Zusammenfassung
Dienstleistungsunternehmen befinden sich derzeit in einer schwierigen Wettbewerbssituation: zunehmende Marktsättigung, fortschreitende Deregulierung, Probleme der Kundenbindung und das Eintreten neuer, oftmals branchenfremder Wettbewerber sind nur einige Tendenzen, die derzeit die Diskussion in der betrieblichen Praxis und in der Literatur zu Dienstleistungsunternehmen bestimmen (Bruhn/Meffert 2001; Bruhn/Stauss 2002). Als Antwort auf die neuen Herausforderungen lassen sich im Dienstleistungssektor u.a. neue Formen der zwischenbetrieblichen Zusammenarbeit in Netzwerken beobachten, bei der ehemalige Wettbewerber zu Partnern werden, um den Kunden ein umfangreicheres Leistungsprogramm, eine hohe Dienstleistungsqualität und niedrigere Preise bieten zu können (Meyer/Blümelhuber 2001; Stauss 2001). In der Literatur zur Organisationsgestaltung von Dienstleistungsunternehmen werden Netzwerkunternehmen als eine besonders geeignete Organisationsform angesehen, um flexibel und bei relativ geringen Transaktionskosten Dienstleistungen zu erbringen (Hardt 1996; Picot/Neuburger 2001). Ein prominentes Beispiel für eine derartige Zusammenarbeit ist die „Star Alliance“, in der sich zurzeit 14 Fluggesellschaften zu einem Netzwerk zusammengeschlossen haben, um durch Abstimmung der Flugpläne, gemeinsame Beschaffungspolitik und Zusammenlegung von Kapazitäten den Kunden einen attraktiven Preis bei hoher Servicequalität bieten zu können. Die zunehmende Anzahl derartiger Dienstleistungsnetzwerke ist ein Indiz dafür, dass netzwerkartige Organisationsformen eine viel beachtete Möglichkeit darstellen, sich erfolgreich den ändernden Rahmenbedingungen anzupassen. Während in der Literatur umfassende Ansätze zur Erklärung von Netzwerkorganisationen anzutreffen sind, wird die eigentliche netzwerkinterne Auftragsvergabe jedoch nur am Rande betrachtet. Eine Möglichkeit die Auftragsvergabe zu steuern sind interne Märkte, auf denen die in einem Netzwerk zusammengeschlossenen Partnerunternehmen um die Vergabe von Teilaufträgen konkurrieren (Hess 2002). Während das Konzept interner Märkte bei herkömmlichen Unternehmen in Form von Profit-Center-Organisationen in der Praxis bereits breiten Einzug gehalten hat und auch in der Literatur ausführlich diskutiert wurde, existieren für Netzwerke nur erste Ansätze (Frese 2000; Hess 2002). So wurde das Phänomen interner Märkte in Netzwerken zwar implizit als „marktähnlicher Koordinationsmechanismus“ bei einer Co-Existenz von Kooperation und Konkurrenz erkannt, eine systematische ökonomische Analyse dieses Konzepts ist jedoch kaum zu finden (Schuh et al. 2000). Die Diskussion in der Literatur beschränkt sich dabei auf die Erörterung von Teilproblemen, etwa die Ausgestaltung eines internen Verhandlungsprozesses oder den Einsatz von Multiagentensystemen. Das Ziel dieses übergreifender angelegten Beitrags ist dagegen, beginnend mit den ökonomischen Grundlagen, in einer systematischen Darstellung die wesentlichen Merkmale und Gestaltungsparameter interner Märkte in Netzwerken herauszuarbeiten. Als ein weiterer relevanter Aspekt, der bisher in Theorie und Praxis nur rudimentär bearbeitet ist, wird darüber hinaus das Unterstützungspotenzial interner Märkte durch IT diskutiert.
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Hess, T., Wittenberg, S. (2003). Interne Märkte in Dienstleistungsnetzwerken. In: Bruhn, M., Stauss, B. (eds) Dienstleistungsnetzwerke. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90290-0_7
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