Zusammenfassung
Auf die Bedeutung von Leibnizens Philosophie für das neuhumanistische Denken über Bildung ist gelegentlich verwiesen worden, wenn Ähnlichkeiten oder auch Entsprechungen zwischen einem Gedankengang bei Leibniz und in neuhumanistischen Entwürfen festgestellt wurden.1 Auch liegen für einzelne große Gestalten des deutschen Humanismus Arbeiten über die Korrespondenz ihrer Grundlehren und der Leibnizschen Philosophie vor.2 Es fehlt hingegen bislang ein Versuch, unter systematischem Aspekt die Rezeption Leibnizscher Vorstellungen für das neue humanistische Denken über Bildung und ihre Umgestaltung gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts zu untersuchen. Diese Frage gilt es, in diesem Vortrag zu erörtern. Dabei wird so vorgegangen, daß zunächst der Ansatz zur Leibniz-Rezeption und die Leibniz-Kenntnisse der Neuhumanisten zusammenfassend charakterisiert, dann die Übernahme von Grundgedanken aus der Leibnizschen Philosophie in bildungstheoretischen Entwürfen vorgestellt, die Übertragung auf dieser Philosophie zunächst ferne Bereiche einsichtig gemacht, die Weise dieses Umsetzens näher interpretiert und so letztlich Bedeutung und Grenzen der direkten und indirekten Bezugnahme auf Leibniz in den neuen humanistischen Entwürfen deutlich werden sollen. Diese Erwägungen stehen jedoch nicht unter der Prämisse, als seien die Bildungstheorien der Humanisten nichts anderes als aus sorgfältig nachzuzeichnenden Einflüssen und Bezugnahmen rekonstruierbare Gebilde, die in sich zerfielen, wenn die Anteile aus Leibniz oder auch aus Spinoza, Shaftesbury, Kant und so mancher anderer sonst eliminiert seien. Die von diesen Denkern in unterschiedlicher Intensität ausgehenden Wirkungen wurden aufgenommen und umgesetzt, aber unter einer durchaus eigenständigen Fragestellung. Zwar werden wichtige Fixpunkte entlehnt, so daß es von solchen Ansätzen her eher möglich ist, bestimmte Grundzüge ihres Denkens durch Abhebung und Vergleich schärfer zu erfassen, in ihrer Eigenart herauszustellen, so in ihrem Sinn überhaupt erst zu erschließen und verbreitete Fehlinterpretationen zu vermeiden. Ihr Ausgangsproblem jedoch, die Theorie der Bildung des Menschen mit eigenen Fragen und Antworten, bleibt von solchen Übernahmen weitgehend unberührt.
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Menze, C. (1980). Leibniz und die neuhumanistische Theorie der Bildung des Menschen. In: Leibniz und die neuhumanistische Theorie der Bildung des Menschen. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 246. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90049-4_1
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-07246-3
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