Zusammenfassung
Mit Mythologie und Marxismus sind zunächst einmal Gegensätze markiert, die einander auszuschließen scheinen. Gehört das eine in die Vor-Geschichte und damit zugleich in ein vorwissenschaftliches Zeitalter, so ist das andere, nach seinem eignen Verständnis, emphatischer Inbegriff des wissenschaftlichen Zeitalters und, auf der Ebene gesellschaftlicher Praxis, bewußter, selbstgemachter Geschichte. Folgerichtig, so scheint es, haben sich marxistische Kunstrichter nach 1945 und in der jungen DDR überwiegend geweigert, dem Mythos in den Künsten (von Epistemologie und Geschichtsforschung ganz zu schweigen) ein Daseinsrecht einzuräumen. Exemplarisch zeigt das eine Aussage Claus Trägers über das Schicksal der Prometheus-Mythe von 1961:
“Indem der Mensch sich mit Prometheus in der Tat identifiziert, enthebt sich dessen Bild. Sobald er die Welt wirklich nach seinem eignen Bild schafft, verdämmert sein unwirkliches Vor-Bild.”1
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Anmerkungen
C. Träger: Studien zur Literaturtheorie und vergleichenden Literaturgeschichte. Leipzig 1970, S. 184.
E. Pracht: Mythos, Realismus und moderner Revisionismus. In: ders.: Abbild und Methode. Exkurs über den sozialistischen Realismus. Halle/S. 1974, S. 207, 222 u.ö. Prachts Aufsätze zum Thema stammen schon aus den sechziger Jahren.
Vgl. dazu C. Trilse: Antike und Theater heute. Berlin (DDR) 1975, S. 318f., Anm. 3.
K. Wolf: Überlegungen zu den Möglichkeiten sozialistischer Dramatik der Gegenwart. In: Theater der Zeit (künftig: TdZ). 24 (1969), H. 9, S. 43f.
Ebd.
A. Kurella: Grußadresse. In: G. Zinserling: Einleitung der Arbeitskonferenz “Das klassische Altertum in der sozialistischen Kultur”. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der FriedrichSchiller-Universität Jena. Gesellschafts-und sprachwissenschaftliche Reihe. 18 (1969), H. 4, S. 6.
H. Simon: Klarheit im Denken und Formulieren. Werkstattgespräch mit Franz Föhntann. In: Neues Deutschland, 2. 1. 1975.
K. H. Bohrer: Vorwort. zu: ders. (Hg.): Mythos und Moderne. Begriff und Bild einer Rekonstruktion. Frankfurt 1983, S. 10.
K. Marx: Einleitung zur Kritik der Politischen Ökonomie. In: Marx Engels Werke. (künftig: MEW). Bd. 13. Berlin (DDR) 1971, S. 641f.
Ebd., S. 641.
Ebd., S. 642.
Ebd.
J. J. Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauer-Kunst. In: ders.: Ausgewählte Schriften und Briefe. Hg. v. Walter Rehm. Wiesbaden 1948, S. 20.
C. Wolf: Kleists “Penthesilea”. In: dies./G. Wolf: Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Gesprächsraum Romantik. Prosa und Essays. Berlin (DDR) 1985, S. 199.
P. Hacks: Iphigenie, oder: Über die Wiederverwendung von Mythen. In: ders.: Die Maßgaben der Kunst. Gesammelte Aufsätze. Düsseldorf 1977, S. 106. - Vgl. auch H. Müllers Elektratext. In: ders.: Theater-Arbeit. Berlin 1975, S. 119f., der den Tantalidenmythos ebenfalls als ein einziges Schlachten paraphrasiert.
A. Lang: Lexikonartikel Mythology für die Encyclopedia Britannica, zit. nach M. Detienne: Die skandalöse Mythologie. In: R. Schlesier (Hg.): Faszination des Mythos. Basel und Frankfurt 1985, S. 15.
Der Aufsatz von Marcel Detienne (vgl. Anm. 16) erhellt die Problematik vorzüglich.
F. Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und des Staats. In: MEW. Bd. 21,S. 111.
Ebd., S. 101.
