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Die Kategorie „Geschlecht“ und ihr Erklärungspotential für den Fernsehgebrauch

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Fernsehgebrauch und Geschlecht
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Zusammenfassung

Empirische Studien zum Fernsehgebrauch lassen auf manche Aspekte bezogen sehr deutliche Unterschiede in der Fernsehnutzung oder -aneignung von Männern und Frauen erkennen, oft aber erscheinen die Differenzen zwischen den Geschlechtern auch ausgesprochen geringfügig. Während im Kapitel 4 näher auf die vorliegenden Befunde zum geschlechtsspezifischen Fernsehgebrauch eingegangen wird, werden in diesem Kapitel die theoretischen Grundlagen entfaltet, die als Erklärung für einen geschlechtsspezifischen Fernsehgebrauch zur Verfügung stehen. Im Kapitel 3.1 werden verschiedene theoretische Ansätze skizziert, die (jeweils spezifische) Differenzen in der psychischen Struktur oder dem Verhalten der Geschlechter „konstatieren“ oder „rekonstruieren“ (je nach Selbstverständnis) und Erklärungen für diese Differenzen anbieten.

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Literatur

  1. Viele psychoanalytische Entwicklungsmodelle nehmen im Anschluß an Freud die geschlechtsspezifische Körpermorphologie zum Anlaß, um direkt auf eine geschlechtsspezifische Persönlichkeitsentwicklung zu schließen. Der Frauen von Freud unterstellte Penisneid ist ein prominentes Beispiel hierfür. Andere psychoanalytische Ansätze reflektieren zumindest ansatzweise, daß die vermeintlichen Effekte der Körpermerkmale von Jungen und Mädchen im Entwicklungsprozeß sehr wohl kulturell vermittelt sein können (vgl. etwa Chodorow 1985).

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  2. Die im Vergleich zum Mann beschränktere Fruchtbarkeitsphase von Frauen und deren biologische Ausstattung für die Ernährung des Neugeborenen bringt es, so Barash, mit sich, daß es für die biologische Eignung von Frauen vorteilhaft ist, wenn sie ihr Möglichstes in die Aurzucht ihrer (begrenzten Zahl von) Nachkommen investieren und ihre Partner unter dem Gesichtspunkt wählen, daß sie die notwendigen äußeren Voraussetzungen für eine lange Phase der Kinderaufzucht sichern können. Für Männer, so meint Barash, wären diese „weiblichen“ Verhaltenstendenzen kein evolutionärer Vorteil. Da sie mehr Nachwuchs zeugen können als Frauen zu gebären in der Lage sind und sie gleichzeitig doch nie ganz sicher sein können, ob es wirklich ihre genetische Nachkommenschaft ist, hat das einzelne Kind fur die Fortpflanzung des Vaters — so Barash — eine geringere und ungewissere Bedeutung. Gleichzeitig erlaubt ihm die ausgeprägte weibliche Besorgtheit, sich von der unmittelbaren Sorge für seinen (?) Nachwuchs zu distanzieren, ohne daß seine Fortpflanzung damit gefährdet wäre. Männer maximieren ihre biologische Eignung, wenn sie einer Frau und evtl. auch mehreren signalisieren können, daß sie günstige Bedingungen für die Aufzucht von Kindern bereitstellen können und wenn sie dies dann auch zu gewährleisten wissen (vgl. Barash 1980: 279–289).

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  3. Im übrigen ist heute wohl abzusehen, daß die Menschheit nicht durch eine „unnatürliche“ Geschlechterordnung, sondern durch den ökonomisch gesteuerten Raubbau an ihren natürlichen Lebensgrundlagen und die politisch gewollte ungerechte Verteilung der knapper werdenden Ressourcen gefährdet ist.

