Skip to main content
Book cover

Die Schlucht pp 139–149Cite as

Ergebnisse: Gontscharov und seine Schlucht in der russischen Literaturgeschichte

  • Chapter
  • 17 Accesses

Part of the book series: Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften ((ARAW,volume 86))

Zusammenfassung

Hier war von Leseerfahrung die Rede (S. 56, 67). Das bezieht sich in erster Linie auf das Lesen von Erfahrenen, die sich in der russischen Literatur der Zeit Gontscharovs auskennen, seinen Zeitgenossen und uns Späteren, die sich erst wieder zurückarbeiten müssen. Damit ist zweierlei gemeint. Zunächst die Tatsache, daß Bücher mit der Kenntnis von anderen Büchern gelesen werden; sodann die in dieser Tatsache — ob bewußt oder automatisch — enthaltene Annahme, daß in solchen Vorkenntnissen Urteilskriterien enthalten sind, die über Richtigkeit und Gültigkeit Sicherheit geben. Die erste Tatsache läuft wohl auf viel und von Vielen gelesene Bücher hinaus; doch vielleicht weniger als bewußte Anerkenntnis ihres Wertes, mehr als Modeerscheinung. Das Eigenartige bei literarischen Moden ist es, daß sie nicht nur Früheres, frühere Moden als unmodern sogleich kenntlich machen, sondern über sie auch Kenntnisse verlieren. Je mehr man der Mode verfällt und glaubt, das Richtige zu tun, desto weniger weiß man über das, was vorher war, Bescheid. Man liest nicht weniger als früher und nicht nur das Moderne, sondern man liest ältere Werke unter der einschränkenden Bedingung der Modeerfahrung, und das ist meist nicht die eigene. Und wenn dazu noch eine Autorität kommt, die in solchem Verhalten bestärkt und ihm Namen gibt, dann wird man hilflos gegenüber Älterem und unfreier, nicht nur gegenüber der Geschichte, sondern auch gegen die Erfassung der Zeitaufgaben. Wer einen solchen Vorgang in der Geschichte einmal nachdenklich verfolgt, wird bald die merkwürdige Beobachtung machen, daß kritische und gebildete Geister — nicht von den Dummen oder den Naiven ist die Rede — sich in einem solchen unselbständigen Gesichtspunkt glücklich schätzen können, obwohl sie doch die Fähigkeit, ein Buch richtig zu lesen, nicht erworben haben. Wer das in seiner Zeit selbst bemerkt, kann nicht mit viel Zustimmung rechnen, wird sich nicht selten selbst wenig zustimmungswürdig vorkommen und suchen, sich bedeckt zu halten.

This is a preview of subscription content, log in via an institution.

Buying options

Chapter
USD   29.95
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
eBook
USD   44.99
Price excludes VAT (USA)
  • Available as PDF
  • Read on any device
  • Instant download
  • Own it forever
Softcover Book
USD   59.99
Price excludes VAT (USA)
  • Compact, lightweight edition
  • Dispatched in 3 to 5 business days
  • Free shipping worldwide - see info

Tax calculation will be finalised at checkout

Purchases are for personal use only

Learn about institutional subscriptions

Preview

Unable to display preview. Download preview PDF.

Unable to display preview. Download preview PDF.

Literature

  • Besonders in Literaturnye meëtanija, 1834, in: PSS Bd. I Moskau 1953, S. 20–104. - Statbi o Pulkine, dort die ersten drei Artikel, 1843, ebd. VII 1955, S. 99–265. - Vzgljad na russkuju literaturu 1847 goda, 1847/48, ebd. X 1956, S. 279–359.

    Google Scholar 

  • Vgl. Anm. 270: Zametki o Belinskogo, 1873, VIII 61 und 63.

    Google Scholar 

  • Dazu Vf., Revolution gegen die Erinnerung: Alexander Herzen, in: Studia Slavica. Beiträge zum VIII. Internationalen Slavistenkongreß in Zagreb 1978 (Marburger Abhandlungen zur Geschichte und Kultur Osteuropas 21), Giessen (Schmitz) 1981, S. 149–183.

    Google Scholar 

  • Diletantizm v nauke, in SobrSo& III 1955, S. 5–88.

    Google Scholar 

  • Dazu R. Ju. Danilevskij, „Molodaja Germanija“i russkaja literatura. (Iz istorii russko-nemeckich lite-raturnych otnolenij pervoj poloviny XIX veka), L. 1969, S. 70ff., 81ff.

    Google Scholar 

  • Vgl. Richard Brinkmann, Wirklichkeit und Illusion. Studien über Gehalt und Grenzen des Begriffes Realismus für die erzählende Dichtung des neunzehnten Jahrhunderts (1957), Tübingen (Niemeyer) 31977, S. 79ff.

    Google Scholar 

  • Lude pozdno, VIII 87; vgl. Anm. 205.

    Google Scholar 

  • Freeborn (wie Anm. 90) S. 127: „Goncharov’s work has none of the formal perfection and technical accomplishment of Turgenev’s novels.“ Kaum haltbar.

    Google Scholar 

  • In Väter und Söhne Kapitel 21, PSSiP. Sol`. VIII 1964 S. 323.1–28 wird in Anlehnungen Pascals Pensées III 205 und II 72, ed. Brunschvieg Paris o. J. S. 427 und 347–358, aus der Ahnung von Unendlichkeit und Ewigkeit nur Verzweiflung über Formlosigkeit (bezobrazie) und Nichtigkeit (pustjaki) abgeleitet, und die Folge sind Langeweile und Bosheit. Dieser Blick in die Leere, in die Nichtigkeit ist die tiefste Ausprägung des Motivs des Nihilismus in dem Roman. Pascals Staunen und Frömmigkeit fehlen Turgenev. Vgl. auch an Pauline Viardot am 29. íV.1848, ebd. Pismo I 1961, S. 295f. und an A. A. Fet am 31. III./11. IV. 1864, ebd. V 1963, S. 245f. Weiter noch Dovolbno (1862/65), ebd. Sol`. IX 1965, 5.117.27–33; es ist das Werk, mit dem Turgenev auf die einhellige Kritik an Väter und Söhne reagierte. - Freeborn (wie Anm. 90) S. 129 greift glatt daneben: „(…) Gogol, Lermontov, Grigorovich, Goncharov and Dostoyevsky were either totally unaffected by it (the harmonious balance in the unifying of the different fictional elements; [i.e.] classical tradition) or were never steeped in it.“ ass Vgl. Anm. 184; ferner Neob.lst. S. 35, 52.

    Google Scholar 

  • An A. N. Majkov am 11./23. XII. 1868, PSS y 30-ti tomach Bd. XXVIII 2, Nr. 357 S. 329: „Ach, mein

    Google Scholar 

Download references

Authors

Rights and permissions

Reprints and permissions

Copyright information

© 1991 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

About this chapter

Cite this chapter

Rothe, H. (1991). Ergebnisse: Gontscharov und seine Schlucht in der russischen Literaturgeschichte. In: Die Schlucht. Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, vol 86. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90059-3_7

Download citation

  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90059-3_7

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-05104-8

  • Online ISBN: 978-3-322-90059-3

  • eBook Packages: Springer Book Archive

Publish with us

Policies and ethics