aggressivsten Kreise des Imperialismus“, ebd., S. 72ff, vgl. die einseitige Betonung der unbeweglichen Haltung der USA angesichts des „weitgehende(n), flexible(n) Entgegenkommen(s) der UdSSR”, vgl. ebd., S. 104ff; vgl. auch A. Brie (1990c), S. 74, 105, 153.
Vgl. A. Brie (1986), S. 59f, A. Brie (1990c), S. 133, 139ff, S. 153ff, S. 164ff.
Vgl. A. Brie (1990c), 153ff.
Vgl. D. Klein (1988), Kap. 3
A. Brie (1990c), S. 133.
A. Brie (1992), S. 91, zu seiner Begründung vgl. ebd., S. 91–103.
A. Brie (1990c), S. 130f.
Vgl. HUB (1989).
Die Verweise auf Gorbatschow und Schewardnadse dienten auch der Absicherung des Projekts, vgl. ebd., S. 32, FN 12, 13, 15.
Vgl. z.B. A. Brie (1990c), S. 130. Allerdings gibt es — implizite — Einschränkungen: Er fordert zur Festigung der internationalen Sicherheit und des Weltfriedens u.a. die „Respektierung des Rechts jeden Volkes, seinen Entwicklungsweg frei zu wählen“ (ebd., S. 135). Wenn man dies konsequent zu Ende denken würde, müßte man Demokratisierung weltweit fordern.
Im folgenden zitiert als Brie/Wallraf (1990) nach der Veröffentlichung in Land (Hg.),(1990).
Brie/Wallraf (1990), S. 157 „Kein Staat der Welt ist so sehr von (sicherheits)politischer, ökonomischer und anderer 276 Vgl. Land/Possekel (1994), S. 42.
Vgl. Mathiopoulos (1994), S. 148. Er sei deswegen aus der Parteileitung eines Instituts ausgeschlossen worden, vgl. Hinweise zu den Autoren in Freibeuter 43 (1990), S. 157.
NZ,27.10.92. Vgl. zu diesem Komplex ausführlicher A. Brie (1996a), S. 65–69.
Der Spiegel 9/94.
NZ,27.10.92, vgl. auch A. Brie (1994), S. 7, A. Brie (1996a), S. 84. Auch wenn das MfS am 27. Juli 1989 seine Zweifel an der Zuverlässigkeit Bries als unbegründet erklärt (vgl. Moreau/Lang (1996), S. 442), so belegt dies auch die Behauptung Bries, daß diese Zweifel im Frühjahr bestanden. Der von Moreau zitierte Aktenvermerk kann als Beleg gesehen werden, daß das MfS die Absicht hatte, die Zusammenarbeit mit Brie wieder aufzunehmen, nicht jedoch dafür, daß diese Absicht tatsächlich verwirklicht wurde.
Bönte/Reuth (1993), S. 88, vgl. FN 79, S. 226.
Insofern folge ich hier auch Mathiopoulos nicht, die 1994 behauptet hat, er schweige zu seiner MfS-Vergangenheit auch nach seinem Outing weiter, vgl. Mathiopoulos (1994), S. 157–161.
Sowohl der PDS-Kritiker P. Moreau als auch A. Bönte, Leiter und Moderator des ARD-Magazins „Report aus München“, als auch Mitarbeiter des Spiegels hatten die MfS-Akte Bries eingesehen bzw. einsehen gelassen (vgl. Moreau (1994), S. 177, Reuth/Bönte (1993), S. 226, FN 77 und 79, der SPIEGEL 9/94). Doch es gab keine weiteren Enthüllungen, und dies obgleich sich weder Moreau noch Bönte, noch der Spiegel, durch besondere PDS-Nähe auszeichnen.
A. Brie (1994), S. 6.
Vgl. 2. Parteitag, 2. Tagung, Berlin 21. bis 23. Juli 1991, Reden, Beschlüsse und Dokumente (oO,oJ), S. 167ff.
H. Hegewald, zitiert nach Mathiopoulos (1994), S. 158, vgl. auch ebd., S. 158ff.
Vgl. NZ,27.10.92, wobei Brie zwar seine Feigheit erwähnt, aber in erster Linie äußere Gründe für sein Schweigen angibt, darauf gehe ich an anderer Stelle noch ein.
Ob dies rechtzeitig genug geschah, um eine potentiell selbstgefährdende Flucht vor sich selbst zu stoppen, kann wohl nur A. Brie selbst beurteilen.
Vgl. NZ,27.10.92, A. Brie (1994).
zu M. Böhme, Stolpe, de Maizière, vgl. einführend Mathiopoulos (1994).
NZ,27.10.92.
Zitiert nach PID 8/92, S. 1.
Vgl. Gysi (1995), S. 210, 308.
Ebd., S. 210.
Vgl. ebd, S. 216, 308.
Möglich wäre es, daß Gysi sein Verhalten auf dem Berliner Landesparteitag im Dezember 1992 erklärt hat, doch mir steht kein Material darüber zu Verfügung. Eine entsprechende Nachfrage an den Landesvorstand Berlin blieb ohne Antwort.
