Zusammenfassung
Die Durchführung von Unternehmensakquisitionen und Unternehmenszusammenschlüssen hat auch in der Bundesrepublik Deutschland in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Zahl der anzeigepflichtigen bzw. durch das Bundeskartellamt genehmigungspflichtigen Transaktionen unter deutscher Beteiligung stieg von 34 im Jahre 1973 auf ca. 1300 im Jahre 1989.1 Unternehmensakquisitionen sind beinahe alltäglich geworden; besondere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit finden nur noch herausragende Akquisitionen2. Der gemeinsame EG-Binnenmarkt, die Vereinigung der beiden deutschen Staaten und die wirtschaftliche Öffnung Ost-Europas waren in der jüngsten Vergangenheit und werden auch in der näheren Zukunft Motor dieser Entwicklung sein. Parallel zur Ausdehnung der Mengendimension ist auch ein Ansteigen der Preisdimension zu beobachten. Für Unternehmens- und Beteiligungskäufe werden Preise gezahlt, deren Höhe vielfach nur noch vor dem Hintergrund hoher Bestände an liquiden Mitteln bei den Käuferunternehmen erklärbar scheint. Viele Kaufinteressenten, die ihre Preisvorstellung am Ertragswert des Kaufobjekts orientiert haben, mußten Konkurrenten, die höhere Preise zu zahlen bereit waren, den Vortritt lassen. Der Ertragswert üblicher Prägung hat offenbar seine Funktion als Preisobergrenze verloren. Dieses „aggressive Kaufverhalten“ mag drei Gründe haben:3
-
(1)
Das Hochpreisangebot des Konkurrenten beruht auf einer Fehlkalkulation. So hat sich in den USA fast die Hälfte aller Unternehmenskäufe als Fehlschlag erwiesen bzw. nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt.4
-
(2)
Der Konkurrent kann den „Baustein Kaufobjekt“ paßgenau, d.h. gewinnbringender in seine spezifische Unternehmensstruktur einfügen. Seine subjektiven Voraussetzungen für die Akquisition sind, ohne daß er weitere bzw. größere Anstrengungen unternehmen muß, besser. Die Nutzung daraus resultierender Synergieeffekte rechtfertigt den hohen Kaufpreis.
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(3)
Der Konkurrent erwirbt das Kaufobjekt in Verfolgung seiner langfristig angelegten strategischen Zielsetzung.5 Im Zuge der langfristig ausgerichteten Entwicklung eines erfolgversprechenden Unternehmensprofils versucht er dann, die Voraussetzungen für die Nutzbarmachung der dem Kaufobjekt innewohnenden Potentiale zu schaffen und diese zum Vorteil des Gesamtunternehmens einzusetzen.6 Für die Aussicht auf Erlangung dieses „strategischen Mehrwertes“ ist er bereit, einen Überpreis, den „strategischen Mehrpreis“ zu zahlen.
Herrn WP StB Prof. Dr. Werner Klein, Lehrbeauftragter an meinem Seminar, danke ich für den Anstoß zur Bearbeitung dieses Themas und für wichtige Hinweise, meinen Mitarbeitern, den Herren Dipl.-Kfm. H.-J. Barion und Dr. H. Maltry, für die tatkräftige Unterstützung bei der Erstellung dieses Beitrags.
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Literaturangaben
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BFH-Entscheidungen
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Sieben, G. (1991). Zur bilanziellen Behandlung strategischer Unternehmensmehrwerte nach Handels- und Steuerrecht. In: Herzig, N. (eds) Betriebswirtschaftliche Steuerlehre und Steuerberatung. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90588-8_11
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