Zusammenfassung
Vor zehn Jahren verfassten Küpper/Weber/Zünd Thesen zum Controlling, die darauf zielten, einen Konsens in der Community über den Kern des Faches herzustellen.10 Inhaltlich basierte das Papier auf einer Sicht des Controlling als Koordinationsfunktion der Führung, die auf Horváth zurückgeführt werden kann.11 In der Folge wurde der Ansatz verstärkt propagiert, und er scheint sich im Laufe der Jahre — in unterschiedlichen Spielarten — durchgesetzt zu haben.12 So zeigt eine jüngere Untersuchung von Ahn, dass unter deutschen Hochschullehrern für Betriebswirtschaft die Spielarten der Sicht des Controlling als Koordination des Führungssystems deutlich dominieren.13 Das Ziel des Beitrags von Küpper/Weber/Zünd, eine „allgemein akzeptierte Konzeption des Controlling“ zu entwickeln, scheint erfolgreich realisiert. Einige Punkte geben aber doch zu Denken:
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Während die Debatte über einzelne Varianten des Ansatzes zwischen Horváth und Weber unter den Autoren an Schärfe gewonnen hat,14 ist eine breitere „wissenschaftliche Diskussion über die Grundlagen des Controlling“15 nicht zustande gekommen.
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Trotz einiger entsprechender Praktikerveröffentlichungen ist der Ansatz in der Praxis kaum verbreitet und nur eingeschränkt akzeptiert.16 So liegt im Rahmen der praxisorientierten ICG ein alternatives Controllingkonzept vor, hinter dem zahlreiche Praktiker und renommierte Lehrstühle stehen17 — das Wort Koordination kommt darin nur am Rande vor.
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In der internationalen Diskussion spielt der Ansatz keine Rolle. Er ist offensichtlich nicht — oder nur sehr eingeschränkt — über die Grenzen des deutschsprachigen Raums transportierbar.18
Jürgen Weber/Utz Schäffer (zuerst erschienen in: krp Kostenrechnungspraxis — Zeitschrift für Controlling, Accounting & Systemenwendungen, 44. Jahrgang, Heft 2/2000, S.109–118)
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Literatur
Vgl. Küpper/Weber/Zünd (1990).
Vgl. Horváth (1978).
Vgl. auch Lehmann (1992), der ein koordinationsorientieres Paradigma postuliert.
Vgl. Ahn (1999), S.113. Unter anderem vertreten die Lehrstühle von Eschenbach, Horáth und Küpper den Ansatz. Vgl. Eschenbach/Niedermayr (1996), Horváth (1998), Küpper (1997). Weber vertrat den Ansatz bis zur 6. Auflage seiner Einführung in das Controlling. Vgl. Weber (1995).
Vgl. Horvàth (1996), S.203; Weber (1997c), S.180–182; Horváth (1998), S.149f.
Küpper/Weber/Zünd (1990), S.281.
So wird jedem Leser des „Controller Magazins“, der „Kostenrechnungspraxis“ oder des „Controlling“ auffallen, dass die im koordinationsorientierten Sprachspiel verfassten Beiträge eine kleine Minderheit darstellen.
Vgl. z.B. Horváth (1998), S.145.
Dies mag vor dem Hintergrund, dass von deutschen Autoren vielfach ältere angelsächsische Quellen und der Verweis auf die Entwicklung in den USA bemüht werden, überraschen. Vgl. Horváth (1998), S.149f. und ebenda, S.49ff. und Weber (1995), S.5flf.
Horváth (1978), S.202. Lingnau weist daraufhin, dass diese Sicht „in Deutschland nicht völlig neu“ ist. So stellt schon Beyer (1971), S.207 fest: Die... zentrale Aufgabe besteht in der Koordination aller Teilsysteme der Unternehmung, d.h. der Koordination der gesamten Geschäftsleitung und aller Teilpläne.“
Vgl. Horváth (1998), S.92ff. und Küpper/Weber/Zünd (1990), S.284.
Vgl. u.a. Ulrich (1970), S.105ff. und Fuchs (1972), S.49.
Vgl. u.a. Ulrich (1984), S.33 und Weber (1995), S.298.
Vgl. u.a. Schmidt (1986), S.73; Ulrich (1984), S.35: „Die systemorientierte Betriebswirtschaftslehre als Gestaltungslehre hat... interdisziplinären Charakter... Unternehmungen können weder sinnvoll gestaltet werden, noch können die Führungskräfte ihre Probleme lösen unter Ausklammerung desjenigen Wissens (oder eines Teils davon), das man herkömmlicherweise als volkswirtschaftlich, technologisch, soziologisch, psychologisch usw. etikettiert.“
Vgl. u.a. Schanz (1979), S.129; Schmidt (1986), S.73; Weber (1994), S.l.
Vgl. u.a. Alewell/Bleicher/Hahn (1972), S.217.
Vgl. insbesondere Horváth (1998), Küpper: Controlling (1997) und Weber: Controlling (1995).
Albach (1989b), S.170.
Kosiol(1973), S.7.
