Zusammenfassung
Oberflächlich betrachtet scheint die semantische Analyse des Worts weil einfach genug zu sein. Wenn wir in einem Wörterbuch nachschlagen, finden wir als Umschreibung etwa „da; aus dem Grunde, daß…“ und akzeptieren dies ohne Bedenken, da wir uns längst daran gewöhnt haben, statt einer Definition eine Gruppe sogenannter Synonyme angeboten zu bekommen. Ein Grammatiker würde noch hinzufügen, daß weil als kausale Konjunktion dient, und wir wissen aus eigener Spracherfahrung, daß es meist in Antworten auf Warum-Fragen auftritt. Wir fühlen uns daher sicher, wenn wir sagen, daß weil das Wort oder den Ausdruck markiert, die auf eine solche Frage folgen und den Grund für eine Tätigkeit oder einen Sachverhalt angeben. Damit ist aber herzlich wenig gesagt, wir erfahren ja lediglich, daß wir weil oft durch aus dem Grund, daß usw. ersetzen können, keiner dieser Ausdrücke aber sagt uns wirklich, was wir denn nun mitteilen, wenn wir ihn benutzen. Zwar hat diese wechselseitige Ersetzbarkeit durchaus etwas mit Bedeutung und Semantik zu tun — Wörter können als austauschbar eben nur gelten, weil sie in zumindest gewissem Maß semantisch äquivalent sind —, nichts aber mit semantischer Analyse. Es kann eine(r) sehr wohl wissen, daß das WortAutomobil durch das Wort Kraftwagen ersetzbar ist und dennoch keine Ahnung von den spezifischen Merkmalen haben, die eine Sache aufweisen muß, umAutomobil oder Kraftwagen genannt werden zu können. Für den Linguisten wie den Psychologen wäre es sehr nützlich, wenn es Methoden der Beschreibung oder Kennzeichnung derjenigen Sache gäbe, auf die ein bestimmtes Wort korrekt bezogen werden kann.
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© 1987 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig / Wiesbaden
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von Glaserfeld, E. (1987). Weil und die Begriffe der Verursachung. In: Wissen, Sprache und Wirklichkeit. Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie, vol 24. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91089-9_4
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-528-08598-8
Online ISBN: 978-3-322-91089-9
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