Zusammenfassung
Rassenhygiene bzw. Eugenik ist als ein Konglomerat verschiedener Theorieansätze zu charakterisieren. Der Sozialmediziner und Eugeniker Alfred Grotjahn (1869-1931) kennzeichnet das Spezifikum der Eugenik entsprechend als:
„das ausschließliche Bestehen aus Elementen, die anderen Erkenntnisgebieten entlehnt sind. … sie [die Eugenik] muß aus den verschiedensten Gebieten der Natur— und Sozialwissenschaften Bestandteile herausbrechen, sie für ihre Zwecke bearbeiten und sie dann zu einem besonderen Gebäude zusammenfügen.“15
Im vorliegenden Kapitel sollen diejenigen wissenschaftlich-theoretischen Grundlagen in ihrer je historisch-Ökonomischen Kontextabhängigkeit vorgestellt werden, die zu den Vorläufern rassenhygienischer Konzeption zählen oder die parallel zur Rassenhygiene und in deren sozial historischem Konstitutionszusammenhang entstanden. Alle berücksichtigten TTicorieansätzc fanden in ihrer Dculungs- und Kontroll funktion gesellschaftlicher Phänomene Eingang in die Rassenhygiene dadurch, daß sie einzelne rassenhygienische Theoreme begründeten oder Ausrichtung und Verlauf ihrer Etablierung beeinflußten. Die Unnahbarkeit der Thcorieansäize gegenüber heutigen wissenschaftlichen Erkenntnissen dequalifiziert sie nicht automatisch zur „Pseudc-Wissenschaft“, da sie im zu betrachtenden Zeitraum dem jeweils akiuellcn Wissenschafisstandard mit den dazugehörigen Forschungsmethoden entsprachen. Gemeinsam ist den dargestellten Theorien die Eigenschaft, politische Programme zur Manifestation sozialer und rcchtspolUischer Ungleichheil wissenschaftlich zu stützen und abzusichern.
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Herlitzius, A. (1995). Wissenschaftliche Grundlagen der Rassenhygiene und Eugenik. In: Frauenbefreiung und Rassenideologie. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91030-1_3
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4172-3
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