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  4. Es wurde begonnen, sorgfältiger dem geschlechtsspezifischen bias, den Forschungsdesigns und -instrumente haben, nachzugehen. Auch wurde eine möglicherweise geschlechtsspezifische Kluft zwischen der Beschreibung sozialer Akteurinnen in Befragungen und deren tatsächlichem Erleben und Handeln kritisch reflektiert.

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  5. Mit der Versorgung und Betreuung durch die Mütter, so betont Lynn, sind den Mädchen anders als den Jungen unmittelbare Vorbilder für die Entwicklung einer adäquaten Geschlechtsrollenidentität gegeben. Durch Identifikation mit der Mutter und deren Verhalten imitierend können Mädchen in die weibliche Rolle hineinwachsen. Der kleine Junge findet in seiner Umgebung dagegen kaum männliche Vorbilder. Jungen haben sich dementsprechend an abstrakten Prinzipien zu orientieren und diese zu verinnerlichen, Mädchen können dagegen über unmittelbare Nachahmung lernen.

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  6. „Frauenberufe“ lassen sich immer wieder neu als solche legitimieren, indem man ihnen „Hausarbeitsnähe“ zuschreibt. Bei dieser Analogiebildung wird, wie Wetterer belegt, höchst selektiv mit den Merkmalen von Hausarbeit und denen bestimmter beruflicher Fähigkeiten umgegangen. Falls die alte Geschlechtszuordnung eines Berufes die tradierte Geschlechterhierarchie nicht mehr sichert, verschiebt sich die soziale Aufmerksamkeit auf andere Aspekte der beruflichen Tätigkeit, und deren Eignung für das eine oder andere Geschlecht wird umdefiniert (vgl. Wetterer 1995: 232)

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  7. Die Itemwahl ist u.U. besser darauf angelegt, Lebensstile von Männern zu unterscheiden als die diesbezüglichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern zu erkennen.

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  8. Die folgenden Überlegungen sind angeregt durch Arbeiten von Knapp (1992), Becker-Schmidt (1993), Ang/Hermes (1994) und Angerer (1994).

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  9. Die Lockerung von Normen weiblicher Selbstbeschränkung, darauf verweist Margrit Brückner, führt allerdings nicht automatisch zu weiblicher Eigenständigkeit. Die Möglichkeiten, unterschiedliche Lebensperspektiven zu entwerfen, können auch neue Formen weiblicher Verunsicherung nähren (vgl. Brückner/Hagemann-White 1993: 51).

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  10. Geissler und Oechsle rekonstruieren bei Frauen im Alter von 20 und 30 Jahren vier Typen von Lebensplanung, die unterschiedliche Versuche darstellen, die Unwägbarkeiten von Familie und Beruf wenigstens vorläufig in ein stimmiges Lebenskonzept zu integrieren (vgl. Geissler/Oechsle 1994: 152ff).

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  11. 1970 waren nur 46 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 65 Jahren erwerbstätig, 1990 dagegen 58,5 Prozent. Damit lag die Erwerbsquote der Frauen immer noch deutlich unter der von Männern, die 1970 88 Prozent und 1990 82,7 Prozent betrug. Eine Angleichung der Erwerbsquoten ist in absehbarer Zukunft allerdings zu erwarten (vgl. Wilkinson 1997: 104). Die bundesdeutsche Entwicklung ist dabei als ein Nachvollziehen der Entwicklung in den USA, Großbritannien, Frankreich und vielen anderen europäischen Staaten zu beschreiben. Noch ist in der Bundesrepublik die Teilzeitbeschäftigung unter Frauen wesentlich verbreiteter als bei Männern. 1992 gingen 14,6 Prozent der erwerbstätigen Frauen und 1 Prozent der Männer in den neuen Bundesländern einer Teilzeitbeschäftigung nach. Dies galt für 35,1 Prozent der erwerbstätigen Frauen und 2,5 Prozent der erwerbstätigen Männer in den alten Bundesländern (vgl. Hadler/Domsch 1994: 12). Auch in Deutschland wird schon gefragt: „Verschwindet der Ernährer-Ehemann?“ (vgl. den Titel eines Beitrages von Ostner und Voges 1995). Nach einer ISO-Studie hatte 1995 in Deutschland nur noch jede(r) fünfte Beschäftigte einen Vollzeitjob mit geregelten gleichbleibenden Arbeitszeiten (vgl. Rosenmayr/Kolland 1997: 259).

