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Eskalation in Krisen- und Normalphasen

Der Zusammenhang zwischen Medienberichterstattung und Fremdenfeindlichkeit in den neunziger Jahren

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Zusammenfassung

Das Eskalationsmodell geht davon aus, dass Medien nur dann ihre anstiftende Wirkung auf fremdenfeindliche Anschläge und Übergriffe entfalten können, wenn bestimmte politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen erfüllt sind und eine spezifische Problemlage besteht. Dies war nach Juli 1993 nicht mehr der Fall. Daher bezeichnen wir die Phase von August 1993 bis Dezember 1996 im Folgenden als Normalphase.

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Literatur

  1. Die angesprochenen Entwicklungen werden wir im Weiteren detailliert mit Daten belegen. Ob die Asylrechtsänderung sofort ihr anvisiertes Ziel erreicht hat, ist nicht eindeutig zu klären, weil ab 1994 beim Bundesinnenministerium (BMI) ein veränderter Erfassungsmodus in Rechnung zu stellen ist.

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  2. Eine kritische Methodendiskussion zum Umgang mit polizeilichen Kriminaiitätsstatistiken in der Kommunikationsforschung findet sich bei Scharf, Mühlenfeld & Stockmann (1999). Spezifische Problempunkte im Zusammenhang mit Verfassungsschutz-Statistiken zu Rechtsextremismus spricht Diederichs (2000) an.

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  3. Zum Vergleich: Allein 1993 erfasste das BKA 6.721 fremdenfeindliche Straftaten, 1992 waren es 6.336 und 1991 2.426 fremdenfeindliche Straftaten (Brosius & Esser, 1995: 76).

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  4. Aliensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 641; vgl. auch Noelle-Neumann (1995).

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  5. Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 633.

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  6. Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 650f.

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  7. Filterfrage: „Haben Sie schon gehört, dass es jetzt ein neues Asylrecht gibt, oder haben Sie noch nichts davon gehört?“ (Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 636).

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  8. Erste Fragevariante: „Rechnen Sie damit, dass es jetzt mit dem Problem der Asylbewerber deutlich besser wird, dass der Zustrom merklich abnimmt, oder rechnen Sie nicht damit?“. — Zweite Fragevariante: „Rechnen Sie damit, dass jetzt das Problem mit den Asylbewerbern weitgehend gelöst ist, oder rechnen Sie nicht damit?“ (Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 636).

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  9. Den Befragten wurde ein Bildblatt mit zwei Statements vorgelegt, von denen das eine für, das andere gegen das Kirchenasyl sprach (Allensbacher Archiv: IfD-Umfrage 5098; Juli 1994; vgl. auch Allensbacher Bericht Nr. 26/1994).

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  10. Frage: „Durch den Krieg in Bosnien gibt es ja eine neue Flüchtlingswelle. Die einen sagen, wir können keine neuen Flüchtlinge mehr aufnehmen, das Boot ist voll, die anderen sagen, es ist ein Gebot der Menschlichkeit, dass wir jetzt mehr Flüchtlinge aufnehmen. Sind Sie selbst dafür, jetzt mehr Flüchtlinge aufzunehmen, oder sind Sie nicht dafür?“ (Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 637).

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  11. Erste Fragevariante: „Was denken Sie, sollte man die bosnischen und serbischen Bürgerkriegsflüchtlinge so schnell wie möglich in ihre Heimat zurückschicken, oder sollte man erst einmal abwarten wie sich die Lage dort entwickelt?“. — Zweite Variante: „Ich möchte Ihnen von einem Vorfall erzählen, der sich neulich bei einer Podiumsdiskussion ereignet hat. Einige Experten sprechen darüber, ob die Flüchtlinge so rasch wie möglich in ihre Heimat zurückgeschickt werden sollen. Plötzlich springt ein Zuhörer auf und ruft etwas in den Saal. Wenn Sie das bitte einmal lesen.,Was interessieren mich Zahlen und Statistiken, wie kann man überhaupt so kalt über ein Thema reden, bei dem es um menschliche Schicksale geht! Würden Sie sagen, der hat ganz recht oder nicht recht?“(Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 638).

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  12. Frage für Befragte, die sich unter dem Begriff „multikulturelle Gesellschaft“ etwas vorstellen konnten: „Multikulturelle Gesellschaft: Ist das ein Ziel, das sie unterstützen, oder unterstützen Sie das nicht?“. (Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 627).

