Ein zeitgemäßer Blick auf die psychodynamische Psychotherapie und deren Zukunft

Zusammenfassung

Die moderne Psychotherapie, die sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begann, ist mittlerweile enorm komplex und populär geworden. Manchmal ist die Rede davon, die Psychotherapie sei eine längst außer Kontrolle geratene Billionen-Dollar-Industrie. Besonders in den westlichen Ländern und in den USA ist Psychotherapie von großer gesellschaftlicher Bedeutung, wobei hier eine besondere Affinität zu allen Behandlungen besteht, die Hilfe bei emotionalen Störungen, aber auch bei diffuseren „Lebensproblemen“ verspricht. Parallel zur Entwicklung psychotherapeutischer Methoden gewann die empirische Forschung im Hinblick auf verschiedene Aspekte der Psychotherapie an Gewicht, was sich an einer Fülle von Literatur nachzeichnen lässt, die graduell auch die Theorie und Praxis beeinflusst hat. Ich möchte in meinem Beitrag kurz die Geschichte der Psychotherapieforschung skizzieren und — bevor ich einige Schlussfolgerungen über die Zukunft der Psychotherapie ableite — Beispiele berichten, die aus einem Forschungsprogramm stammen, das ich zusammen mit anderen seit den frühen 50er-Jahren durchgeführt habe. Ich habe selbst zu dieser Geschichte beitragen können und möchte zeigen, dass die Psychotherapieforschung sowohl in der Breite als auch in der Tiefe gewachsen ist und dass sie mittlerweile einen Differenzierungsgrad erreicht hat, der vor wenigen Jahrzehnten noch gar nicht denkbar gewesen wäre.

Teile dieses Beitrages wurden der Arbeit „Psychotherapy Research: Evolution and Current Trends“ von Hans H. Strupp entnommen (Copyright 1992 American Psychological Association; APA) und waren Bestandteil eines Vortrags des Autors zum Kongress „Eigenes und Fremdes - Psychotherapie in Zeiten der Veränderung”, Weimar, 23. - 26. 06. 1999. Der Text wurde aus dem Amerikanischen übersetzt von Prof. Dr. Bernhard Strauß (Jena).