Zusammenfassung
Bei den Experimenten, die im folgenden beschrieben werden, handelt es sich um Leseexperimente186. Die Experimente wurden als word-by-word self-paced reading tests durchgeführt. Dabei werden Sätze wortweise auf dem Bildschirm präsentiert, wobei als Präsentationsmodus eine inpersistente (nicht-kumulative) Darbietung mit moving window gewählt wurde, i.e. die einzeln dargebotenen Wörter erscheinen an ihrer “natürlichen” Satzposition, ohne daß der Gesamtsatz sichtbar ist187.
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Literatur
Einen vergleichenden Überblick über die unterschiedlichen Methoden beim Lesen im Experiment und die im Leseexperiment zu spezifizierenden Dimensionen a) Lesezeit (fremdbestimmt — selbstbestimmt), b) Darbietungsposition (variabel — statisch) und c) Textpersistenz (kumulativ — inpersistent) gibt Günther (1989).
Kennedy & Murray (1984) zeigen bei einem Vergleich unterschiedlicher experimenteller Designs, daß eine kumulative Darbietung zwar die Möglichkeit bietet, innerhalb eines Satzes “zurückzuspringen”, i.e. Regressionen auszuführen. Dies wäre gerade für die Bearbeitung von Ambiguitäten relevant. Aufgrund interpersoneller Unterschiede ist die Auswertung der regressiven Blickbewegungen jedoch sehr problematisch. Da außerdem in einem Leseexperiment ohne Blickbewegungsmesser ohnehin nicht bestimmt werden kann, wohin die regressive Bewegung führt, eignet sich eine kumulative Darbietung hier nicht, vielmehr ist eine inpersistente Darbietung, die exakte Lesezeiten für die einzelnen Segmente liefern kann, vorzuziehen.
Cf. Just & Carpenter (1980, 1987), Kennedy & Murray (1984).
Cf. Koster (1986), Bayer (1984), Staudacher (1990).
In anderen germanischen Sprachen (Isländisch, Dänisch, Friesisch) tritt bei Brückenverben im Komplementsatz das V2-Phänomen auch nach einleitendem Komplementierer auf (cf. Platzack 1987).
Interessant ist hier der Zusammenhang zwischen syntaktischem und semantischem Verhalten: Nach ihrem semantischen Verhalten bezeichnet Karttunen (1973) Verben wie glauben, meinen, sagen, denken, also die Brückenverben, als “Stöpsel”, i.e. Präsuppositionen des eingebetteten Satzes werden nicht an den Gesamtsatz weitergegeben.
Haider (1986), Staudacher (1990)
Cf. Haider (1993:197).
Diese Sätze sind Haider (1993:198) entnommen.
Dies erklärt jedoch nicht den im Deutschen ungrammatischen Fall (i), der einen Verstoß gegen Haiders (1993) Lokalitätsdomäne ‘FKP’ darstellt.
Cf. Stowell (1983).
Cf. Koopmann, H. & Sportiche, D. (1991).
Daß der Argumentstatus einer Position für die Sprachverarbeitung eine entscheidende Rolle spielt, zeigen Pritchett (1987) und Breidt (1989) anhand der unterschiedlichen Intensität von Gartenpfadsätzen auf.
Die Besetzung von C0 zeigt an, daß es sich um einen finiten Satz handelt (cf. den Besten 1977).
De Vincenzi (1989, 1991) betrachtet das minimal chain principle als ein reines Verarbeitungsprinzip. Kenstowicz (1989:271) stellt jedoch beispielsweise bei der Untersuchung von zwei arabischen Dialekten, von denen einer pro drop-Eigenschaften hat, fest, daß “when two alternative derivations are available for the same D-structure, the shorter one is selected.” Die Präferenz für die Bildung einer kurzen Kette ist demnach auch in der Kompetenzgrammatik enthalten.
Cf. Pesetsky (1987).
In diese Richtung weisen auch die Daten von Dobrovie-Sorin (1990) aus dem Rumänischen, die darauf hindeuten, daß wh-N-Phrasen (care-N) — im Gegensatz zu wh -Phrasen (cine) — keine bzw. restringierte quantifier sind. Die zurückbleibenden Spuren sind demnach keine Variablen, da wh-N-Spuren weder einen weak cross over-Effekt hervorrufen, noch parasitäre Spuren lizensieren. Dobrovie-Sorin führt dieses unterschiedliche Verhalten von einfachen und komplexen wh-Phrasen auf die Position des wh-Elementes innerhalb der Phrase zurück: Während cine wie who im Englischen selbst den nominalen Kopf der wh-Phrase besetzt, steht das wh-Element einer wh-N-Phrase in der specifier-Position dieser Phrase, in deren Kopfposition ein nominales Element steht. Dadurch wird die Quantifizierungsdomäne auf diese NP begrenzt.
Untersuchungen zur Verarbeitung deutscher Deklarativsätze, in denen Topikalisierung und Scrambling stattgefunden hat, liegen nicht vor. Hinzuweisen ist auf Bayer (1992, in Vorb.).
Cf. Bech (1955).
Bei englischen ECM-Strukturen John expected him to go, I want him to leave handelt es sich um IP-Einbettungen, da der Infinitivmarkierer to erscheint; ECM-Verben regieren im Englischen also den 2. Status. Im Deutschen erscheint kein Infinitivmarkierer, i.e. es liegen VP-Einbettungen vor (cf. Haider 1984, Rosengren 1990).
Dies zeigt, daß die Einschätzung von Nicol (1988:46) bezüglich des Vorhandenseins einer Verarbeitungsstrategie allenfalls eine Reaktion auf sprachspezifische Gegebenheiten des Englischen ist: “... such a heuristic could be motivated by a need to make early coin-dexing commitments combined with a delay in availability. However there is no reason to believe that the processing system would be forced into coindexing commitments prior to the availability of verb control information since no structural commitments rest on the coindexing of the subject gap. “
Diese Beobachtung war von Frazier, Clifton & Randall (1983) auf die Wirksamkeit der most recent filler strategy zurückgeführt worden.
Der Begriff functional complex for predicate ? meint die lokale Domäne, die Chomsky (1984) fur die Anaphernbindung definiert: Die strukturelle Domäne, in der die thematischen Rollen, die das Prädikat vergibt, zugewiesen werden.
Es handelt sich hier also um denselben Typus von Ambiguität, den Frazier (1979) in permanent ambigen Deklarativsätzen untersucht hat (he saw the boy with the binoculars).
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Farke, H. (1994). Die Verarbeitung von Subjekt-Objektambiguitäten bei wh-Extraktion. In: Grammatik und Sprachverarbeitung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90241-2_7
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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