Schluß. Vergleich mit der Bentreschstele

Zusammenfassung

So gäbe es auch noch manche andere Probleme zu besprechen, die mit dem vervollständigten Matanazi-Brief zusammenhängen. So könnte sich die Entsendung eines Beschwörungspriesters zur Heilung einer Königstochter in einem fernen Lande literarisch niedergeschlagen haben in der sog. Bentreschstele des Louvre ¹³³. Diese späte pseudohistorische Erzählung aus ptolemäischer Zeit berichtet in der Tat von einem solchen Ereignis, das noch dazu in der Zeit Ramses’ II. stattgefunden haben soll. Es wird sogar der Name des ausgesandten Beschwörungspriesters, nämlich Thot-em-hab, angegeben. Das ferne Land trägt aber nicht mehr den Namen Hatti, das in den Stürmen der Seevölkerwanderung längst zugrunde gegangen war, sondern heißt b$\underset{\raise0.3em\hbox{$\smash{\scriptscriptstyle\smile}$}}{h}$ tn = *Bachtan, was eine leichte Umformung für babylonisch ba-a$\underset{\raise0.3em\hbox{$\smash{\scriptscriptstyle\smile}$}}{h}$ -tar, Bactriane, darstellt ¹³⁴. Daß dieses Bachtan wirklich ein Substitut für das alte, aus dem Gesichtskreis der Ägypter verschwundene Land $\underset{\raise0.3em\hbox{$\smash{\scriptscriptstyle\smile}$}}{H}$atti darstellt, geht daraus hervor, daß Ramses in der Stele eine Tochter des Fürsten von Bachtan zur Frau erhält mit dem Namen Nofru-Re, was offenbar nichts anderes ist als eine leichte Verkürzung des Namens der Tochter des $\underset{\raise0.3em\hbox{$\smash{\scriptscriptstyle\smile}$}}{H}$attušili, die ägyptisch in Maatnofru-Hor-Re ¹³⁵ umbenannt worden war, und an deren Namen man sich also offenbar noch in der Ptolemäerzeit erinnert! Nach dem einleitenden Bericht über diese Heirat wird die Hauptperson eingeführt, die zweite Tochter des Königs von Bachtan und Schwester der Nofru-Re namens Bntrš — in unserer künstlichen Ausspracheweise für derzeit nicht sicher vokalisierbare Namen „Bentresch“ vokalisiert —, nach der die Stele im Louvre benannt ist.