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Reichweite und Grenzen nicht-institutioneller Lösungsansätze des Kooperationsproblems

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Zwischenstaatliche Kooperation

Part of the book series: DUV Sozialwissenschaft ((DUVSW))

  • 42 Accesses

Zusammenfassung

Die in diesem Kapitel betrachteten nicht-institutionellen Lösungsansätze stellen weder den individualistischen noch den nutzenmaximierenden Rationalitäts- und Strategiebegriff der Entscheidungs- und Spieltheorie in Frage.1 Der Konflikt individueller und kollektiver Rationalität, wie er in Kooperationssituationen auftritt, wird auf den Konflikt kurzfristiger und langfristiger instrumenteller Rationalität zurückgeführt, und eine Lösung des Kooperationsproblems durch die Einführung iterierter — d. h. wiederholter — Kooperation gesucht. Der Versuch, individuelle und kollektive Rationalität zu versöhnen, baut in entscheidendem Maße darauf, daß sich kooperative Strategien, und damit erfolgreiche Kooperation, langfristig als stabil erweisen. Das führt zu zwei entscheidenden Weiterentwicklungen des Instrumentariums der Spieltheorie: dem Super-Spielansatz und der evolutionären Spieltheorie. Computersimulierte Superspiele sind wiederholte Interaktionssituationen der gleichen Struktur, hier: wiederholter ’prisoner’s dilemmata’. Die Eröffnung eines Zeithorizontes führt zu einer Ausweitung des klassischen Strategiekonzepts der Spieltheorie und einer Erweiterung der Strategienmenge der interagierenden Personen.

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Literatur

  1. Die Meta-Präferenz-Theorie von Sen (1974), (1977) und ihre Kritik durch Nida-Rümelin (1990a) werden hier nicht behandelt, da dieser Lösungsansatz in seinem Kern normativen Charakter hat und die behaviouristischen Grundlagen der Entscheidungs- und Spieltheorie kritisiert und den entscheidungstheoretischen Rationalitätsbegriff in Frage stellt.

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  2. Die Entwicklung — wenn auch nur statischer, nicht dynamischer — bedingter Strategien geht auf Howards Konzept der Meta-Strategien und Meta-Spiele zurück (vgl. Howard [1971]); der Ansatz von Howard kann an dieser Stelle jedoch übergangen werden, da er zum einen durch die Entwicklung der Super-spiele überholt ist und zum anderen einen wesentlich empirischen Anspruch erhob, der hier nicht überprüft werden kann.

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  3. ‘C steht üblicherweise für ’cooperation’, ’D’ für ’defection’, einem Ausdruck für nicht-kooperatives Handeln, der sich auch in der deutschsprachigen Literatur eingebürgert hat.

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  4. Für einen guten Überblich des Forschungsstandes siehe Müller (1990).

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  5. Die letzte Position vertritt insbesondere von Hayek (1972), (1975), (1978) und (1979), der sich gegen jede Form von Konstruktivismus wendet; sie findet sich allerdings auch prononciert bei Nozick (1974).

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  6. Das praktische Problem, daß eine Aufklärung des subjektiven Eigeninteresses nicht notwendigerweise in den darin implizierten Handlungen resultiert, muß in dieser Arbeit vernachlässigt werden, da es zu stark in den moralphilosophischen Bereich hineinführt.

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  7. Superspiele setzen i. d. R. kardinale Bewertungen der Konsequenzen voraus, d.h. Intervallskalierung, allerdings nicht unbedingt intersubjektive Vergleichbarkeit.

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  8. Zur Kritik der Vereinbarkeit der Rückwärtsinduktion mit den axiomatischen Annahmen der Entscheidungs- und Spieltheorie siehe Sudgen/ Pettit (1989).

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  9. Axelrod veranstaltete insgesamt zwei Computerturnier, zu denen Strategien für PD-Superspiele eingeschickt werden konnten; am ersten Durchgang nahmen 14 und am zweiten insgesamt 62 Strategien teil. Jede Strategie wurde gegen jede andere (einschließlich ihrer selbst) sowie eine Zufallsstrategie gespielt, wobei die Zahl der Runden relativ hoch angesetzt war: im ersten Durchgang auf 200 Runden; im zweiten Durchgang beendete jede Runde das Spiel mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,00346. Die Strategien wurden nach der von ihnen insgesamt erreichten Punktezahl gereiht.

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  10. Dieses überraschende Ergebnis bestätigt die These, daß das Kooperationsproblem kein individuell moralisches Problem ist.

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  11. Vgl. Axelrod (1984).

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  12. Ähnlich führen ’vorsichtige’ Strategien, die zwar kooperationsbereit sind, jedoch mit Defektion beginnen, mit TIT FOR TAT zu einem Wechsel von (C,D)- und (D,C)-Ergebnissen, die ebenfalls nicht als gelungene Kooperation bewertet werden können.

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  13. So darf für die konkrete Entscheidungssituation der praktische Wert der Erkenntnis, daß Erfolg und Mißerfolg kooperativer Anstrengungen davon beein-flußt werden, welche Strategien die Interaktionspartner verfolgen, bezweifelt werden.

