Die vernetzte Welt

Zusammenfassung

‚Multimedia‘ — dies war nach Ansicht der Gesellschaft für deutsche Sprache das Wort des Jahres 1995. Die Auswahl dürfte den Sprachexperten leicht gefallen sein, denn kaum ein Thema produziert zur Zeit einen vergleichbaren Informations- und Kommunikationsoutput wie der Zukunftsentwurf einer vollständig vernetzten globalen Informationsgesellschaft. Wie so oft ist allerdings auch für die Auseinandersetzung über die Informatisierung der Weltgesellschaft Quantität nicht unbedingt mit Qualität gleichzusetzen, und so hat viel Geschriebenes und Gesprochenes eher zur ‚digitalisierten Desorientierung‘ als zur Aufklärung über die Implikationen dieses Zukunftskonzeptes beigetragen. Für dieses Problem hält die digitale Vernetzung allerdings auch schon eine Lösung bereit. Unter der Internet-Adresse http://rsls8.sprachlit.uni-regensburg.de/-c305/Memopolis findet sich der erste digitale Friedhof (vgl. Süddeutsche Zeitung v. 27.11.1995), auf dem man veraltete Informationen des ständig wachsenden kollektiven Gedächtnisapparates in freundlicher Erinnerung zur ewigen Ruhe ablegen kann, um sich dann den bedeutsamen Erkenntnissen über die Zukunft der gesellschaftlichen Information und Kommunikation zuzuwenden. Eben diese sollen im Zentrum der folgenden Ausführungen stehen, denn die neuen Entwicklungen der Technik wie Multimedia, Datensuperhighway und Cyberspace werden Veränderungen für unterschiedliche soziale Systeme mit sich bringen. Vor allem aber implizieren die neuen Technologien die Option auf eine übergreifende Internationalisierung im Informations- und Kommunikationssektor wie sie bislang nicht einmal durch das Satellitenfernsehen geboten wird. Durch die weltweite Datenvernetzung können Individuen unabhängig von dem bei den bisherigen Formen der Informationsübertragung bekannten time oder space lag nahezu zu jedem Thema Informationen anbieten und empfangen. Der Zukunftsentwurf einer digitalen Informationsgesellschaft impliziert somit den gleichzeitigen und gleichberechtigten Zugang aller zu einem umfassenden, stetig wachsenden ‚Weltinformationspotential‘.