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Brief Paulis an Niels Bohr

12. Dezember 1924

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Zusammenfassung

Sehr verehrter, lieber Herr Professor!

Eben heute wollte ich das beiliegende Manuskript1 einer noch unpublizierten Arbeit an Heisenberg senden. (Deshalb gerade an Heisenberg, weil ich glaube, daß er von allen Physikern am wenigsten damit einverstanden sein wird, was ich da geschrieben habe.) Nun kam gerade Ihr lieber Brief, über den ich mich riesig gefreut habe. Ich sah daraus, daß Sie immer sehr herzlich an mich denken und daß Sie sich eben jetzt dafür interessieren, womit ich mich nun beschäftige. Deshalb sende ich nun das Manuskript direkt an Sie.

„Heute habe ich Ihre neue Arbeit gelesen und es ist sicher, daß ich derjenige Mensch bin, der sich am meisten darüber freut, nicht nur, weil Sie den Schwindel auf eine bisher ungeahnte, schwindelhafte Höhe treiben und damit alle bisherigen Rekorde, deren Sie mich beschimpft, spielend geschlagen haben (indem Sie einzelne Elektronen mit 4 Freiheitsgraden einführen), sondern überhaupt, ich triumphiere, daß auch Sie (et tu, Brute!) mit gesenktem Haupt in’s Land der Formalismusphilister zurückgekehrt sind; aber seien Sie nicht traurig, Sie werden dort mit offenen Armen empfangen.“

Heisenberg an Pauli, 15. Dezember 1924

„Ich bin auch nicht ganz sicher, ob Sie eine gefährliche Grenze überschreiten, wenn Sie... das endgültige Todesurteil über eine korrespondenzmäßige Erklärung des Gruppenabschlusses aussprechen. Daß Ihre eigenen schönen Zahlenharmonien nicht so ganz unabhängig von den armen klassischen Raumbegriffen sind, wie der Gebrauch von 4 Dimensionen für eine Beschreibung der Elektronenbahn vermuten lassen könnte, dürfte vielleicht auf die Entstehung von Quantenbahnen mit denselben 4 Quantenzahlen in den ‚äußeren‘ und ‚inneren‘ Teilen der Atome hindeuten.”

Bohr an Pauli, 22. Dezember 1924

Enthalten in Pauli 11979/85], Band I, S. 186–189

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Literatur

  1. Bei Cs ist die Abweichung 6 %, bei Hg oder Tl bereits 17 %.

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  2. Pauli (1925 b)

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  3. Pauli [1929 a, b]

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  4. Siehe Pauli (1925 a)

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  5. Dies halte ich für sicher — trotz unseres guten Freundes Kramers und seiner bunten Bilderbücher5. — „Und die Kinder, sie hören es gerne.” Wenn auch das Verlangen dieser Kinder nach Anschaulichkeit teilweise ein berechtigtes und gesundes ist, so darf dieses Verlangen doch niemals in der Physik als Argument für die Beibehaltung gewisser Begriffssysteme gelten. Sind die Begriffssysteme einmal abgeklärt, so werden auch die neuen anschaulich sein.

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  6. Ähnliche Bedenken äußerte Pauli auch in einem Brief an Lande.

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  7. Pauli bezieht sich hier auf eine farbige Abbildung der Elektronenbahnen verschiedener Elemente, die später auch dem Büchlein von H. A. Kramers und H. Holst: „Das Atom und die Bohrsche Theorie seines Baues“. Berlin: Julius Springer 1925, beigefügt wurde. Das gleiche Werk war zuvor 1922 in dänischer und 1923 in englischer Sprache erschienen. Die gleichen Figuren waren ebenfalls in dem Kramerschen Aufsatz: „Das Korrespondenzprinzip und der Schalenbau der Atome“ im Bohrheft der Naturwissenschaften 11, 550–559 (1923) abgebildet.

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  8. Das hier von Pauli angedeutete Programm einer Herleitung der quantentheoretischen Gesetze aus beobachtbaren Eigenschaften unter Verzicht auf Anschaulichkeit entspricht seiner Ausführung durch Heisenberg im folgenden Jahre. Heisenberg hielt sich z. Z. in Kopenhagen auf und dürfte diesen Brief zusammen mit Paulis Manuskript ebenfalls gelesen haben.

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Charles P. Enz Karl v. Meyenn

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© 1988 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig

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Enz, C.P., v. Meyenn, K. (1988). Brief Paulis an Niels Bohr. In: Enz, C.P., v. Meyenn, K. (eds) Wolfgang Pauli. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90270-2_21

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90270-2_21

  • Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag

  • Print ISBN: 978-3-322-90271-9

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