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  14. Taylor (1987) stellt eine mathematisch korrigierte und theoretisch erweiterte Fassung von Taylors erster Untersuchung (1976) dar, auf die im folgenden nicht mehr zurückgegriffen werden braucht.

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  15. Von dieser Tatsache ausgehend untersucht Taylor (1987), unter welchen Bedingungen eine bedingt kooperative Strategie rationalerweise kooperativ spielt, bzw. spielen sollte. — Aus Gründen der sprachlichen Vereinfachung wird im folgenden nicht von kooperativen oder defektiven Strategien gesprochen, sondern von Kooperateuren und Defekteuren.

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  16. Es gilt an dieser Stelle nochmals zu betonen, daß ’laissez faire’-Lösungsansätze von einem nutzenmaximierenden Eigeninteresse ausgehen und moralische Aspekte nicht berücksichtigen.

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  17. Taylor (1987) S. 83.

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  18. Allerdings gilt auch hier wieder, daß allseitige Defektion ebenfalls ein stabiles Gleichgewicht darstellt.

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  19. Der Strategienvektor kann auch unbedingt kooperative Strategien beinhalten, jedoch nicht nur Always C- und ALWAYS D-Strategien.

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  20. Defektion ist außerdem die dominante Strategie, wenn nicht genügend Beteiligte kooperieren.

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  21. Dieses Problem verschärft sich übrigens, wenn ’versöhnlichere’ Strategien eingeführt werden, die nach dem Zusammenbruch der Kooperation nach einer bestimmten Anzahl von Runden wieder kooperativ spielen (Taylors Strategie Ak,l).

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  22. Taylor (1987) S. 104; Hervorhebungen im Original.

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  23. In den Simulationen wird ein Parameter der Entdeckungswahrscheinlichkeit eingeführt, dessen Größe variiert werden kann. Prinzipiell gilt: Je größer die Gruppe von beteiligten Akteuren, desto geringer die Entdeckungswahrscheinlichkeit.

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  24. Zu beachten ist allerdings, daß durch die Einführung einer Kontrollinstanz Kooperation ’teurer’ wird, da diese Kontrollinstanz selbstverständlich etwas kostet. Das kooperative ’surplus’ muß demnach die zusätzliche Aufwendung für die Kontrollinstanz übersteigen.

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  25. S. 140.

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  26. Die ersten bekanntgewordenen evolutionären Simulationen hat Axelrod (1984) durchgeführt. Als wichtigstes Ergebnis Axelrods kann festgehalten werden, daß ausbeuterische Strategien sich in iterierten ’prisoner’s dilemmata’ auf die Dauer selbst schädigen. Da der relative Punkteerfolg jeder Runde die Reproduktionsrate der Strategie bestimmt und damit über ihren Populationsanteil festlegt, führt der anfängliche Erfolg ’ausbeuterischer’ Strategien schlicht zur ’Ausrottung’ der Beute und damit der eigenen Erfolgsgrundlage; Axelrod (1984) Kap. 9; auf eine ausführliche Besprechung der Axelrod-Simulationen kann hier verzichtet werden. Einschränkend zu Axelrods eigener etwas euphorischer Interpretation muß nach Schüssler (1990) S. 37 f. angemerkt werden, daß Axelrod entgegen seiner Ansicht nur die kollektive, nicht aber die evolutionäre Stabilität von TIT FOR TAT nachgewiesen hat. Im übrigen gelten die zu Axelrods Superspielen angeführten Einschränkungen hier entsprechend. Aus den vorliegenden Ergebnissen kann daher nicht eindeutig geschlossen werden, daß Kooperation sich evolutionär durchsetzt, sondern nur daß Reziprozität unter gewissen Rahmen- und Umweltbedingungen eine kollektiv stabile Strategie ist.

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  27. Die Struktur Degradationsdilemma gewinnt Schüssler aus einer leichten Umformung eines finiten n-Personen-PD-Superspiels; vgl. Schüssler (1990) S. 101 ff.

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  28. Bei c = 0,035 stellen die drei kooperativesten Strategien mehr als die Hälfte der Population; vgl. Schüssler (1990) S. 128.

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  29. Der Zufallsmechanismus erhöht nur den Populationsanteil ursprünglich eingegebener Strategien, kann also nicht als Mutationsprozeß interpretiert werden.

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  30. Schüssler (1990) S. 142 f.

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  31. Zum Unterschied globaler versus lokaler Maximierung siehe z. B. Elster (1974) Kap. 1.

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Chwaszcza, C. (1995). Reichweite und Grenzen nicht-institutioneller Lösungsansätze des Kooperationsproblems. In: Zwischenstaatliche Kooperation. DUV Sozialwissenschaft. Deutscher Universitätsverlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-90039-5_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-90039-5_3

  • Publisher Name: Deutscher Universitätsverlag

  • Print ISBN: 978-3-8244-4169-3

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