Zusammenfassung
Das folgende Kapitel dient in der Hauptsache der Illustration und Dokumentation vorangegangener Ausführungen. Bedeutung und sozioökonomischer Stellenwert der Interessenkoalition, die die italienische Expansionspolitik in Europa zu ihrer Sache gemacht hatte, und insbesondere jener Lobby, die mit dem Etikett „Triestiner Clique“ versehen wurde, bedürfen in der Tat der Konkretisierung.
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Literatur
Vgl. ders., L'imperialismo (Anm. 10), S. 169 f., 385, 579 u. passim; informativ auch der ungezeichnete Artikel, La situazione di Trieste, in: Lo Stato operaio,VII. Jg., 8/1933, S. 533-536.
Die Verschmelzung eingesessener Kapitalinteressen (besonders Banken, Reedereien, Werften, Handelshäuser) mit dem italienischen Kapital und somit ihre „Nationalisierung" brachte die Triestiner Interessen zwar um ihre relative Autonomie, versetzte sie nun aber in die Lage, den nationalen Staat für die eigenen Expansionsinteressen einzuspannen; vgl. hierzu La situazione di Trieste (Anm. 231).
In der breiten Debatte zum Selbstverständnis des italienischen Faschismus in jenen Jahren bildete die nationalkatholische freilich nur eine von mehreren z. T. rivalisierenden, z. T. sich ergänzenden Komponenten. Auf diese Zusammenhänge werde ich im 4. Teil der Arbeit ausführlich eingehen.
Von daher auch der zäsurähnliche Charakter, der den Kämpfen um die Zolltarifpolitik in der Geschichte Italiens zukam: 1878/1887; 1921; 1931/32.
Wobei im nationalen Kontext jene Kräfte im Vorteil gegenüber ihren nationalen Konkurrenten waren, deren Interessenlage mit der auf dem Weltmarkt vorherrschenden übereinstimmte; vgl. hierzu auch die Überlegungen von Antonio Gramsci, auf die ich im 4. Teil, 1. Kap. ausführlich eingehe.
Zit. nach Francescon-Centa, Außenhandelspolitik (Anm. 25), S. 16 (dort auch ausführlich zum Thema).
Deshalb wäre es sprachlich richtiger, von,Gleichbegünstigung` oder,Gleichbehandlung` statt von,Meistbegünstigung` zu sprechen." Vgl. Th. Pütz, „Meistbegünstigung", in: Handwörterbuch der Sozialwissenschaften,Bd. 7, Göttingen 1961, S. 285, 1. Sp.
Francescon-Centa, Außenhandelspolitik (Anm. 25), S. 26f.; dort auch ausführlich zu den Modifikationen in der Anwendung der MBK.
Vgl. die aufschlußreichen Ausführungen hierzu von Sommer, Neugestaltung (Anm. 129), bes. S. 130 ff. u. passim.
das gewollte Ziel, der vertragspolitische Sinn dieser Spezialisierung [besteht] darin, mittels einer möglichst weitgehenden Differenzierung der für die Einfuhr in Betracht kommenden Waren einen entsprechend weiten Spielraum für Vertragsverhandlungen zu erlangen." Denn das Ausmaß der Vorteile, die von einem Kontrahenten gefordert werden können, wird um so größer sein, je zahlreicher die Warensorten sind, für die er seinerseits Vergünstigungen anbieten kann. „Ein derart spezialisierter positionsreicher Zolltarif gleicht gewissermaßen einem Warenverzeichnis", das einen in die Lage versetzt, „seine bei Vertragsverhandlungen zu machenden Zugeständnisse bedeutend an Wert zu steigern, weil die Zollvergünstigung, die dem Kontrahenten auf irgend eine Ware gewährt wird, für diesen einen Spezialvorteil darstellt, für die anderen meistbegünstigten Staaten jedoch, insbesondere also für Staaten mit wenig spezialisierten Tarifen, also etwa für Agrarstaaten, überhaupt nicht in Betracht kommt." Sommer, Neugestaltung (Anm. 129), S. 132.
Vgl. Piitz, „Meistbegünstigung" (Anm. 238), S. 285, Sp. 1 I.