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  13. Frage: „Es wird ja überlegt, ob Deutschland jedes Jahr eine bestimmte Anzahl von Ausländern ins Land lassen soll, dass Deutschland also ein so genanntes ‚Einwanderungsland‘ werden soll. Darüber unterhalten sich hier zwei: Wem stimmen Sie eher zu?“. — Vorgegeben waren die Statements zweier Personen. Der eine sagte: „Ich finde es richtig, wenn Deutschland zu einem Einwanderungsland wird. Bei uns werden zu wenige Kinder geboren. Deswegen brauchen wir jedes Jahr eine Anzahl von Leuten, die aus dem Ausland zu uns kommen, um unsere Wirtschaft aufrechtzuerhalten.“ Der andere sagte: „Ich bin dagegen, dass Deutschland ein Einwanderungsland wird. Ein so dicht besiedeltes Land wie Deutschland kann auf Dauer nicht noch mehr Menschen verkraften, ohne dass es zu großen Problemen kommt.“(Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 642).

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  14. Frage: „Was meinen Sie, sind das zu viele Menschen, die zu uns kommen, oder können wir die verkraften, oder könnten wir noch mehr Menschen jedes Jahr bei uns aufnehmen?“ (Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 634).

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  15. Frage: „Wissen Sie das zufällig: Wie viele Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien hat Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie zum Beispiel Frankreich bisher aufgenommen?“(Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 638).

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  16. Erste Frage: „Haben Sie den Eindruck, dass es bei uns zu viele Aussiedler gibt, oder würden Sie das nicht sagen?“ — Zweite Frage: „Wie ist es bei Ihnen am Ort, gibt es da Probleme mit Aussiedlern, oder gibt es da bei Ihnen keine besonderen Probleme?“ — Dritte Frage (offen gestellt): „Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Aussiedlern und Asylanten?“(Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 639 f.).

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  17. Allensbacher Archiv: IfD-Umfrage 6033 (August 1996).

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  18. Die Asylbewerberzahlen verteilen sich im Einzelnen wie folgt: 1984: 35.278; 1985: 73.832; 1986: 99.650; 1987: 57.379; 1988: 103.076; 1989: 121.318; 1990: 193.063; 1991: 256.112; 1992:438.191; 1993:322.842; 1994: 127.014; 1995: 129.627; 1996: 115.142.

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  19. Die Zahlen der in Deutschland eingetroffenen Aussiedler verteilen sich wie folgt: 1986: 42.729; 1987: 78.498; 1988: 202.645; 1989: 377.042; 1990: 397.067; 1991: 221.974; 1992: 230.489; 1993: 218.882; 1994: 222.591; 1995: 217.898; 1996: 177.751.

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  20. Diese Zuwanderungswelle begann 1987 mit der veränderten innenpolitischen Lage in Polen, Rumänien, Ungarn, der ehemaligen UdSSR und ehemaligen Tschechoslowakei.

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  21. Vgl. Allensbacher Archiv: IfD-Umfragen 5056 und 5074.

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  22. Vgl. Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997: 636.

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  23. Vgl. Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie 1993–1997: 642. — Die politischen Lager waren sich hier weitgehend einig: Anhänger der Union, SPD, FDP und PDS votierten eindeutig dagegen (77, 72, 69, 79 Prozent). Selbst bei Grün-Wählern überwog die Ablehnung.

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  24. Eigene Berechnungen auf Grund der Angaben im Allensbacher Jahrbuch der Demoskopie, 1993–1997:627.

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  25. Vor 1991 „in der Bundesrepublik“, nach 1991 „in Deutschland“.

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  26. Zum Vergleich: „Homosexuelle“ wurde nur von 29 Prozent der Befragten als heikles Thema angesehen.

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  27. Der Verfassungsschutzbericht 1995 (vgl. BMI, 1996: 104) subsumiert auch einen Teil fremdenfeindlicher Taten unter „rechtsextreme Taten“. Wir haben jedoch beide Bereiche bei Inhaltsanalyse und BKA-Datensatz trennscharf gehalten.

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  28. Allein 1993 erfasste das BKA 6.721 fremdenfeindliche Straftaten, 1992 waren es 6.336 und 1991 2.426. Allerdings sind unsere Berechnungen auf einem aktuelleren Stand. Der Verfassungsschutz weist von 1991 bis 1993 14.327 Straftaten aus (vgl. BMI, 1996: 104).

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  29. Unsere Zahlen sind ab 1995 fast identisch mit den Jahreslageberichten. Auf Grund des aktuelleren Stands sind unsere Zahlen zwischen August 1993 und Ende 1994 etwas niedriger als dort, ansonsten sind beide Kurvenverläufe aber exakt parallel.

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  30. Für 1991 bis 1993 müssen wir auf den Verfassungsschutzbericht 1995 zurückgreifen, der aber nur jährliche Zahlen nennt. Daher können wir die Entwicklung nur in Jahresschritten nachzeichnen. Der Verfassungsschutzbericht rechnet zu rechtsextremen Straftaten auch fremdenfeindliche (vgl. BfV, 1996: 102 ff.). Wir haben diese Zahlen aus den Angaben herausgerechnet. Die Angaben in den Jahreslageberichten sind nach Auskunft des BKA für rechtsextreme Taten nicht mehr aktuell und daher hier nicht ausgewiesen.