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  12. Nave-Herz schätzt die Zahl dauerhaft kinderloser Ehen in der Bundesrepublik derzeit auf 20 Prozent, wovon ihrer Auffassung nach die Hälfte ungewollt kinderlos bleibt (vgl. Nave-Herz 1988: 17). Für Großbritannien gibt es Schätzungen, daß ebenfalls etwa 20 Prozent der Frauen, die in den 60er Jahren geboren wurden, kinderlos bleiben werden (vgl. Wilkinson 1997: 96). Schwarz schätzt, daß in Zukunft 30 Prozent aller Frauen kinderlos bleiben werden (vgl. Schwarz 1986: 102).

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  13. Einbezogen waren private Haushalte aller sozialen Gruppen (ohne Ausländerhaushalte). Alle Personen ab 12 Jahre sollten an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ihren Tagesablauf in ein Tagebuch eintragen. Die Tätigkeiten sollten auf einer Zeitachse in 5-Minuten-Intervallen markiert und mit eigenen Worten beschrieben werden. Diese Angaben wurden im Zuge der Auswertung ca. 200 Tätigkeitsgruppen zugeordnet (vgl. Fiebiger 1995: 770).

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  14. Aus Großbritannien sind Zahlen bekannt, nach denen sich die Anzahl der Frauen, die mehr als ihr Partner verdienen, seit den frühen 80ern bis 1995 verdreifacht hat. Immerhin jede sechste Frau verdient dort inzwischen mehr als ihr Partner (vgl. Wilkinson 1997: 104).

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  15. Gegenwärtig nehmen 1,5 Prozent aller Väter den Erziehungsurlaub in Anspruch (Nolte, Gleichberechtigungskonferenz Bonn 1998)

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  16. Frauen in gut bezahlten Berufen oder solche mit Partnern, die über flexible Arbeitszeiten verfugen und bereit sind, eine aktive Vaterrolle zu übernehmen, können sich diesen Zwängen entziehen.

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  17. Anders als durch Diskriminierung ist zum Beispiel kaum zu erklären, daß der Anteil weiblicher Bundestagsabgeordneter auch 1994 je nach Fraktion stark variierte (CDU: 14,7%, CSU: 12,0%, B’90/Grüne: 59,1%, FDP: 19,1%, PDS: 40%, SPD: 33,3%). Nur über eine strikte Quotierung gelang es einigen Parteien, den Frauenanteil unter den Abgeordneten zumindest auf das Niveau des Frauenanteils der Parteimitglieder anzuheben. Auffällig ist, daß die Zahl weiblicher Kandidaturen für den Bundestag in den letzten 10 Jahren stark zunahm, daß die männlichen Kandidaturen in einigen Parteien (CDU und CSU) deutlich erfolgreicher waren als die weiblichen. Hier wurden männliche Kandidaten offensichtlich über günstige Listenplätze und sichere Wahlkreise wesentlich besser abgesichert als die Kandidatinnen (vgl. Comelißen 1993: 343).

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  18. Um einem neuerlichen Essentialismus zu entgehen, wird dieses Potential hier nur vorsichtig andeutet.

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© 1998 Westdeutscher Verla GmbH, Opladen/Wiesbaden

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Cornelißen, W. (1998). Die Kategorie „Geschlecht“ und ihr Erklärungspotential für den Fernsehgebrauch. In: Fernsehgebrauch und Geschlecht. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90445-4_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90445-4_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13197-9

  • Online ISBN: 978-3-322-90445-4

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