Beispiele hierfür liefern die Arbeiten von Fayol und Gutenberg, vgl. Fayol (1929), S.34ff. und Gutenberg (1983), S.132, oder in jüngerer Zeit der 7S-Ansatz von McKinsey, vgl. Pascale/Athos (1981), S.92ff. und Peters/Waterman (1982), S.10. — In diesem Sinne kritisiert Kosiol: „Es ist spielend möglich, jeden Satz der Betriebswirtschaftslehre, der sich auf Gebilde, Formen, Zusammenhänge und deren Teile und Elemente bezieht, aus der zuständigen Fachterminologie in die Systemsprache zu übersetzen, und umgekehrt müssen generelle Systemformulierungen, wenn sie informativ und praktikabel sein sollen, fachsprachlich interpretiert und differenziert werden.“ Kosiol (1973), S.7.
Grothe(1997), S.318.
Vgl. Weber (1995).
Vgl. Küpper (1997), S.40ff.
Küpper (1997), S.42.
Küpper (1997), S.42ff.
Vgl. Ewert (1992), S.277ff.; Küpper (1997), S.45ff.
Küpper (1997), S.53.
Vgl. u.a. Kah (1994); Weißenberger (1997).
Vgl. Gaulhofer (1989), S.141ff. und Küpper (1997), S.55ff.
Küpper (1997), S.57.
Vgl. Schäffer (1996).
So ändern sich auch bei Williamson selbst die relevanten Variablen. Vgl. Williamson (1975), S.23ff: “Uncertainty/Complexity” und “Small Numbers”, und derselbe (1985), S.52ff.: “Asset Specificity”, “Uncertainty” und “Frequency”. Vgl. auch Albach (1989a), S.41: Er unterscheidet folgende Kosteneinflussfaktoren einer Koordinationskostenrechnung: Aufgaben-, Informations-, Motivationsstruktur und Häufigkeit der zu regelnden Tatbestände in Abhängigkeit von Organisationsstruktur und Abläufen innerhalb der Organisationsstruktur.
Vgl. Williamson (1985), S.43ff.
Vgl. zu ersten Ansätzen: Albach (1989a), S.42.
Vgl. z.B. Michaelis (1985), S.252 und Williamson selbst (1991), S.17.
Vgl. Küpper (1993), Sp. 652.
Vgl. Hartmann (1964), S.332.
Bennis et al.(1976), S.203.
Ulrich (1970), S.108.
Vgl. Grothe (1997), S.140f.
Vgl. Küpper/Weber/Zünd (1990), S.283; Schmidt (1986), S.44; Weber (1995), S.50; Küpper (1997), S.13;Horváth(1998), S.112ff.
Vgl. Tuominen (1969), S.208f. und ebenda S.222: „Koordination kann einmal die Schaffung einer Struktur bedeuten, die dazu beiträgt, Handlungen aufeinander abzustimmen. Zum anderen kann sie bedeuten, dass innerhalb dieser Struktur Handlungen aufeinander abgestimmt werden oder dass die Bereitschaft zur Gleichrichtung der Handlungen erhöht wird.“
Vgl. Uphus (1972), S.41. Uphus bezieht sich dabei explizit auf Tuominen.
Vgl. Gutenberg (1983), S.239 und Horváth (1998), S.122 sowie — kritisch — Schneider (1992), S.17f.
Vgl. z.B. Kieser/Kubicek (1992), S.1031Y.
Horváth (1998), S.122.
Weber (1992a), S.177f.
Vgl. z.B. Kieser/Kubicek (1992), S.103ff.
Vgl. z.B. Hoffmann (1980), S.306ff. Diese Einsicht spiegelt sich auch in „gängigen“ Koordinationsdefinitionen der betriebswirtschaftlichen Literatur: Gutenberg bezeichnet „das Einfügen von Tätigkeiten in eine Ordnung“ als Koordinierung. Gutenberg (1962), S.68. Frese definiert Koordination als „Abstimmung von Einzelaktivitäten in Hinblick auf ein Ziel.“ Frese (1989), Sp.9. In diesem Sinne auch Hax (1965), S.1; Kosiol (1966), S.94 und Kieser/Kubicek (1992), S.95. Die Definition von Gutenberg ist (anders als das zielorientierte Koordinationsverständnis von Frese) auch dann tragfähig, wenn übergeordnete Ziele erst erarbeitet werden müssen. Ein Aspekt, der gerade bei dominanter Koordination durch Selbstabstimmung von eminenter Bedeutung ist. Vgl. hierzu auch Schneider (1992), S.15 und Weber: (1995), S.35f.
Horváth (1994), S. 124. Auch Bleicher/Meyer, auf die sich Horváth explizit bezieht, fassen den Koordinationsbegriff eng. Sie unterscheiden Integration und Koordination als „diejenigen Problemlösungsvarianten von Harmonisationsprozessen, durch welche der spezifische Systemcharakter von Unternehmungen einerseits geschaffen und erhalten und andererseits sichergestellt wird, daß alle von den Systemelementen in konkreten Handlungssituationen vollzogenen Handlungen stets den Ganzheitscharakter des Systems Unternehmung berücksichtigen.“ Bleicher/Meyer (1976), S.37.
