Zusammenfassung
Unter den sozialen Gebilden, die sich im Verlauf der Menschheitsgeschichte herausgebildet haben, kommt der sozialen Gruppe ein besonderer Stellenwert zu. Als Gründe können genannt werden:
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die Gruppe ist das verbreitetste soziale Gebilde; jedes Individuum gehört in der Regel verschiedenen sozialen Gruppen an: von der Familie über Spielgruppe, Freundesgruppe, Arbeitsgruppe, Sportgruppe bis zu dem eher netzwerkartigen Nachbarschaftsverbund;
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die Gruppe verbindet in einzigartiger Weise die Individualnatur eines Menschen mit seiner Sozialnatur, Individuum und Gesellschaft. Die Gruppe kann daher zu Recht als „Paradigma der Vergemeinschaftung und Vergesellschaftung“ (Schwonke 1980) angesehen werden: in der Gruppe wird das Soziale — seine Normiertheit und Strukturiertheit, Differenzierung und Hier-archisierung — für die Individuen anschaulich, verstehbar und nachahmbar;
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selbst in größeren sozialen Gebilden — wie einer Institution oder Organisation, einer Assoziation oder einem Verein, einem Stamm oder einer Kaste — lassen sich als Untergliederungen formelle und informelle Gruppen nachweisen;
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anthropologisch kann davon ausgegangen werden, daß der Mensch von seiner Organausstattung her ein Gruppenwesen ist. Rein zeitlich betrachtet lebte der Mensch über die mit Abstand längsten Phasen seiner Geschichte in Horden und Klans (Gruppen in einem Stamm, die miteinander verwandt sind), in erweiterten Familiengruppen und überschaubaren Stammesorganisationen.
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Informationsteil
1. Zitierte Literatur
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2. Empfohlene Literatur zur Einführung und Vertiefung
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Schäfers, B. (1992). Die soziale Gruppe. In: Korte, H., Schäfers, B. (eds) Einführung in Hauptbegriffe der Soziologie. UTB für Wissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90083-8_5
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