Zusammenfassung
Nun muß ein Blick auf die Frage geworfen werden, welche Wertschätzung Philosophie im Ganzen und die Philosophie Platons im besonderen genoß. Im 5. und noch im 4. Jahrhundert war die Philosophie, ungeachtet mancherlei Kritik, hoch angesehen; das drückte sich besonders darin aus, daß man namhafte Philosophen aufforderte, neu gegründeten Städten24 ihre Verfassung und ihre Gesetze zu geben. Diese Welle des Vertrauens trug noch Platon; ihm wurde mehrfach angetragen, er möge entweder selbst oder durch Schüler Einfluß auf Verfassung, Gesetzgebung, ja, Politik nehmen. Es ist kein Zufall, daß die beiden umfänglichsten Werke Platons die Theorie des Politischen zum Gegenstand haben, diesen Gegenstand aber so darstellen, daß die Gründung eines Staates entworfen wird.
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Literatur
Was da vorging, wird zunächst aus Diog. Laertios 5,38 erkennbar: Die Initiative ging von Sophokles, einem Sohn des Amphikleides aus. Wegen seines offenbar sehr scharfen Gesetzantrages wurde er sogleich angeklagt und im folgenden Prozeß von Demochares, dem Neffen des Demosthenes, verteidigt. In dieser Rede wurde offenbar alles ausgesprochen, was man der Philosophie und den Philosophen vorwarf; die Reste bei BaiterSauppe: Oratores Attici II 341ff., dazu I. Düring: Herodicus the Cratetean. A Study in Anti-Platonic Tradition 1941, 149–150. Zum ganzen Vorgang U. v. Wilamowitz: Antigonos von Karystos 189ff. und 270.
Diese werden aufgezählt von Diog. Laertios 3,65–6; die genaue Parallele dazu bietet ein Hs.-Blatt des B. Jahrhunderts, erhalten in Cava dei Tirreni, hrsg. von C. W. A. Reifferscheid, RhMus 1868, 131. Da liegt eine parallele Überlieferung, nicht aber Übersetzung des Textes vor, den Diog. Laertios a. O. bietet. Die Zeichen, deren sich die Homer-Philologie bediente, werden vermehrt durch Zeichen, die 1) auf stilistische Höhepunkte hinweisen, und die 2) solche Stellen bezeichnen, an denen Platon auf andernorts vorgetragene Sóyyara zurückkommt. Wäre dieses Programm durchgeführt worden, dann wäre damit eine Platon-Konkordanz in nuce (vgl. S. 40–42) erarbeitet worden.
Hierzu weitere Nachweisungen in meinem Aufsatz: Ein Epigramm auf Platons Werke. Anthologia Palatina 9,188; Grazer Beiträge 1, 1973, 89–109.
Hier ist auf die materialreiche Arbeit von I. Düring zu verweisen: Herodicus the Cratetean. A Study in Anti-Platonic Tradition, 1941.
Diesen Gedanken spricht Cicero de leg. 2,8–12 aus, freilich ohne auf einen Gewährsmann zu verweisen. Das dort Gesagte steht in engem Zusamenhang mit Poseidonios fg. 21 Edelstein-Kidd = Diog. Laertios 7,138. Zur Begründung des Naturrechts durch Poseidonios und Cicero vgl. meinen Aufsatz: Ciceros Entwurf zu einer Neuordnung des römischen Sakralwesens; Classica et Medievalia Francisco Blatt septuagenario dedicata, diss. 9, 1973, 224–240.
Das Material hierzu im Art. Xanthippe, Pauly-Wissowas Realenzyclopädie II 18, 1967, 1335–1342.
Hierzu mit reichen Nachweisungen P. Boyancé: Le culte des Muses chez les philosophes Grecs. Etudes d’histoire et de psychologie religieuses 1937, dazu Rez. Theol. Literaturzeitung 1938, 371–374.
W. Theiler: Die Vorbereitung des Neuplatonismus, 11934, 21964 hat, bes. in Kap. 2 und 3, mit reichen Nachweisungen dargestellt, wieviel poseidonisches Gut in den Platonismus eingegangen ist. Trotzdem gilt obiges Urteil: Das, was den Platonismus eigentlich prägt, der Aufstieg ins Oberkosmische, ist nicht von Poseidonios angeregt worden.
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Dörrie, H. (1976). Platons Ansehen auβerhalb der Akademie. In: Von Platon zum Platonismus Ein Bruch in der Überlieferung und seine Überwindung. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 211. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90050-0_3
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