Zusammenfassung
Der Bereich der Fortpflanzung ist in allen Gesellschaftsformen von sozialen Faktoren der Ökonomie bestimmt. Wo, wie in der geschlossenen Hauswirtschaft feudaler Agrarproduktion, Kinder als Arbeitskräfte und Altersversorgung der Familie gebraucht werden, wird der Erhalt der Generationenabfolge durch subjektive Wirtschaftsinteressen garantiert, während der landlosen Bevölkerung ein ausreichendes Wissen zur Vermeidung oder Beseitigung unerwünschter Kinder zur Verfügung stand. Mit dem Kapitalismus und insbesondere mit der Industrieproduktion entsteht dagegen eine Lebensform, in der die Produzentinnen — die freien Lohnarbeiterinnen — weder aus ihrer Existenzsicherung noch aus der Vererbung von Produktionsmitteln ein Interesse an der Erzeugung von Nachkommenschaft ableiten können. Gleichzeitig basiert die kapitalistische Produktion aber auf der Verfügung über menschliche Arbeitskraft, die erst die „Verwandlung von Rohstoffen und Arbeitsmitteln in Waren“, den Arbeits- und Verwertungsprozeß, in Gang setzt. In Gesellschaften, in denen ein wirtschaftlich vermittelter Zusammenhang der aufeinanderfolgenden Generationen derart aufgehoben ist und in denen Kenntnisse zur Geburtenkontrolle vorhanden sind, liegt die individuelle Fortpflanzungsentscheidung jenseits ökonomischer Zwecke. Angebot und Nachfrage an Arbeitskräften treten möglicherweise auseinander und die Sicherung des Nachwuchses wird somit zum Allgemeininteresse der Ökonomie.
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Literature
Kayser, Gundula: Industrialisierung der Menschenproduktion - Zum faschistischen Charakter der Entwicklung neuer Technologien der Geburtenkontrolle, in: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis. Frauen zwischen Auslese und Ausmerze, 8.Jg. 1985, Heft 14, S.58
Heinsohn, Gunnar/ Knieper, Rolf/ Steiger, Otto: Menschenproduktion. Allgemeine Bevölkerungslehre der Neuzeit, Frankfurt a.M. 1979 S.79f
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Herlitzius, A. (1995). Historische und gesellschaftliche Entstehungsbedingungen der Rassenhygiene und Eugenik. In: Frauenbefreiung und Rassenideologie. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-91030-1_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-91030-1_2
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4172-3
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