Vgl. Weber (1995), S.296.
Anthony (1989), S.78.
Vgl. Szyperski (1974), S. 14f.
Szyperski (1974), S.14f.
Bleicher (1989), Sp. 1127.
Szyperski(1974), S.14.
So fordern z.B. Bleicher und Bircher eine Metaplanung (als Planung der Planung), denn „Planung bedarf selbst einer integrativen Gestaltung“. Vgl. Bleicher (1989), Sp. 1120; Bircher (1989), Sp.1514; Kosiol (1987), S.80. Zettelmeyer (1984) fordert eine „Metakontrolle“, ebenda, S.155.
Vgl. z.B. die Arbeiten von Hoppenheit (1993); Nippel (1995); Warnke (1996).
Vgl. Schneider (1992), S. 19, in Bezug auf entsprechende Bemühungen im Rahmen der theoretischen Fundierung des Controlling.
Weber (1996b), S.75.
Zenz(1998), S.44.
Horváth (1998), S.VI und S.147. Vgl. auch ebenda, S.149.
Vgl. z.B. Horváth (1991), S. 146: „Das Controllingsystem hat u.a. die Aufgabe, das Planungs- und Kontrollsystem sowie das Informationsversorgungssystem zu entwerfen und zu gestalten und wirkt so als ‚Metasystem‘ für diese Systeme.“ Vgl. weiter ebenda, S.126, S.161, S.172 und S.189 sowie Horváth (1998), S.165 und S.174ff.
Weber (1996b), S.75f.
Vgl. Horváth (1998), S. 146: „Die Rückkopplung der Aussagesysteme zur Realität ist unterschiedlich ausgeprägt. In den meisten Fällen wird Controlling „ex catedra“ definiert; in wenigen Fällen (wie in unserem Ansatz) nimmt man dabei ausdrücklich Bezug auf die Analyse der Controllingfunktion in der Realität und fragt, ob das Ergebnis der Begriffsdeduktion den deskriptiv-induktiv ermittelten Fakten standhält.“; und ebenda, S.145: „Unsere Definition liegt in Übereinstimmung mit der Controllingrealität“, sowie ebenda, S.147: „Sie steht im Einklang mit der Realität“ und S.149.
Vgl. dazu auch Albach/Weber (1991), S.VII: „Stärker als bei anderen Bereichen der Betriebswirtschaftslehre ist ein Nebeneinander ja, Miteinander von Theorie und Praxis für die Entwicklung des Controlling bedeutsam.“
Vgl. Weber/Schäffer (1999b) und Weber (1999a).
Vgl. Weber/Schäffer (1999b), S.740.
KüpperAVeber/Zünd (1990), S.290.
Horváth(1998), S.141.
Vgl. Schmidt (1986); Küpper (1988), S.168ff. und (1997), S. 13–24 und Weber (1995), S.50.
Vgl. Zenz (1997), S.39.
Vgl. zu diesen kurz Weber (1996b), S.75ff
Vgl. für die Planung ausführlich Hamprecht (1996), S.241ff.
Wie z.B. die aktuelle Diskussion zur Anreizgestaltung im Rahmen von Shareholder-Value-Ansätzen zeigt, vgl. im Überblick Weber/Weißenberger (1998), S.40ff.
Horvath(1998), S.207–223.
Horváth (1998), S. 133. vgl. auch ebenda, S.90: „Controlling wird in der Praxis immer wieder auch als eine Führungsaufgabe angesehen... und umgekehrt impliziert Führen Organisationsprobleme.“
Vgl. Horváth (1995), Sp.213. bzw. formuliert in der jüngsten Auflage seines Standardwerks wie folgt: „Über die Koordination des PK-Systems mit dem IV-System wirkt Controlling in alle Führungsteilsysteme hinein.“ Horváth (1998), S. 147.
Küpper (1993), Sp.652.
Küpper/Weber/Zünd (1990), S.283.
Vgl. Kieser/Kubicek (1992), S.104ff.
Weber (1995), S.47.
Vgl. Hahn (1978), S.101ff; Uebele (1980); Weber/Kosmider (1991), S.17ff. und Weber/Schäffer (1998), S.227.
Vgl. Weber (1995), S.46.
Weber (1995), S.46.
Vgl. Weber (1995), S.16.
Vgl. Horváth (1995), Sp.214 und Hahn (1996), S.182.
Vgl. Deyhle (1997b), S.37f.
Hahn (1996), S.182.
Horváth(1998), S.148.
Vgl. Kaplan/Norton (1997), S.46ff.
Weber (1995), S.47.
Weber (1995), S.332.
Vgl. Weber/Göpfert (1992), S. 123.
Vgl. Schäffer (1996).
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Weber, J., Schäffer, U. (2001). Controlling als Koordinationsfunktion — 10 Jahre Küpper/Weber/Zünd. In: Weber, J., Schäffer, U. (eds) Rationalitätssicherung der Führung. Schriften des Center for Controlling & Management (CCM), vol 2. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90819-3_2
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