Zusammenfassung
Jede normative politische Theorie sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, von idealen Prämissen auszugehen und zu leeren Idealen zu führen. Bereits Kant reagierte auf diesen Vorwurf mit dem ironischen Titel ’Über den Gemeinspruch: Das mag in der Theorie richtig sein, taugt aber nicht für die Praxis’. Was die praktische Politik über diesen Vorwurf vergißt, ist die Tatsache, daß jede Entscheidung über alternative Handlungsoptionen auf Wertannahmen beruht, die weder in der ’Natur der Sache’ liegen, noch schlicht gegeben sind. Daher ist eine normative Klärung der politischen Zielvorstellungen und der theoretischen Möglichkeiten ihrer Realisierung nicht nur wichtig, sondern auch notwendig, wenn eine kontinuierliche und kohärente Politik verfolgt werden soll. Denn praktische Politik wird nicht nur durch die Grenzen des faktisch Machbaren, sondern auch des theoretisch Möglichen und ihrer konsensüalen Zustimmung beschränkt. Doch können normative Ideale nicht sklavisch verfolgt werden, sondern dienen der Orientierung. Sie bieten ein Kriterium zur Beurteilung gegenwärtiger Situationen und langfristiger Politiken. Und: Sie sensibilisieren das Bewußtsein für politische Optionen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Der Vorwurf des Zynismus gegenüber westlichen Staaten, einerseits hehre Werte zu proklamieren und andererseits schlichte Interessen- und Machtpolitik zu betreiben, übersieht, daß die Einhaltung von Verhaltensregeln das Bestehen dieser Regeln voraussetzt; vgl. dazu Barry (1986).
Rights and permissions
Copyright information
© 1995 Deutscher Universitäts-Verlag GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Chwaszcza, C. (1995). Nachwort: Vom Nutzen und Nachteil normativer Theorien. In: Zwischenstaatliche Kooperation. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90039-5_8
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90039-5_8
Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag
Print ISBN: 978-3-8244-4169-3
Online ISBN: 978-3-322-90039-5
eBook Packages: Springer Book Archive