Sozialpolitik in Großbritannien: Vom Armengesetz zum „Dritten Weg“

Zusammenfassung

Im Zusammenhang mit den langjährigen Diskussionen über die weitere Entwicklung des sozialpolitischen Handlungsfeldes innerhalb der Europäischen Union sorgt die Stellung Großbritanniens oft für Kontroversen. So wurde beispielsweise erst mit der Wahl der Blair-Regierung 1997 der Weg frei zur Anerkennung des sozialen Kapitels des Maastrichter Vertrags von 1992. Weitere Schritte zu einer Harmonisierung der Sozialpolitik werden von britischen Regierungen aller politischen Couleur eher kritisch beobachtet. Diese Haltung hängt einerseits mit einer weit verbreiteten Skepsis gegenüber Integrationsprozessen zusammen, die nicht primär ökonomischen Charakter haben. Andererseits kann aber die Zurückhaltung bezüglich der Erweiterung von sozialpolitischen Kompetenzen der EU auch durch die historischen Traditionen und konkreten Strukturen der britischen Sozialpolitik erklärt werden. Das „britische Modell“ unterscheidet sich in dieser Hinsicht in wesentlichen Bereichen von den entsprechenden Modellen der anderen EU-Länder. Für Großbritannien würde daher eine Harmonisierung der EU-Sozialpolitik eine größere Umstellung bedeuten, als dies für andere Länder der Fall wäre.