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Die nie ganz gelingende (Selbst-)Auslöschung der Phantasie: Zamjatin und sein Nachklang bei Orwell

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Möglichkeitssinn
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Zusammenfassung

Ganze Reiche der Phantasie haben sich die findigen Menschen in einem räumlichen oder zeitlichen Jenseits geschaffen, um dort ihrer Erfindungslust oder ihrem Wunschdenken oder ihren Vorstellungen von sozialer Gerechtigkeit die Zügel schießen zu lassen. Diese Utopien im klassischen Sinne sollen hier nicht oder höchstens in der Form der Absage berücksichtigt werden. Die großen Zeiten des utopischen Denkens1 sind in unserem Jahrhundert sichtlich vorbei. Anscheinend kann sich der einzelne heutzutage nicht einmal in der Phantasie eine gewünschte Ordnung des Gemeinwesens so zurechtfügen, dass sie nicht terroristisch und schauderhaft wäre. Das Ausspinnen und Hochrechnen von technischen Möglichkeiten über die jeweils schon in Betrieb genommenen hinaus hat den intellektuell und auch sozial verheißungsvollen Schimmer, den sie in den drei Jahrhunderten von Bacon bis zu Jules Verne und H. G. Wells hatte, fast vollständig eingebüßt. Die science fiction ist zu einem abgesunkenen Kulturgut geworden, das zwar massenhaft konsumiert wird, aber trocken und lau geworden zu sein scheint. Für die freischwebende, unberechenbare, also auch störende Phantasie haben die zwanghaft-seriellen Visionen von Supermen in Allround-Maschinen so gut wie keinen Platz mehr.

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Literatur

  1. Jewgenij Samjatin, Wir,Köln 1958. Die Übersetzung von Gisela Drohla lässt viele der phantastischen, nachdenklichen und ironischen Passagen aus, die den stilistischen Reiz von Zamjatins Prosa ausmachen. Unverständlicherweise wird bis heute noch (6. Auflage 1997) diese verstümmelte Übersetzung verkauft. Für die Zitate habe ich diese Übersetzung durchgehend herangezogen, folge ihr aber oft nicht.

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  2. Gemordete Literatur. Dichter der russischen Revolution,hg. von Milo Dor und Reinhard Federmann, Salzburg 1963. „Gemordet“ wird im Vorwort und Waschzettel expliziert als: auf die eine oder andere Weise von den Machthabern zum Schweigen gebracht.

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  3. Vgl. den Sammelband Die Serapionsberüder von Petrograd. Junge Kunst im revolutionären Rußland,hg. Karlheinz Kasper, Berlin 1987, zur Selbststilisierung Zamjatins als ihr „literarischer Geburtshelfer“ S. 463–5, zu seiner Kritik an einzelnen Mitgliedern S. 280–5.

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  4. Evgenij Zamjatin, O literature, revoljucii, entropii i o procï=m [„Über die Literatur, die Revolution, die Entropie und über sonstiges“], 1924.

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  5. Bruno Taut u.a. bauten mit sehr viel Glas, beinahe schon Häuser „aus Glas“. Vgl. Paul Scheerbart, Glasarchitektur (1914), München 1986. Eine zentrale Rolle spielt die Phantasie und z. T. schon Redensart von den „Gläsernen Häusern” in Stefan 2eromskis Roman Przedwiosíiie [„Vorfrühling“] von 1925.

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Gerhard Bauer Robert Stockhammer

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© 2000 Westdeutscher Verlag GmbH, Wiesbaden

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Bauer, G. (2000). Die nie ganz gelingende (Selbst-)Auslöschung der Phantasie: Zamjatin und sein Nachklang bei Orwell. In: Bauer, G., Stockhammer, R. (eds) Möglichkeitssinn. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90722-6_6

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90722-6_6

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13350-8

  • Online ISBN: 978-3-322-90722-6

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