Schiller, Der internationale Wettstreit (Anm. 153), S. 655, Anm. 1.
Zur allgemeinen Entwicklung, vgl. die zitierten Arbeiten von Sommer und Schiller, beide entschiedene Gegner der MBK.
So Sommer, Neugestaltung (Anm. 129), S. 132 f.
Ebd., S. 146.
Francescon-Centa, Außenhandelspolitik (Anm. 25), S. 16.
Ausführlicher dazu ebd., S. 18 ff.
Schiller, Der internationale Wettstreit (Anm. 153), S. 664.
Abgedr. in: Ministero delle Corporazioni, Atti dell'assemblea generale del Consiglio Nazionale delle Corporazioni, sessione seconda,Rom 1931, S. 71-159. Zur Entstehung des Nationalrats der Korporationen (Consiglio Nazionale delle Corporazioni), zu seiner geplanten und zu seiner tatsächlichen politischen Funktion im Korporativsystem des italienischen Faschismus vgl. Alberto Aquarone, L'organizzazione dello stato totalitario,Turin 1965, S. 139, 189 ff.; Joachim Ranke, Faschismus und Korporativismus. Studien zur politisch-philosophischen Lehre des Faschismus sowie Tiber das Verhältnis von Idee und Wirklichkeit in der faschistischen Wirtschaftsverfassung,Würzburg 1942, S. 81 ff. Der Nationalrat der Korporationen wurde 1926 dem neu gegründeten Korporationsministerium als beratendes Organ beigeordnet, 1930 wurde er in den Rang eines gesetzgebenden Organs des Korporativsystems erhoben. Mussolini sprach anläßlich der Reform von einem „Generalstab der Wirtschaft" mit weitreichenden normativen Befugnissen. In der politischen Realität sollte der Rat jedoch kaum eine Rolle spielen.
Die in der Literatur eher beiläufig, wenn überhaupt, berücksichtigt werden; s. z. B. Calderoni, I cento anni (Anm. 15), S. 157; Francescon-Centa, Außenhandelspolitik (Anm. 25), S. 86 f.
Nicht Guarneri, der anwesende Vertreter der Confindustria, unterzeichnete jedoch, sondern der Generalsekretär der Organisation, G. Olivetti, der während der Debatte nicht in Erscheinung getreten war. Ungeklärt muß hier bleiben, inwieweit der Rücktritt von G. Olivetti als Generalsekretär der Confindustria Anfang 1934 in einem Zusammenhang mit dem sich abzeichnenden désistement Italiens im Donau-und Balkanraum und mit der Absetzung von G. Jung steht.
Vgl. u.a. D'Amoja, Declino (Anm. 107) passim; De Felice, Mussolini il duce (Anm. 3), passim.
Durch königliches Dekret v. 25. August 1932 wurde der Minister im Amt ermächtigt, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, „um die Organisation des Ministeriums den Erfordernissen der internationalen Situation anzupassen". Dies kam einer Aufhebung der bis dahin geltenden Praxis, Änderungen nur über formale Maßnahmen durchzusetzen, gleich. Vgl. D'Amoja, Declino (Anm. 107 ), S. 103.
Nach, Chi è? Dizionario degli Italiani d'oggi,Rom 31936.
Zu den sich 1923 in Triest zuspitzenden Führungskämpfen zwischen dem von Suvich angeführten nationalistischen Flügel der Faschisten, die mit den wichtigsten Kapitalgruppen in Verbindung standen, und den sogenannten reinen Faschisten vgl. Adrian Lyttelton, La Conquista del Potere. Il fascismo dal 1919 al 1929,Bari 1974, S. 443 f.
Es handelte sich um die „Riunione Adriatica di Sicurtà". Zur traditionell führenden Rolle der Triestiner Versicherungsgesellschaften im italienischen Nationalismus und Imperialismus vgl. Enzo Collotti, Il ruolo della Bulgaria nel conflitto tra Italia e Germania per il nuovo ordine europeo, in: Il Movimento di Liberazione in Italia,1972 (Juli—September), S. 53-90, bes. S. 58f.