Meine Angaben zur Antikerezeption auf dem Theater der DDR beruhen auf einer Auswertung der Zeitschrift Theater der Zeit (1946ff.), ihrer Spielplanübersichten, Rezensionen, Aufsätze usw. Für hilfreiche Vorarbeiten dafür danke ich Bettina Ramlow, Bremen, sehr herzlich. - Die Forschungsliteratur zum Thema ist bereits sehr umfangreich. Zu nennen sind vor allem C. Trilse: Antike und Theater heute (vgl. Anm. 3); R. Bernhardt: Antikerezeption im Werk Heiner Müllers Diss. B Halle/S. 1979; ders.: Odysseus’ Tod - Prometheus’ Leben. Antike Mythen in der Literatur der DDR. Halle/S. 1983; zuletzt: V. Riedel: Antikerezeption in der Literatur der DDR Berlin (DDR) 1984 (= Veröffentlichungen der Akademie der Künste der DDR) - die bislang erschöpfendste Untersuchung, die zahlreiche weitere Sekundärliteratur verzeichnet. - Aus der Literaturwissenschaft von außerhalb der DDR sind zu nennen: M. v. Engelhardt und M. Rohrwasser: Kassandra - Odysseus - Prometheus. Modelle der Mythenrezeption in der DDR-Literatur. In: L 80,34 (1985), S. 45–76; W. Emmerich: ZuEnde-denken. Griechische Mythologie und neuere DDR-Literatur. In: Kontroversen, alte und neue. Akten des VII. Intern. Germanistenkongresses Göttingen 1986. Bd. 10. Tübingen S. 216–224; B. Greiner (Hg.): Literatur in der DDR. Ann Arbor 1985 (= Michigan Germanic Studies 8/1–2 [1982]–veröffentl. 1985), Teil 1 (“Arbeit am Mythos”), S. 13–168. Zum Mythos auf dem Theater der DDR in jüngerer Zeit kurz: U. Profitlich: Das Drama der DDR in den siebziger Jahren. In: P. U. Hohendahl und P. Herminghouse (Hg.): Literatur der DDR in den siebziger Jahren. Frankfurt 1983, S. 132–144.
Vgl. Theater in der Zeitenwende. Zur Geschichte des Dramas und des Schauspieltheaters in der DDR 1945–1968. Hg. v. W. Mittenzwei u.a. 2 Bde. Berlin (DDR) 1972; insbes. Bd. 1, S. 138–150.
Theater in der Zeitenwende Bd. 1, S. 142.
Ebd., S. 143.
Ebd., S. 147, 146.
Ebd., S. 148. - Ein interessantes Zeugnis dazu - ein Verdikt gegen westliche Mythenadaption - findet sich beim jungen, noch in der Bundesrepublik lebenden Peter Hacks: Wider den ästhetischen Ennui. Oder: Beweis, daß ein Kunstwerk einen Inhalt haben müsse In: Frankfurter Hefte 8 (1954), S. 588–593.
Vgl. Theater in der Zeitenwende Bd. 1, S. 84f., und TdZ 2 (1947), H. 9, S. 35f. - Paul Rilla war ein Fürsprecher der Inszenierung, Wolfgang Harich und Fritz Erpenbeck kritisierten sie scharf.
Vgl. dazu C. Trilse: Antike und Theater heute,S. 73f., und TdZ 13 (1958). H. 1, S. 42–46 (zu Burkat/Bruns).
Theater in der Zeitenwende Bd. 1, S. 45.
Ebd.
J. G. Herder: Der entfesselte Prometheus. In: ders.: Sämtliche Werke. Hg. v. B. Suphan. Berlin 1877–1913, Bd. 28, S. 329.
Vgl. W. Emmerich und S. Heil (Hg.): Lyrik des Exils. Stuttgart 1985, Einleitung, S. 54f. und S. 299–312, sowie V. Riedel: Antikerezeption (vgl. Anm. 20 ), S. 76–80.
B. Brecht: Aus einem Brief an S[tefan] B[recht]. In: ders.: Die Antigone des Sophokles. Materialien zur “Antigone”. Frankfurt 1965, S. 109.
B. Brecht: Vorwort zum Antigonemodell 1948 (vgl. Anm. 32 ), S. 67.
Ebd.
Ebd., S. 75.
Notizen zur “Antigone” Ebd., S. 112.
Vorwort zum Antigonemodell 1948. Ebd., S. 69.
Prolog zur Antigone. Ebd., S. 64.
Antigone-Legende. Ebd., S. 105.
Antigone [Gedicht]. Ebd., S. 6.
Vgl. Vorwort zum Antigonemodell 1948. Ebd., S. 68f.
Ebd., S. 69.
Vorspiel. Ebd., S. 14. - In einer ersten Fassung hatte Brecht die zweite Schwester den SS-Mann mit einem Messer töten lassen; vgl. ebd., S. 160.
