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Gründung und Programm des Bundes für Mutterschutz

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Frauenbefreiung und Rassenideologie

Part of the book series: DUV Sozialwissenschaft ((DUVSW))

Zusammenfassung

Ihre Bestrebungen verfolgend, nahmen die beiden Frauen Kontakte zu Dr. phil. Walter Borgius und Ruth Bré auf, die ebenfalls an einem Verein für Sexualreform interessiert waren. Bré, als Lehrerin selbst durch das Beamtinnenzölibat zur Ehelosigkeit gezwungen, hatte bereits am 12. November 1904 einen provisorischen Bund gegründet und den Begriff „Mutterschutz“ geprägt. Sie bat Helene Stöcker, den Vorsitz zu übernehmen und bereitete die ersten Treffen der Gründungsmitglieder vor.261 Die nun folgende Konstituierungsphase zeichnete sich durch eine lang anhaltende Kontroverse über Ausrichtung und Ziele des Bundes aus, bei der widersprüchliche Positionen zwischen biologischen und soziologischmaterialistischen Argumentationslinien abwechselten. Ein erster programmatisch orientierender Gründungsaufruf fand die Unterstützung von 53 „freidenkenden Personen“ aus der Frauenbewegung, von Ärztinnen, Sexualreformerlnnen, Eugenikern, Rassenhygienikern, Soziologen und anderen Intellektuellen, die später den Ausschuß des Bundes bildeten.262 Der Entwurf postulierte die Notwendigkeit einer sozialen Fürsorge für unverheiratete Mütter und deren Kinder in sozialem und rassenhygienischem Interesse: „Unsere Zeil läßt dem Kranken und Siechen mehr öffentliche Pflege angedeihen. als irgend eine frühere, duldet daneben aber Zustände, die erst den Niedergang des von der Natur Gesunden zur Folge haben. Man empfiehlt Eheverbote für organisch Kranke und befürwortet Staatsprämien für Eheschließung gesunder jugendlicher Personen, um den Bevölkerungszuwachs zu verbessern. Wir haben aber bereits heule einen trefflichen Nachwuchs, den wir nur kläglich zugrunde gehen lassen: Rund 180 000 uneheliche Kinder werden jährlich in Deutschland geboren,…. Die sorgsame Erhallung jedes gesund geborenen Kindes ist … in jeder Hinsichi ein Gebot rationeller Rassenhygiene und wichtig für die Erhaltung unserer Volkskraft und -gesundheil. … Dies will der Bund für Mutterschutz. Er will Heimstätten schaffen, in welchen alle gesunden und arbeitswilligen unehelichen Mütter willkommen sind, die den ernstlichen Wunsch haben, ihre Kinder zu gesunden und nützlichen Menschen zu erziehen.“263

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Herlitzius, A. (1995). Gründung und Programm des Bundes für Mutterschutz. In: Frauenbefreiung und Rassenideologie. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91030-1_7

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  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag

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