Zusammenfassung
Die Verwirklichung eines baukünstlerischen Entwurfs ist im 20. Jahrhundert ein immer komplizierter werdender, sich aufgrund der ständig fortschreitenden Entwicklung neuer Materialien und Verfahrensweisen in beständigem Wandel befindlicher Prozeß, der von einer Person allein nicht mehr zu steuern ist. Der äußerst komplexe Vorgang, der der Gestaltwerdung eines Bauwerks zugrunde liegt, verlangt die enge Zusammenarbeit von Fachleuten unterschiedlichster Ausrichtung und eine präzise Koordination ihrer Einzelleistungen. Der Realisierung eines Entwurfs können ganz unterschiedliche Organisationsmodelle dienen, die sich in spezifischer Weise auf das Bauwerk selbst auswirken.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Anmerkungen
FLC, J 1 (7), 79 (Vertrag)
FLC, J 1 (8), 450ff.
FLC, J 1 (7), 113. Brief vom 24. 9. 1934, Üb. K.M.
In seinen Briefen sprach Le Corbusier zwar von „nous“, darauf hinweisend, daß er nicht allein den Verhandlungspartner für einen Auftraggeber bildete; dieser richtete seine Antwortschreiben jedoch so hartnäckig an „Monsieur Le Corbusier“, daß dieser sich schließlich genötigt sah, ihn auf die korrekte Anschrift des Architekturbüros aufmerksam zu machen.
Zit. nach Warnke 1984, 238
Für den Vorgang der positiven Umwandlung eines äußeren Hindernisses gibt es in Le Corbusiers Werk zahlreiche Beispiele. So erhielt bereits 1925 der für die Pariser „Exposition des Arts Décoratifs“errichtete Pavillon ein großes Loch in der Decke der überdachten Gartenterrasse, da sich mitten auf dem zur Verfügung stehenden Ausstellungsgelände ein Baum befand. Der „Pavillon de l’Esprit Nouveau“war jedoch kein singulärer, auf den Bauplatz Bezug nehmender Entwurf, sondern die Demonstration einer Zelle des von Le Corbusier entworfenen Wohnblocks „Immeuble-Villas“. Die für die Baumkrone geschaffene Öffnung stellt keine Notlösung dar, sondern wird zum selbstän-digen Formelement, das die Rezeption dieses Bauwerks entscheidend geprägt hat. Bei der Rekonstruktion des „Pavillon de l’Esprit Nouveau“1977 in Bologna hat man die Dek-kenöffnung wie selbstverständlich mit-„kopiert“, obwohl die Hauptaussage des Bauwerks gerade in seiner Funktion als serienmäßig zu produzierendes Standard-Element liegt. (Vgl. dazu Steinmann, Der Pavillon de L’Esprit Nouveau in Bologna, in: archithese 1 (1981), 27ff.) Aber auch für Le Corbusier selbst gewann die unbeabsichtigte Formerfindung Eigenwert: Eine Zeichnung für die Ferienwohnanlage „Roq et Rob“1949 zeigt ebenfalls einen Raum, der offensichtlich um einen Baum herum entworfen wurde. (FLC 18 861)
Die folgende Darstellung bezieht Ergebnisse einer detaillierten Untersuchung auch der materiellen Entstehungsgeschichte des Klosters La Tourette mit ein, die kürzlich in Frankreich erarbeitet wurde: „Laboratoire Dessin/Chantier, Le Couvent de La Tourette de Le Corbusier.“
FLC K 3 (7), 56; 13. 3. 1956, Üb. K.M.
FLC K 3 (7), 88ff, Üb. K.M.
Ebd., Üb. K.M.
Ebd., Üb. K.M.
In meiner 1984 an der Universität Hamburg eingereichten Magisterarbeit über den Philips-Pavillon habe ich versucht, die einzelnen Gestaltungsanteile voneinander zu scheiden.
Le Corbusier 1960, 306. Auszug aus „Science et Vie“1960
Le Corbusier 1942, 126
A.a.O., 108
Wogenscky 1983, x, beschreibt das AT-BAT als „aus vier Sektionen bestehend, denen je ein von Le Corbusier bezahlter Mitarbeiter vorstand: die ‚Verwaltungssektion‘, geleitet von Jacques Levèbvre, die ‚Arbeitsorganisationssektion‘, geleitet von Marcel Py, die Sektion für ‚technische Forschung‘, geleitet von Vladimir Bodiansky und die ‚Architektursektion‘, geleitet von mir selbst.“(Üb. K.M.)
Le Corbusier 1948, 47, Üb. K.M.
Vgl. Anm. 252, ix
Nach Tournon Branly 1965, 20ff. blieben Le Corbusier, Wogenscky und Py bis 1949 im ATBAT. Es wurde zunächst von Can-dilis mit Bodiansky und Levèbvre weitergeführt, wobei die Organisationsform verschie-dene Veränderungen erfuhr und sich schließlich auflöste.
Eine auf dem „Teamwork von Individualisten“basierende Architektengemeinschaft, wie Gropius sie mit dem TAC führte, wäre für Le Corbusier vermutlich undenkbar gewesen.
Die ersten Planungen sahen einen großen Komplex vor, der neben einer Wohneinheit auch Kultur- und Sporteinrichtungen (Jugendhaus, Stadion, überdachtes Schwimmbad und eine — aus den Museumsprojekten bekannte — „Boîte à Miracles“für Theateraufführungen) umschließen sollte. Die später begonnene und bis heute nicht vollendete Kirche war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Kompetenzstreitigkeiten in der Administration und Geldmangel reduzierten das Bauprogramm schließlich auf Wohneinheit und Jugendhaus.
