Skip to main content

Einleitung: Zeit als Kernkategorie der Soziologie

  • Chapter
Verlaufsmusteranalyse
  • 1161 Accesses

Zusammenfassung

Hartmut Esser beklagt in seinem Aufsatz „Wo steht die Soziologie?“ (2002) die Zersplitterung der theoretischen und methodologischen Ansätze von Soziologen. Im Sinne der Zukunftsfähigkeit des Faches fordert er Soziologen auf, nach gemeinsamen Grundlagen zu suchen und verschiedene soziologische Perspektiven zu reintegrieren. Ein solcher Versuch hat nur Aussicht auf Erfolg, sofern überhaupt noch Gemeinsamkeiten zwischen verschiedenen Positionen exsitieren. Gibt es diese? Essers (1999a; 1999–2001; 2002) klare Antwort lautet: „Ja“. Alle Soziologen können sich auf Max Webers klassische Definition von Soziologie berufen:

„Soziologie (…) soll heißen: eine Wissenschaft, welche soziales Handeln deutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und seinen Wirkungen ursächlich erklären will.,Handeln’ soll dabei ein menschliches Verhalten (einerlei ob äußeres oder innerliches Tun, Unterlassen oder Dulden) heißen, wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden. ‚Soziales Handeln’ aber soll ein solches Handeln heißen, welches seinem von dem oder den Handelnden gemeinten Sinn nach auf das Verhalten anderer bezogen wird und daran in seinem Ablauf orientiert ist.“ (Weber 1921:1)

Was Esser dabei nicht explizit macht, ist, dass jegliches soziale Handeln zeitgebunden und veränderlich ist: Es ist gar nicht möglich, Menschsein oder Gesellschaftlichkeit ohne Zeit zu denken. Damit ist Soziologie auch ohne die Kategorie „Zeit” nicht denkbar. Warum?

„Wenn er gelächelt hätte, warum hätte er gelächelt? Bei dem Gedanken, daß jeder, der hereinkommt, sich einbildet, er sei der erste, der hereinkommt, während er doch immer der letzte einer vorangegangenen Reihe ist, selbst wenn er der erste einer nachfolgenden ist, insofern als sich jeder einbildet, der Erste, Letzte, Einzige und Alleinige zu sein, während er doch weder der erste noch der letzte noch der einzige und alleinige ist in einer Reihe, die im Unendlichen beginnt und ins Unendliche sich fortsetzt.“

James Joyce, Ulysses

This is a preview of subscription content, log in via an institution to check access.

Access this chapter

Chapter
USD 29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD 54.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 2005 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden

About this chapter

Cite this chapter

Baur, N. (2005). Einleitung: Zeit als Kernkategorie der Soziologie. In: Verlaufsmusteranalyse. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90815-5_1

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90815-5_1

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-14727-7

  • Online ISBN: 978-3-322-90815-5

  • eBook Packages: Humanities, Social Science (German Language)

Publish with us

Policies and ethics