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  31. Die Gewichtung erfolgte nach den Angaben im Fischer-Weltalmanach (1997: 145 f.).

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  32. Berlin haben wir grundsätzlich zu den neuen Bundesländern gerechnet.

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  33. Die restlichen Anteile entfielen auf andere Stilformen.

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  34. Bis Mitte 1993 waren es in FAZ 9 Prozent der Beiträge, die sich fremdenfeindlichen Taten widmeten; in der SZ 9 Prozent und bei Bild 15 Prozent.

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  35. Bis Mitte 1993 machten Gerichtsverfahren nur 2 bis 7 Prozent aller Beiträge aus.

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  36. Vgl. allgemein zu Themenkarrieren u.a. Downs (1972), Hilgartner & Bosk (1988).

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  37. Ausgangspunkt der Analyse sind nun Beiträge zu allen acht Schwerpunkten. Denn auch in Beiträgen zu den beiden neuen Schwerpunkten konnten fremdenfeindliche Taten angesprochen sein. Dagegen mag man einwenden, dass Brosius & Esser (1995) Beiträge mit diesem Schwerpunkt gar nicht untersucht haben. Andererseits können wir nicht ausschließen, dass solche Beiträge in der Studie von Brosius & Esser (1995) ebenfalls codiert wurden — z.B. als Artikel mit Schwerpunkt „Hintergrund Rechtsextremismus“. Beide Unschärfen dürften sich ausgleichen. Zudem wurden nur 58 von insgesamt 571 berichteten fremdenfeindlichen Straftaten in Beiträgen zu den beiden neu erfassten Schwerpunkten „Rechtsextreme Straftaten“ bzw. „Kurden/PKK“ angesprochen.

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  38. Vor Juli 1993 waren in der FAZ 47 Prozent, in der SZ 41 Prozent und bei der Bild 44 Prozent der berichteten Straftaten Brandanschläge.

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  39. Die Blätter nannten die Nationalität nur bei 60 Prozent der Straftaten. In der FAZ waren 32 Prozent, in der SZ 27 Prozent, bei Bild 32 Prozent der Opfer türkischer Nationalität.

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  40. Vermutlich nahmen die Blätter zum einen in der Folgeberichterstattung auf Lübeck Bezug; zum anderen berichteten sie nun verstärkt über ähnliche Straftaten, die möglicherweise auch durch Lübeck angestoßen wurden.

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  41. Dargestellt in Spalte 1 der Tabellen 12–14.

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  42. Spalte 2 („ARIMA-Modell“) der Tabellen 12–14 zeigt jenes Modell, mit dem sich die systematischen Bestandteile am besten aus der Zeitreihe entfernen lassen. Ein solches ARI-MA-Modell ist mit den Erwartungswerten z.B. bei der Regression vergleichbar, während die Zeitreihe die beobachteten Werte darstellt. Die drei Parameter „AR“, „I“ und „MA“ bezeichnen verschieden Bestandteile (vgl. unten). Spalte 3 („Parameter“) gibt den Schätzwert für den jeweiligen Bestandteil (z.B. „AR(1)“ = Einfluss der Vorwoche) und dessen Signifikanz an. Der RMSE-Wert in Spalte 4 drückt die Residualvarianz aus; sie ist ähnlich wie bei der Regression als Differenz aus Erwartungswerten (ARIMA-Modell) und beobachteten Werten (Zeitreihe) zu verstehen. Im Ergebnis sind alle Zeitreihen bereinigt, d.h. die Residuenreihen entsprechen „White Noise“, nehmen also rein zufällige Werte an.

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  43. Siehe Ergebnisse der Zeitreihenanalyse in Kapitel 3.5.2.

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  44. Nach Brosius & Ehmig (1988) sind nicht Aussagen, sondern Artikel die Sinn- und Rezeptionseinheit. Ähnliches gilt wohl für Gesamtberichterstattung vs. Artikel.

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  45. Wir haben auch die Kriterien AIC (Akaike Information Criterion) und SBC (Schwartz Bayesian Criterion) berechnet, aber aus Platzgründen nicht ausgewiesen. Sie drücken ebenfalls die Modellgüte aus (vgl. Scheufeie, 1999: 155 ff.) und sprachen im vorliegenden Fall für dieselben Modelle wie der RSME.

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  46. Dies werden wir auch im Zusammenhang kurdischer Gewaltaktionen sehen (Kapitel 5).

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Brosius, H.B., Scheufeie, B. (2002). Eskalation in Krisen- und Normalphasen. In: Fremdenfeindlichkeit als Medienthema und Medienwirkung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90510-9_3

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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