Zusammenfassung
Auf einer elementaren Ebene ist die Struktur des Marktes in der Moderne nach Heinemann (1976) zunächst durch die spezifische Form der sozialen Beziehung gekennzeichnet, die zwischen Marktteilnehmern gestiftet wird. Diese Beziehung ist erstens als formale Freiheit und Gleichrangigkeit charakterisiert. Das Marktgeschäft hat die freiwillige Zustimmung der Austauschenden zur Voraussetzung, und zwar ganz unabhängig davon, ob es sich um eine Tauschkooperation zwischen Käufer und Verkäufer auf dem Gütermarkt, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer auf dem Arbeitsmarkt, zwischen Vermieter und Mieter auf dem Wohnungsmarkt oder zwischen Gläubiger und Schuldner auf dem Geldmarkt handelt. In jedem Fall können Leistungen gegen Geld grundsätzlich frei getauscht werden, womit umgekehrt auch die Chance der Ablehnung einer Tauschbeziehung besteht. Diese Tauschfreiheit, die in den bürgerlichen Rechtsinstituten der Vertragsfreiheit und Gewerbefreiheit ihren unmittelbaren Ausdruck findet, ermöglicht den einzelnen Marktakteuren, in der Wahl des Tauschpartners und des Tauschobjektes wie auch in der Festlegung der Tauschmengen und Tauschrelationen formal ungebunden und frei zu entscheiden. Der Handel mit Gütern und Dienstleistungen, Grund und Boden, Geld und Wertpapieren wird nicht von ständischen Barrieren behindert, der Zugang zu Märkten und Produkten ist kein exklusives Recht, das an sozial, personal, politisch, ethnisch oder religiös legitimierte Schließungskriterien gebunden ist. Michael Walzer umschreibt in Sphären der Gerechtigkeit (1992, 36) diese Tausch- und Wahlfreiheit des Marktes mit den folgenden Worten: “Was immer rechtmäßig zum Kauf angeboten wird, sollte an gottlose, ketzerische und sündige Männer und Frauen genauso verkauft werden wie an gottesfürchtige (anders wären nennenswerte Geschäfte auch gar nicht zu machen). Der Markt steht allen offen, die zu ihm kommen, die Kirche nicht.”1
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Kraemer, K. (1997). Vergesellschaftung über Märkte — Grundlegung. In: Der Markt der Gesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90286-3_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90286-3_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12989-1
Online ISBN: 978-3-322-90286-3
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