Für Hinweise zur Rolle von Suvich als Exponent der Triestiner Interessenkoalition vgl. auch Mario Pacor, Italia e Balcani dal Risorgimento alla Resistenza,Mailand 1968, S. 89; vgl. auch Suvichs eigene Aussagen, in: Il Processo Roatta,hrsg. v. Donatello de Luigi, Rom 1945, bes. S. 18.
Suvich berichtete, daß Berlin in ihm den Verantwortlichen für die Entsendung italienischer Truppen an den Brenner nach der Ermordung von Dollfuß sah; s. seine Aussage während des Processo Roatta (Anm. 260), S. 19.
D'Amoja, Declino (Anm. 107), S. 96 ff.
Nach Mussolinis Sturz wurde Jung als einziger Politiker aus der faschistischen Ära Mitglied der Regierung Badoglio; vgl. Lucio Villari, Il capitalismo italiano del novecento,Bari 1972, S. 237, Anm. 1.
Nach: Chi è? Dizionario degli italiani d'oggi,Rom 41940; Guarneri, Battaglie economiche (Anm. 79), S. 300; De Felice, Mussolini il duce (Anm. 3), S. 174 f., 288 f.
DDF (Anm. 118), 20. 5. 1933, Nr. 304.
Maurice Pernot, La Politique du Saint-Siège en Europe Centrale, in: L'Esprit International,1934, Nr. 29, S. 80-94, bes. S. 94.
Dazu ebd.; ausführlich zur Entwicklung nach dem Ersten Weltkrieg: Friedrich EngelJanosi, II Vaticano fra fascismo e nazismo, Florenz 1973.
Ebd.,.bes. S. 117 u. passim.
Ausf. zu dieser Frage ebd., S. 128-131.
So A. C. Jemolo, zit. nach ebd., S. 149. Für die Beilegung des Konflikts hatte sich besonders tatkräftig der neue Kardinalstaatssekretär, Eugenio Pacelli, eingesetzt (ebd., S. 150).
F. Charles-Roux, Huit ans au Vatican 1932-1940, Paris 1947, S. 110 f.; vgl. auch Pernot, La Politique (Anm. 266 ), S. 91.
UDF' (Anm. 118), Nr. 375 (Puaux/Wien, 8. 6. 1933); ausführliche Angaben bei: EngelJanosi, Il Vaticano (Anm. 267), S. 179 ff.; Pernot, La Politique (Anm. 266), S. 91 f.
Engel-Janosi, II Vaticano (Anm. 267), S. 157 ff., auch S. 182.
Charles-Roux, Huit ans (Anm. 271), passim; Engel-Janosi, II Vaticano (Anm. 267), S. 171.
Charles-Roux (20. 5. 1933), DDF (Anm. 118), Nr. 304.
Engel-Janosi, Il Vaticano (Anm. 267), S. 174 ff.
Zit. nach ebd., S. 182 f.; dort auch weitere Hinweise über den Verlauf der Verhandlungen. 279 Vgl. auch Adam Wandruszka, Zwischen den Weltkriegen, in: Silvio Furlani/Adam Wand- ruszka, Österreich und Italien, Ein bilaterales Lesebuch,Wien/München 1973, S. 237- 255, hier bes. S. 249 f.
In der Forschung wird hier von der „privilegierten" Position Österreichs im Verhältnis zum Vatikan gesprochen; s. Engel-Janosi, Il Vaticano (Anm. 267), S. 187.
Auf die weitreichenden Auswirkungen der Versöhnung von italienischem Staat und Vatikan hinsichtlich der Zusammenarbeit und Verflechtung von italienischen Wirtschaftsinteressen mit denen des Vatikans, besonders auf der Ebene des Finanzkapitals, kann in diesem Zusammenhang nicht eingegangen werden; vgl. als Überblick hierzu Giovanni Grilli, La finanza vaticana in Italia,Rom 1961, insbes. S. 55-73.
Zur Entstehung des „Austrofaschismus" und dabei zur Rolle des italienischen Faschismus sowie der Kurienpolitik vgl. Collotti, Considerazioni (Anm. 103); ders., Il fascismo (Anm. 77); auch als Überblick: Santarelli, Storia (Anm. 13), S. 333 ff. u. passim.
Vgl. Collotti, Il fascismo (Anm. 77), S. 16 f. und die dort angegebene Literatur.