FLC M 1 (6), 4ff., 146
Schon im März 1961 hatte Le Corbusier die Heranziehung eines Ingenieurbüros zur Bedingung gemacht: „(...) die Art und die Komplexität der Studien, die mit dem Auftrag zusammenhängen, den Sie uns so freundlich anvertraut haben, machen die Mitarbeit eines Ingenieurbüros unumgänglich.“Diese Forderung noch verstärkend fügt er hinzu, „(...) dessen technische Planung nicht in das Ressort des Architekten gehört“. Brief an Petit vom 2. 3. 1961. FLC M 1 (6), 9ff., Üb. K.M.
Artikel 4 des Vertrages führt die Zahlungsmodalitäten auf: Skizze oder prinzipielles Schema 0 Vorprojekt 2/10 Allgemeines Projekt, eingeschlossen Zusatzheft 2/10 Überwachung der Arbeiten und provisorische Abnahme 4/10 Endgültige Abnahme (eingeschlossen Kontrolle der Arbeiten und Abwicklung der Berichte) 2/10
So nahm er beispielsweise während der Ausführungsphase in einem zweiwöchigen Rhythmus an den Baustellen-Besprechungen mit dem Bauherrn (hier unmittelbar der Leiter des Jugendhauses) und Vertretern der Baufirmen teil. E.-C. Petit und Le Corbusier besuchten den Bauplatz nur gelegentlich; für Firminy ist jedoch ein seltenes Dokument erhalten: das Tonbandprotokoll einer Baustellenbesichtigung Le Corbusiers; es vermittelt interessante Aufschlüsse über seine Reaktionen auf das „wachsende“Bauwerk. FLC M 1 (5), 224–227. 21. 5. 1965
Robert Rebutato bezeichnet Gardien in einem Gespräch am 1. 4. 1985 denn auch als „homme de confiance“Le Corbusiers.
FLC F 1 (13), 170ff., Üb. K.M.
Sekler 1978, 286, Üb. K.M.
FLC J 3 (15), 188; 10. 7. 1963, Üb. K.M.
Sekler 1978, 303, Üb. K.M.
Immer von neuem dagegen verwandte Le Corbusier große Sorgfalt auf die Auswahl und Zusammenstellung der Farben, mit denen er die meisten Bauwerke im Inneren und Äußeren versah. Farben galten ihm grundsätzlich als Mittel zur individuellen Steigerung der Volumina, also der Proportionierung und der Materialien, der rein architektonischen Elemente. Ihr Einfluß auf die menschliche Psyche unterstützte sein Bestreben, durch Architektur zu „erschüttern“(émouvoir).
Die von Matsuka in Paris zusammengestellte Kollektion vorwiegend impressionistischer Kunstwerke war bei Kriegsausbruch von den französischen Behörden als feindliches Eigentum beschlagnahmt, nach längerer Verhandlungszeit jedoch an die japanische Regierung mit der Bedingung zurückgegeben worden, sie in einem eigens zu errichtenden Gebäude, einem „Nationalmuseum für Bildende Kunst“, unterzubringen, das ausschließlich westlicher Kunst vorbehalten sein müsse. Der französische Kulturminister Malraux, der gemeinsam mit den Japanern die Einweihung vornahm, könnte als Freund Le Corbusiers indirekt an dessen Beauftragung mitgewirkt haben. Le Corbusier, O.C. 1952–1957, 168
FLC F 1 (12), 5; 10. 5. 1954, Üb. K.M.
Meines Wissens hat er den ausgeführten Bau nur durch Photographien kennengelernt.
Einer der bedeutendsten Vertreter zeitgenössischer japanischer Architektur, Kenzo Tange, bezeichnet sich, als Schüler eines ehemaligen Mitarbeiters Le Corbusiers, als dessen „Enkel“.
FLC F 1 (12), 28ff.
FLC F 1 (12), 441; 13. 2. 1957, Üb. K.M.
FLC F 1 (12), 202; 10. 7. 1956, Üb. K.M.
FLC P 3 (4), 149; 21. 5. 1955, Üb. K.M.
FLC F 1 (12), 424; 12. 2. 1957, Üb. K.M.
Dennoch hat er noch einige Jahre lang regelmäßige Reisen nach Chandigarh unternommen; den Besuchen in Indien wurde, wie es auch in einem Brief Le Corbusiers an Sekler zum Ausdruck kommt, gegenüber Einweihungsfeiern in Japan und den USA Priorität eingeräumt.
Dies ist nicht die einzige Methode: So unterhielt beispielsweise Egon Eiermann gleichzeitig mehrere Baubüros, deren straffe Organisation und festgelegte Aufgabenverteilung dazu führte, daß sie weitgehend auch ohne seine (ständige) persönliche Mitwirkung funktionierten; Bedingung war hier allerdings eine auf Standardelementen basierende Bauweise. Den Hinweis auf Eiermann verdanke ich Eva Bothe.
Vgl. dazu Warnke. 1984, 138.
A.a.O., 142
Rights and permissions
Copyright information
© 1989 Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Michels, K. (1989). Die Bauausführung. Organisationsformen und ihre Auswirkungen. In: Der Sinn der Unordnung. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90258-0_7
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90258-0_7
Publisher Name: Vieweg+Teubner Verlag
Print ISBN: 978-3-322-90259-7
Online ISBN: 978-3-322-90258-0
eBook Packages: Springer Book Archive