Wechselwähler in Deutschland: Wählerelite oder politischer Flugsand?

Zusammenfassung

Die Wechselwähler sind in einer Demokratie zugleich ein bewegliches und ein bewegendes Element. Denn im Gegensatz zu den Stammwählern sind sie in ihrem Wahlverhalten nicht über längere Zeit hinweg festgelegt, sondern entweder andauernd oder doch zumindest sporadisch flexibel. Ihre Flexibilität weist den Wechselwählern eine zentrale Rolle in der politischen Auseinandersetzung zu: Neben dem Auf und Ab der Wahlbeteiligung und demographischen Veränderungen in der Zusammensetzung der Wählerschaft sind sie es, die für Verschiebungen im Kräfteverhältnis zwischen den politischen Parteien sorgen. Folglich entscheiden sie ganz wesentlich über den Aufstieg neuer politischer Formationen und den Niedergang etablierter Parteien sowie die Zuweisung der Regierungs- und Oppositionsrollen mit. Aber selbst wenn die Wähler nicht in praxi einer Partei ihre Gunst entziehen und für eine andere votieren, übt die bloße Möglichkeit der Wechselwahl eine nachhaltig disziplinierende Wirkung auf das Handeln der parteipolitischen Eliten, die stets auch nach Stimmenmaximierung trachten, aus. Die Wechselwahl ist mithin eine wesentliche Triebfeder des politischen Wettbewerbs in einer Demokratie.