Zusammenfassung
Liest man über Fragen interkultureller Beziehungen in Beratung und Therapie so wird nahezu immer das Beispiel vom deutschen Therapeuten mit türkischen Klientinnen angeführt. Die Frage ist, warum gerade immer dieses Beispiel. Sicherlich, die Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass es sich um eine solche Konstellation handeln könnte — aber nahezu ähnlich groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Klientinnen Menschen aus Polen aus dem ehemaligen Jugoslawien oder aus Russland sind. Und wie ist es, wenn z. B. ein Ostdeutscher zu einem Westdeutschen in Therapie geht oder umgekehrt? Können wir da nicht auch bereits von unterschiedlichen Kulturen sprechen? Dasselbe gilt natürlich für eine Vielzahl anderer kultureller Differenzen, seien es zwischen jüdischen und nichtjüdischen Therapeutinnen bzw. Klientinnen oder die Frage, wie Nachkommen von Tätern des Nationalsozialismus den Überlebenden und deren Nachkommen in der Therapie begegnen. Die Konzentration auf das Standardbeispiel vom deutschen Therapeuten und den türkischen Klientinnen drängt all diese unterschiedlichen Konstellationen aus dem Blickfeld.
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Rommelspacher, B. (2000). Interkulturelle Beziehungsdynamik in Beratung und Therapie. In: Strauß, B., Geyer, M. (eds) Psychotherapie in Zeiten der Veränderung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90471-3_13
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