P. Szondi: Der Mythos im modernen Draina und das Epische Theater. In: ders.: Lektüren und Lektionen. Frankfurt 1973, S. 191.
F. Hölderlin: Anmerkungen zur Antigone. In: ders.: Sämtliche Werke und Briefe. 2 Bde. Hg. v. G. Mieth. München 1987, Bd. 2, S. 454 (Sperrung bei Hölderlin!).
B. Brecht: Vorwort (vgl. Anm. 32 ), S. 68.
Ebd.
Vgl. zu Brechts Antigonetnodell C. Trilse: Antike und Theater heute, S. 81–84 und 89–92; V. Riedel: Antilcerezeption (vgl. Anm. 20), S. 126–131, und (zuerst) H.-J. Bunge: Antigonenzodell 1948 von B. Brecht und C. Neher. Diss. Greifswald 1957.
B. Brecht: Prolog zur Antigone (vgl. Anm. 32), S. 64. - Das Bühnenbild C. Nehers realisierte diese Ansiedlung des Geschehens in archaischer Zeit; vgl. Vorwort. Ebd., S. 72f., und die Bilder in der ersten Ausgabe des Antigonetttodells 1948,Berlin 1949, zur Churer Aufführung (Skizzen von Caspar Neher, Fotos von Ruth Berlau).
B. Brecht: Anmerkungen zur Bearbeitung (vgl. Anm. 32 ), S. 114.
Vgl. die drei Geschichten Odysseus und die Sirenen, Kandaules und Ödipus. In: B. Brecht: Gesammelte Werke. Bd. 11: Prosa 1. Frankfurt 1967, S. 207–209.
M. Zöllner: Berlin, Volksbühne: “Die Troerinnen” von Matthias Braun. In: TdZ 16 (1961), H. 6, S. 63.
H. Blumenberg: Arbeit am Mythos. Frankfurt 1979, S. 18.
C. Lévi-Strauss: Strukturale Anthropologie. Frankfurt 1978, S. 230.
Vgl. F. Fühmann: Das mythische Element in der Literatur. In: ders.: Erfahrungen und Widersprüche. Versuche Ober Literatur. Rostock 1975, S. 147–219.
Vgl. F. M. Cornford: From Religion to Philosophy. London 1912; P. M. Schuhl: Essai sur la formation de la pensée grècque. Paris 21949; B. Snell: Die Entdeckung des Geistes. Studien zur Entstehung des europäischen Denkens bei den Griechen. Hamburg 1948; M. Horkheimer und Th. W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente (1944). Frankfurt 1969; G. Thomson: Aischylos und Athen. Eine Untersuchung der gesellschaftlichen Ursprünge des Dramas. Berlin (DDR) 1957; J.-P. Vernant: Vorn Mythos zur Vernunft. Die Entstehung des positiven Denkens im archaischen Griechenland (1957). In: C. Honegger (Hg.): Schrift und Materie der Geschichte. Frankfurt 1977, S. 335–367; ders.: Les origines de la pensée grecque. Paris 1962; R. W. Müller: Geld und Geist. Zur Entstehungsgeschichte von ldentitätsbewußtsein und Rationalität seit der Antike. Frankfurt und New York 1981.
J.-P. Vernant: Vom Mythos zur Vernunft (vgl. Anm. 56 ), S. 361.
Ebd., S. 362.
Ebd., S. 345 und 344. - Die entscheidende gedankliche Grundlegung zu diesen Erkenntnissen ist wohl - nach Hegel und Marx - Alfred Sohn-Rethel und seiner Studie Geistige und körperliche Arbeit zuzumessen, obwohl sie erst 1970 als Buch (Frankfurt) erschienen ist. Vor allem Thomson ist von dem seinerzeit auch in Birmingham lebenden Sohn-Rethel inspiriert worden und hat dies auch ausdrücklich vermerkt. Vgl. dazu R. W. Müller: Geld und Geist (vgl. Anm. 56), S. 372, Anm. 64.
K. Marx: Ökonomisch philosophische Manuskripte - Kritik der Hegelschen Dialektik und Philosophie überhaupt. In: MEW. Ergänzungsbd. 1, S. 571f.
Vgl. G. F. W. Hegel: Jenaer Realphilosophie (1805/06). Hg. v. J. Hoffmeister. Hamburg 1967, S. 256f.