Vgl. Land/Possekel (1994), S. 40 und 42.
Vgl. Land (1994), S. 241ff.
Vgl. Land/Possekel (1994), S. 43.
Ebd., S. 43f.
Das sieht Adolphi hingegen anders. Laut ND äußerte er sich auf dem Berliner Landesparteitag vom Oktober 92, er habe sich von Brie selbst zum Rücktritt gedrängt gesehen, vgl. ND,26.10.92.
NZ,27.10.92.
Vgl. die Avantgardismusdefinition Lands (1994), S. 236.
NZ,27.10.92.
Vgl. dazu Neugebauer/Stöss (1996), S. 200f.
Davon kann — laut Gysi — nicht die Rede sein, vgl. Gysi (1995), S. 308.
Vgl. dazu z.B. den Leserbrief von Christine Ostrowski, ND,28.10.92.
A. Brie (1996a), S. 7.
Da keine gegenteiligen Informationen vorliegen, wird im folgenden davon ausgegangen, daß die Behauptung Bries, er sei nicht gefragt worden (vgl. NZ,27.10.92) der Wahrheit entspricht.
Gysi (1995), S. 210.
A. Barbe in einem Gespräch in Tutzing, 28.11.96.
Vorwürfe dieser Art lassen sich generell nicht falsifizieren: auch ich könnte beispielweise nicht beweisen, kein gutgetarnter Stalinist zu sein.
Ich hatte mich bemüht, bei meiner Untersuchung des bayrischen Landesverwands Indizien gegen A. Brie zu sammeln. A. Brie wurde vom Landesverwand in der Auseinandersetzung um von Einsiedel und die Durchsetzung der Offenen Liste massiv stalinistisches Verhalten vorgeworfen. Dieser Vorwurf ließ sich nicht erhärten, obgleich der bayr. Landesverband hier, da es „gegen Berlin“ ging, sehr kooperativ war, zu den Auseinandersetzungen um den LV Bayern, vgl. 6. 2. 3.
Dies gilt in beiden Richtungen: Auch aus der aufgrund ihrer Jugend relativen „Unbelastetheit“ S. Wagenknechts lassen sich keine Rückschlüsse ziehen. Das gleiche gilt für eine nicht-extremistische Herkunft etlicher Westgenossen.
Dies ist auch innerhalb der PDS-Forschung zur DDR-Geschichte anerkannt, vgl. z.B. M. Schumann (1992a).
Vgl. Die Zeit 26/94, S. 12 Insofern sind Forderungen nach seinem Rückzug aus der Politik m.E. nur nachvollziehbar, wenn sie von Leuten kommen, die sich als Gegner der PDS verstehen. Leuten, denen an dem Verschwinden der PDS gelegen ist, können kein Interesse an einer PDS haben, die die DDR-Vergangenheit kritisch und selbstkritisch aufarbeitet. Insofern kann diesen nichts an Funktionsträgern der PDS gelegen sein, deren Biographie die PDS eigentlich dazu zwingen würde. Insofern erklärt sich diese Forderung A. Barbes (Gespräch in Tutzing, privat, 28.11.96), nicht aber dieselbe Forderung A. Marquardts (vgl. Die Zeit 26/94, S.12).
Zu aktuelleren Auseinandersetzungen, vgl. Kap. 4.4.
Zitiert nach Disput 3/4 (93), S. 13.
Vgl. taz,17.12.94, Der Spiegel 50/93, Neugebauer/Stöss (1996), S. 202.
Vgl Der Spiegel 50/93.
Einmal allerdings berichtete Kutzmutz handschriftlich über eine „Genossin aus der Gruppe 1“,die aus der Partei austreten wollte.” Ebd.
A. Brie (1996a), S. B. Allerdings habe ich im Augenblick keinen Grund zu der Annahme, daß A. Brie hier lügt. Th. Nord ist meiner Bitte, sich dazu wie zur fragwürdigen Haltung des Berliner Landesverbands in dieser Frage zu äußern, nicht nachgekommen. Angesichts der mangelnden Kooperationsbereitschaft des Berliner Verbandes gehe ich hier von der Richtigkeit der Ausführungen Bries aus.
Ebd., S. 25, vgl. auch ebd. S. 26ff.
Der Fall Brie wäre m.E. dafür geeignet gewesen, zudem offensichtlich Brie zunächst bereit war, den für ihn sicher schmerzhaften Prozeß durchzustehen. Auf ihn mußte erst auf der Berliner Landesversammlung Druck ausgeübt werden, zurückzutreten.
Dabei ist m.E. in der Tat davon auszugehen, daß es sich dabei um einen lebenslangen Prozeß handelt, vgl. A. Brie (1996b), S. 22f.
Rights and permissions
Copyright information
© 2000 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Sturm, E. (2000). „Moderne Sozialisten“ in der PDS: das Beispiel A. Brie. In: „Und der Zukunft zugewandt“?. Forschung Politikwissenschaft, vol 77. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91367-8_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91367-8_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-2678-1
Online ISBN: 978-3-322-91367-8
eBook Packages: Springer Book Archive