Zusammenfassung
Die Erforschung der historischen Demographie kann sich in China auf eine in der Welt einzig dastehende Fülle von Zahlen, die auf Volkszählungen beruhen, stützen.8 Seit dem ersten Zensus, dessen Zahlen überliefert sind (2 n. Chr.), bis zu dem vorläufig letzten von 1953 können wir Wachstum, Schrumpfung und geographische Verteilung der Bevölkerung Chinas recht genau verfolgen und die demographische Entwicklung mit den wirtschaftlichen und kulturellen Daten korrelieren. Nicht für alle Epochen chinesischer Geschichte sind die überlieferten Zahlen gleich zuverlässig, aber für die Chin-Zeit müssen sie als besonders vertrauenswürdig gelten, da uns auch die Erhebungsgrundsätze für die verschiedenen Volkszählungen überliefert sind. Dies ist besonders betont worden in einer ausgezeichneten Analyse der Bevölkerung des Chin-Reiches, die dem wohl besten Kenner der historischen Demographie Chinas verdankt wird.9 Vor allem wissen wir aus der Chin-Zeit, wer als erwachsene Person gezählt wurde, nämlich gesunde Einwohner im Alter von 17 bis 60 Jahren. Die Volkszählung erfolgte ausgehend von den kleinsten Verwaltungseinheiten. Die Dorfältesten, in Städten die Vorsteher der Stadtviertel, mußten persönlich alle Haushalte in ihrem Bezirk aufsuchen und dort Namen, Geschlecht und Alter der Personen in eine Liste eintragen. Diese Listen wurden dann gesammelt der jeweils höheren Verwaltungseinheit gegeben.
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Literatur
Für die neuere Zeit ist das maßgebende Standardwerk Pingti Ho, Studies on the Population of China, 1368–1953 (Harvard University Press, Cambridge, Mass., 1959, 2. Aufl. 1967).
Pingti Ho, „An Estimate of the Total Population in Sung-Chin China“, Etudes Song (Sung Studies) in memoriam Êtienne Balázs 1,1 (Paris-La Haye, 1970) 33–53.
Die Zahlen für 1190, die bei Ho (Anm. 9) nicht in der tabellarischen Übersicht erscheinen, finden sich im Chin-shih (Geschichte der Chin) ed. Ponach. 46, 9a-b.
Für 1207 sind zwei voneinander abweichende Zahlen überliefert. Eine liegt unter derjenigen, welche im Text wiedergegeben wurde. Ho a. a. O. hält die höhere Zahl für die wahrscheinlichere, weil an der betreffenden Textstelle im Chinshih gesagt ist, daß die damaligen Zählungsergebnisse die höchsten unter der Chin-Dynastie gewesen seien.
Diese Schätzung ergibt sich aus der für 1183 vorliegenden Gesamtzahl von 4,8 Millionen für die Militärkolonisten, von denen der größte Teil aus Jurchen bestand.
Siehe oben Anm. 7.
Vgl. hierzu neuerdings die interessanten Versuche, eine Aufschlüsselung der graphischen Einzelbestandteile der Schrift mit Hilfe der EDV vorzunehmen: Materialy po desifrovke kidan’skogo pis’ma, 2 Bde. (Moskau, 1970). Die Arbeiten sind gemeinsam vom Akademie-Institut für Ethnographie und dem Allunions-Institut für wissenschaftliche und technische Information durchgeführt worden. Zu einem endgültigen Ergebnis haben sie jedoch bisher noch nicht geführt.
Vgl. die Literaturangaben in Gisaburö Kiyose, A Study of the Jurchen Language and Script in the Hua-i i-yü (University Microfilms, Ann Arbor, Mich., 1974) 4–8.
D. Kara, E. I. Kyčanov, V. S. Starikov, „Pervaja nachodka čžurčžen’skich rukopisnych tekstov na bumage“, Pis’mennie pamjatniki vostoka. Istoriko-filologičeskie issledovanija 1969 (Moskau, 1972) 223–228.
Wilhelm Grube, Die Sprache und Schrift der Jučen (Leipzig, 1896). — Für das Chin Project wird Professor L. Ligeti (Budapest), dem bereits wichtige Beiträge zur Erforschung von Sprache und Schrift der Jurchen zu danken sind, dieses Thema behandeln.
Vgl. Herbert Franke, „Treaties between Sung and Chin“, Êtudes Song (Sung Studies) in memoriam Êtienne Balázs 1,1 (1970) 55–84.
Hiu Lie, Die Mandschu-Sprachkunde in Korea (Bloomington, Ind., 1972) 1–40.
Vgl. zum Problem der Übersetzungen in die Jurchen-Schrift auch Herbert Franke in ZDMG 125 (1975) 464–466 und in „Chinese Historiography under Mongol Rule: The Role of History in Acculturation“, Mongolian Studies. Journal of the Mongolia Society 1 (1974) 21–22.
Eine ausgezeichnete Grundlage für solche Analysen bietet die Abhandlung von Ch’en Shu, Chin-shih shih-pu wu chung (Fünf Arbeiten zur Ergänzung der Chin-Geschichte) (Peking, 1960), in welchen das Namensmaterial für die Clans und Stämme auf Grund aller chinesischen Quellen erfaßt ist, einschließlich abweichender Orthographien.
Vgl. hierzu Herbert Franke, „Bemerkungen zu den sprachlichen Verhältnissen im Liao-Reich“, Zentralasiatische Studien 3 (1969) 7–44 sowie Gerhard Doerfers „Altaische Scholien zu Herbert Frankes Artikel“ ib. 45–49.
Vgl. heute vor allem die sehr ausführliche Darstellung in Bd. 1 von Mikami Tsugio, Kinski Kenkyū, Kindai Joshin Shakai no Kenkyū (Forschungen zur Gesellschaft der Jurchen der Chin-Dynastie) (Tokyo, 1972) 109–418.
Mikami, op. cit. 357–410 gibt eine vollständige Übersicht über die Namen und Standorte der Einheiten.
H. Franke, „Chinese Texts on the Jurchen“, Zentralasiatische Studien 9 (1975) 136–137 (Raubehe), 142–144 (Rechtswesen).
Für das Rechtswesen unter der Chin-Dynastie kann jetzt auf die Arbeit von Yeh Ch’ienchao Chin-lü chih yen-chiu (Forschungen über die Chin-Gesetze) (Taipei, 1972)
verwiesen werden sowie vor allem auf das Standardwerk von Niida Noburu „Kindai keihō kō“ (Untersuchung über das Strafrecht der Chin-Dynastie) in Chūgoku Hōseishi Kenkyū (Forschungen zur Rechtsgeschichte Chinas) Band Keihō (Strafrecht) (Tokyo, 1959) 453–524.
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Franke, H. (1978). Sozialstruktur. In: Nordchina am Vorabend der mongolischen Eroberungen, Wirtschaft und Gesellschaft unter der Chin-Dynastie (1115–1234). Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 228. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90091-3_2
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