Zusammenfassung
Aus wirtschaftsgeschichtlicher Sicht haben drei Rahmenbedingungen die Entwicklung des italienischen Aktienmarktes gehemmt:1 (a) die arretrezza (Rückständigkeit) der italienischen Wirtschaft selbst, nämlich die im kontinentaleuropäischen Kontext späte Industrialisierung (1896–1908) des Landes. Sowohl die agrarisch geprägte Wirtschaft als auch der Kapitalmarkt blieben lange Zeit stark fragmentiert. Im Gegensatz zu anderen Ländern wirkte der Eisenbahnbau nicht als Katalysator der Kapitalmarktentwicklung. Privates Anlagekapital floß statt dessen in risikoarme Spareinlagen von Post und Banken und stand als Risikokapital für andere Industrieprojekte nicht zur Verfügung. Eng damit verbunden ist (b) die frühzeitige oligopolistische Verflechtung zwischen kapitalintensiver Schwerindustrie, dem Träger der Industrialisierung, und dem Bankensektor. Gestützt auf die gruppi bancari (Bankkonzerne) war es der Großindustrie über lange Zeit möglich, sich ohne Rückgriff auf den organisierten Kapitalmarkt zu finanzieren. Daher fehlte die Grundlage für die Ausbildung einer ‚philosophy of disclosure‘, und Geschäftsinteressen der involvierten Kreditinstitute hemmten die Börsenentwicklung. Der italienische Staat hat (c) durch seine frühzeitig an der Kreditwirtschaft orientierte Industriepolitik und die spätere extensive Refinanzierung am Rentenmarkt die Börse marginalisiert.
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Reichart, M. (2001). Börsen- und kapitalmarktseitige Determinanten. In: Beteiligungsfinanzierung italienischer Familienunternehmen. DUV Wirtschaftswissenschaft. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90206-1_6
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