M. Horkheimer und Th. W. Adorno: Dialektik der Aufklärung (vgl. Anm. 56 ), S. 90.
Ebd., S. 50; vgl. das ganze Kapitel “Odysseus oder Mythos und Aufklärung”, S. 50–87, sowie meinen Aufsatz Zu-Ende-denken. Griechische Mythologie und neuere DDR-Literatur (vgl. Anm. 20).
Vgl. vor allem G. Friedrich: Aktuelle Antike? “Die Perser” des Aischylos. In: TdZ 15 (1960), H. 1, S. 50–59; M. Zöllner: Wir und die Antike. In: TdZ 17 (1962), H. 1, S. 39–43.
H. Müller im Gespräch mit Ulrich Dietzel. In: Sinn und Form 37 (1985), H. 6., S. 1210.
U. Profitlich: Über den Umgang mit Heiner Müllers Philoktet“. In: Basis 10 (1980), S. 149. 67 H. Müller in: Gespräch mit Heiner Müller. In: ders.: Geschichten aus der Produktion 1. Berlin 1974, S. 144.
Ebd., S. 145.
Vgl. vor allem W. Schivelbusch: Sozialistisches Drama nach Brecht. Darmstadt und Neuwied 1974, S. 125–149; G. Schulz: Heiner Müller. Stuttgart 1980, S. 71–83.
H. Müller in: Walls/Mauern. Interview mit Sylvère Lotringer. In: ders.: Rotwelsch. Berlin 1982, S. 75 und 77.
H. Müller: Drei Punkte [zu Philoktet]. In: ders.: Mauser. Berlin 1978, S. 72f.
H. Müller: Brief an den Regisseur der bulgarischen Erstaufführung von Philoktet. In: ders.: Herzstück. Berlin 1983, S. 108. - Zitate aus dem Philoktet nach H. Müller: MauserS. 7–42.
H. Müller: BriefS. 103.
Ebd., S. 104.
Ebd., S. 106 und 108.
Ebd., S. 108.
G. Schulz: Heiner Müller. Stuttgart 1980, S. 85.
H. Müller: Herakles 5. In: ders.: Geschichten aus der Produktion 1 (vgl. Anm. 67), S. 156.
Vgl. C. Trilse: Antike und Theater heute (vgl. Anm. 20), S. 130–135; V. Riedel: AntikerezeptionS. 41f.
H. Müller in: Warum verdient man so gut am Weltuntergang, Herr Müller? Interview mit Uwe Wittstock. In: FAZ-Magazin, 17.1. 1986, S. 51.
H. Müller: Anmerkung zu einer Prometheus-Übersetzung. In: ders.: Geschichten aus der Produktion 2. Berlin 1974, S. 55.
H. Müller: Ödipuskonunentar. In: ders.: Mauser (vgl. Anm. 71), S. 43f.
Ebd.
Zit. nach G. Schulz: Heiner Müller (vgl. Anm. 77), S. 87 und 89.
Vgl. Hans-Thies Lehmanns forcierte Ödipus-Deutung in: G. Schulz: Heiner Müller,S. 8792.
B. Besson in: Gespräch über ’Ödipus Tyrann“. In: H. Müller: Sophokles ’Ödipus Tyrann”. Nach Hölderlin. Berlin/Weimar 1969, S. 129, 120 und 125.
Vgl. dazu das o.g. Gespräch (Anm. 86) und H. Müllers Abwandlung der Textvorlage Sophokles/Hölderlin, wenn er Teiresias zu Ödipus sagen läßt: “Weißt dus nicht längst [...]?”. In: ders.: Sophokles, “Ödipus, Tyrann”,S. 34.
Vgl. B. Besson im o.g. Gespräch (Anm. 86 ), S. 140.
V. Braun: Provokateure oder: Die Schwäche meiner Arbeit. In: ders.: Es genügt nicht die einfache Wahrheit. Notate. Frankfurt 1976, S. 42.
P. Hacks: Iphigenie (vgl. Anm. 15), S. 104 und 105.
Ebd., S. 105.
Ebd., S. 106.
F. Schiller: Über das Pathetische. In: ders.: Werke (Nationalausgabe). Weimar 1943ff., Bd. 20, S. 218.
H. Blumenberg: Arbeit mit Mythos (vgl. Anm. 53 ), S. 12.
Marquard, Zusammenfassung zu H. Blumenberg: Wirklichkeitsbegriff und Wirkungspotential des Mythos. In: Terror und Spiel. Probleme der Mythenrezeption. Hg. v. M. Fuhrmann. München 1971, S. 528.
