Zusammenfassung
Medienethik versucht Regeln für ein verantwortliches Handeln in der Produktion. Distribution und Rezeption von Medien (auch Online-Medien) zu formulieren und zu begründen. Dabei wird nicht von einem vorgegebenen Wertesystem deduziert, sondern gefragt, zu welchen Selbstverpflichtungen sich Berufsgruppen, Medienbranchen oder auch Individuen bereit erklären sollen. Die bereits anerkannte und praktizierte Moral („Wertkultur“) bildet dabei einen wichtigen Bezugspunkt, an welchem freilich auch Defizite deutlich werden. Als Teilaspekt der Medienethik läßt sich eine Publikums- oder Nutzerethik formulieren, indem man von konkreten Einzelrollen und — Verantwortlichkeiten ausgeht, welche in der abstrakten Rolle „Rezipient“ enthalten sind. Da ist einmal die staatsbürgerliche Rolle und Verpflichtung, Medien auch zu politischer Informiertheit und Kritikfähigkeit zu nutzen. Ferner die Aufgabe von Eltern und Lehrern, die Heranwachsenden bei der Verarbeitung und kompetenten Beurteilung von Medieninhalten zu unterstützen. Schließlich gibt es Bedingungen für eine eigenverantwortliche Lebensgestaltung, d. h., Medien interessen- und bedürfnisgesteuert auswählen und dabei bewußt auf manches verzichten zu können. Die Tugend des Maßhaltens fördert das eigene und gemeinsame Wohlergehen in einem nachhaltigen Sinne. Was die vorhandene Wertkultur angeht, so liegen vor allem für die familiäre Medienerziehung empirische Untersuchungen vor. Die dort festgestellten Defizite können durch eine normativ argumentierende Publikumsethik nicht behoben werden. Aber sie stellt eine zusätzliche Motivation dar, die Erziehungs- und Medienkompetenz von Eltern wirksam zu verbessern.
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Funiok, R. (2000). Zwischen empirischer Realität und medienpädagogischer Praxis. In: Rath, M. (eds) Medienethik und Medienwirkungsforschung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90691-5_4
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