Ausführlich dazu: Santarelli, Storia (Anm. 13), bes. Kap. X.
285 An AA (6. 10. 1933). AzDAP (Anm. 191), Nr. 485.
286 Puaux, Wien (1. 6. 1933). DDF (Anm. 118), Nr. 348, auch Nr. 375.
287 Vgl. Santarelli. Storia (Anm. 13), S. 308 u. passim.
Vgl. besonders Renzo De Felice, I rapporti tra fascismo e nazionalsocialismo fino all'andata al potere di Hitler (1922-1933),Neapel 1971; vgl. auch Petersen, Hitler—Mussolini (Anm. 106).
Francesco Saverio Giovannucci, Il problema austriaco e !'Italia,Rom 1934; s. bes. die Einleitung.
Ebd., S. 62 f. u. passim. In dieser Phase des offenen Konkurrenzfaschismus kam in aller Deutlichkeit zum Ausdruck, daß faschistische Ideologie immer zugleich eine Ideologie imperialistischer Expansion ist, die sich insbesondere auch gegen die anderen faschistischen Mächte richtet. Als ein Hinweis z. B. die Ausführungen von Giovannucci, der schreibt: Die Existenz einer Bewegung jenseits der Alpen, die der unseren ähnlich und deshalb — vom nationalen Standpunkt aus gesehen — gegen das faschistische Italien gerichtet ist, war uns wirklich von wenig Nutzen. „Der Faschismus ist ein politisches Rezept zur Machtentfaltung („potenziamento") eines Volkes. Er ist ein Geheimnis, das die Vorsehung Italien zu seiner endgültigen Wiedergeburt verliehen hat. Sollten wir wirklich solche Einfaltspinsel sein und die Anwendung dieses so kostbaren Rezepts durch andere Völker begünstigen? I…1 Verliert dieses Rezept nicht an Wert für Italien, wenn es von seinen Nachbarstaaten ebenfalls angewandt wird I…]? Schaden wir nicht dem Vaterland, wenn wir den anderen das Geheimnis unserer Wiedergeburt verraten?" (Ebd., 67).
Erinnert sei an so unterschiedliche Entwicklungen und Momente in diesem Zusammenhang, wie den „Volta-Kongreß” (Nov. 1932) zum Thema „Europa", an die Aktivitäten um die Zeitschrift „Antieuropa" und an den „Panfascismo" von A. Gravelli, ferner an den politischen Aufstieg G. Cianos als Pressespecher im Außenministerium (August 1933), der sich v. a. in der Auslandspropaganda profilierte und diese institutionell im Ministerium verankerte und ausbaute (Juli 1934);erinnert sei auch an den internationalen Kongreß in
Montreux (Dez. 1934) unter italienischer Führung bei gleichzeitiger Abwesenheit der NSDAP. Außer den genannten Literaturhinweisen sind zu nennen der Bericht von F. Ore-stano über den Volta-Kongreß und den Verlauf der Verhandlungen, in: Europäische Gespräche. Hamburger Monatshefte für Auswärtige Politik, XI. Jg., Berlin 1933, S. 125-187; als Oberblick vgl. auch M. A. Ledeen, Universal Fascism, The Theory and practice of the fascist International, 1928-1936, New York 1972.
Sehr deutlich wird dieser Zusammenhang in der publizistischen Kampagne in Italien auf dem Höhepunkt der italienisch-deutschen Spannungen; vgl. die zahlreichen Literaturhinweise bei Di Nolfo, I rapporti (Anm. 2), S. 73, Anm. 112.
Österreichs besondere „missione spirituale" sollte dabei in der Vermittlung des Faschismus romanisch-mediterraner Prägung und seiner Adaptation auf deutsche und deutschslawische Verhältnisse bestehen: so J. Evola, Panorama della situazione austriaca, in: La Rassegna Italiana,XVIII. Jg., 3. Serie, Mai 1935, S. 387-394.
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Rafalski, T. (1984). Blockbildung Italien/Österreich/Ungarn. Rivalisierende Strömungen und alternative Strategien im italienischen Faschismus. Schritte der Formierung. In: Italienischer Faschismus in der Weltwirtschaftskrise (1925–1936). Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91074-5_12
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