P. Hacks: Iphigenie, S. 105.
H. Blumenberg: Arbeit am Mythos (vgl. Anm. 53), S. 192ff., 412ff. u.ö.
Ebd., S. 291 u.ö.
P. Schütze: Peter Hacks. Antike und Mythenaneigung. Ein Beitrag zur Ästhetik des Dramas. Kronberg/Ts. 1976, S. 125.
Ebd., S. 128.
P. Hacks: Zu meinem “Amphitryon”. In:ders.: Die Maßgaben der Kunst (vgl. Anm. 15), S. 352.
P. Schütze: Peter Hacks, S. 143.
P. Hacks: Zu meinem “Amphitryon”, S. 352.
A. Stolper: Amphitryon. In: ders.: Stücke. Berlin (DDR) 1974, S. 59.
P. Hacks: Omphale. In: ders.: Vier Komödien. Frankfurt 1971, S. 294.
P. Hacks: Cremer, oder: Die Überwindung der Tugend in Deutschland. In: ders.: Die Maßgaben der Kunst (vgl. Anm. 15), S. 195.
P. Hacks: Omphale, S. 324.
Vgl. zu diesem Thema die Prosa-Anthologie Blitz aus heiteren Himmel. Hg. v. E. Anderson. Rostock 1975, und meinen Aufsatz Identität und Geschlechtertausch. Notizen zur Selbstdarstellung der Frau in der neueren DDR-Literatur. In: Basis 8 (1978), S. 127–154 (auch in diesem Band abgedruckt). - Auch der 1964 aus der DDR weggegangene, von Brecht und Müller stark beeinflußte Hartmut Lange hat Mitte der sechziger Jahre an einem Herakles-Stück gearbeitet. Während es bis 1967 ganz bei der antik-heroischen Figur blieb und diese, Müller ähnlich, in der Dialektik von notwendiger Kultur-Arbeit und Gewaltanwendung zeigte, hat Lange Figur und Stück 1968 auf Stalin und die Probleme des stalinistischen Terrors bezogen. Er nannte es für die Uraufführung durch Hansgünther Heyme an der Westberliner Schaubühne am Hallischen Ufer Stalin als Herakles und ließ es an einem Abend mit seinem schon 1964 entstandenen Hundsprozeß spielen. Während der Hundsprozeß,fern von antik-mythischer Camouflage, die stalinistische Praxis in Gestalt eines katholischen Inquisitionsgerichts parodiert, soll das Herakles-Stück nach Langes eigener Erklärung “Wohltat und Terror als dialektische Momente der Macht” offenlegen (Westberliner Rede, abgedruckt in: Berliner Extra Dienst,6.12.1967). “Die Metapher Herakles wird dabei nicht lädiert”, so behauptet der Autor weiter (ebd.). Langes Stalin als Herakles und noch mehr Die Ermordung des Aias oder Ein Diskurs über das Holzhacken (1971) beweisen jedoch das Gegenteil, nämlich daß der Gebrauch antiker Figuren und Modell ausschließlich zum Zweck camouflierter Zeitkritik dieselben nicht nur beschädigt, sondern regelrecht umbringt. Die Übersetzung des mythischen Modells in den aktuellen Konflikt wird zum bloßen intellektuellen Puzzlespiel. So muß man z.B. im Alas-Stück Langes nur wissen, daß der trojanische Krieg für die Oktoberrevolution steht, der tote Achill für den toten Lenin, Odysseus für Stalin und Aias für Trotzki. Und natürlich meint das “Holzhacken” das rigide neue Arbeitsethos unter Stalin. Um wieviel gründlicher hatte doch Heiner Müller seinen Philoktet ‘durchrationalisiert’! Vgl. zu Lange W. Schivelbusch: Sozialistisches Drama nach Brecht (vgl. Anm. 69), S. 180–201, und H. Klunker: Zeitstücke und Zeitgenossen. Gegenwartstheater in der DDR. München 21975, S. 284–299 - beide allzu positiv, wie mir scheint.
Vgl. W. Schadewaldt: Furcht und Mitleid? In: ders.: Hellas und Hesperien. Zürich/Stuttgart 1960, S. 381.
