Zusammenfassung
Die im folgenden unternommene Lektüre des Gedichtes, das Höhepunkt und Abschluß des hier zusammengestellten poetologischen Inventars bildet, wird nicht von vornherein einer methodisch streng geregelten Schrittfolge entsprechen. Sie richtet sich jedoch gemäß einer Achse aus, die sich von der Analyse kleinster Einheiten (phonematisch-graphematische Ebene) bis zur Betrachtung des Textes als Objekt der Kommunikation erstreckt. Daß Eine Komposition als Fortsetzung einer Serie angesehen werden kann, ergibt sich durch lexikalische Konstanten — „Papier, 1 weißes Blatt“ am Anfang des Gedichts nimmt „das weiße Papier“ und „ein Blatt Papier“ der früheren Texte wieder auf — und durch thematische Gemeinsamkeiten. Es handelt sich um die bereits angesprochen Themen des Schreibaktes, der sprachlichen Vermittlung von Objektwelt und Subjektivität, der Verknüpfung von Hand, Auge und Mund. Deutlich verändert und möglicherweise über die Schwelle einer gewissen Ähnlichkeit hinaus verschoben hat sich das Schreibgerät: durch die Verwendung der Schreibmaschine (anstelle von Stahlfeder oder Bleistift) fügt sich der Schreibakt in eine technisch-apparative Anordnung, die im Text selbst nicht mehr direkt benannt wird. Statt dessen entfaltet Eine Komposition, und darin unterscheidet sich dieses von den bisher kommentierten Gedichten, auf Ausdrucks- und Inhaltsebene die Spaltung der Kommunikation im Schrifttext. Der Leser, die Leserin sind nicht mehr nur einfache Zeugen eines Vorgangs, der sich zuerst und zuletzt zwischen dem Autor, seinem Schreibgerät und einer Aufzeichnungsfläche zuträgt. Sie sind an einer Auseinandersetzung beteiligt, deren Einsatz das Gedicht ist.
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Bauer, T. (2002). Eine Komposition, für M. — Beginn der Lektüre: Schrift. In: Schauplatz Lektüre. Literaturwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90836-0_3
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Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-8244-4491-5
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