Vgl. H. Müllers Aussage von 1981: “Ich möchte heute kein antikes Stück, keine Bearbeitung eines antiken Stoffs mehr schreiben”. In: Walls/Mauern (vgl. Anm. 70), S. 77. - Eine vergleichende Analyse der Rekurse auf die griechische Mythologie einerseits und die germanische andererseits (Wagner-und Hebbelrezeption; Theatertexte von H. Müller und V. Braun, vor allem dessen neues Stück Siegfried Frauenprotokolle Deutscher Furor) wäre erhellend. Ich hoffe, sie zu einem späteren Zeitpunkt vorlegen zu können. Auch die Rekurse auf Shakespeare, insbesondere von Müller, wären - als ein weiteres Modell für den Übergang von ‘dark ages’ zu ‘modern times’ - mit einzubeziehen. - Vgl. auch O. Negt und A. Kluge: Geschichte und Eigensinn. Frankfurt 1981, Kommentar 6: “Der antike Seeheld als Metapher der Aufklärung; die deutschen Grübelgegenbilder; ‘Eigensinn”’, S. 741–769.
Vgl. G. Schulz: Abschied von Morgen. Zu den Frauengestalten im Werk Heiner Müllers. In: TEXT + KRITIK 73: Heiner Muller (1982), S. 59f.
H. Müller: Bildbeschreibung. In: ders.: Shakespeare-Factory 1. Berlin 1985, S. 13 und 14.
Vgl. G. Schulz: Abschied von Morgen,S. 60. - Zement ist in Geschichten aus der Produktion 2 abgedruckt.
Vgl. H. Müller: Medeaspiel. In: ders.: Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande. Berlin 1975, S. 17.
H. Müller: Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaften mit Argonauten. In: ders.: Herzstück, S. 97. - Vgl. auch die Transformation der sanften Ophelia zur hassenden Elektra in Müllers Hamletmaschine. In: ders.: Mauser (vgl. Anm. 82 ), S. 97.
H. Müller in: Der Dramatiker und die Geschichte seiner Zeit. Ein Gespräch zwischen Horst Laube und Heiner Müller. In: Theater heute. Jahressonderheft 1975, S. 119f.
Bisher sind zwei Stücke Bergs im Druck erschienen: Im Taurerland. In: TdZ 33 (1978), H. 5, S. 58–64, und Niobe. In: Sinn und Form 33 (1981), H. 4, S. 780–808.
Vgl. K. Mickel: Nausikaa. In: ders.: Einstein/Nausikaa. Die Schrecken des Humanismus in zwei Stücken. Berlin 1974, und Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie, 26. Gesang des Inferno. - Dazu auch: V. Riedel: Antikerezeption (vgl. Anm. 20 ), S. 86–88.
S. Schütz: Odysseus’ Heimkehr. In: ders.: Heloise und Abaelard. Berlin 1979, S. 57–111; Zitat S. 69.
S. Schütz: Antiope und Theseus. In: ders.: Heloise und Abaelard,siehe S. 54.
Vgl. H.-U. Haus: Stendaler Theaterfest Antike. In: TdZ 36 (1981), H. 10, S. 19–21.
C. Schroth in: Wiener Presse,30.5.1985, S. 5.
Vgl. das Programmheft des Schweriner Antikenprojekts sowie Martin Linzer: Antike für heute entdeckt. Schwerins ENTDECKUNGEN 5. In: TdZ 38 (1983), H. 3, S. 24–29.
A. Lang in einer Beilage zum Programmheft des Iphigenie-Inszenierung am Deutschen Theater Berlin, ohne Seitenangabe.
M. Walser: Erfahrungen und Leseerfahrungen; zit. nach dem Iphigenie-Programmheft (vgl. Anm. 124), ohne Seitenangabe.
A. Lang in einer Beilage zum Programm heft des Projekts Trilogie der Leidenschaft,ohne Seitenangabe.
J. J. Bachofen, zit. nach dem o.g. Programmheft (vgl. Anm. 126), ohne Seitenangabe.
A. Dihle: Euripides’ Medea; zit. nach dem o.g. Programmheft (vgl. Anm. 126), ohne Seitenangabe.
W. Benjamin: Ödipus oder der vernünftige Mythos. In: ders.: Angelus Novus. Ausgewählte Schriften 2. Frankfurt 1966, S. 462f.
Vgl. A. v. Bormann: Mythos und Subjekt-Utopie. Bemerkungen zur gegenwärtigen Mythos-Diskussion. In: L 80,34 (1985), S. 29–45; Zitat S. 34.
Vgl. P. Hacks: Pandora. Drama nach J. W. von Goethe. Mit einem Essay. Berlin und Weimar 1981.
H. Müller: Die Wunde Woyzeck. In: Theater heute 26 (1985), H. 11, S. 1.
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Emmerich, W. (1994). Antike Mythen auf dem Theater. In: Die andere deutsche Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91069-1_4
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