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Interessengemeinschaft Altstadt: Ökonomie und Zivilgesellschaft

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Book cover Demokratie in der Kleinstadt
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Zusammenfassung

Die Interessengemeinschaft Altstadt ist im November 1992 mit einer zweifachen Zielrichtung gegründet worden. Einerseits will sie die Form der Altstadtsanierung mitbestimmen und vor allem die Sanierung beschleunigen, andererseits ist sie von den “kleinen Unternehmern” aus der Altstadt gegründet worden, so unser Interviewpartner Herr M, um “sich als Gewerbetreibende zusammenzutun, ein bisschen stärker zu werden, um gegen geplante großflächige Verkaufsstellen außerhalb des Stadtkerns von Luchow bzw. außerhalb der Grenzen von Luchow, muss man dazu sagen (vorzugehen, H. S.), weil man sich da nur gebündelt dagegen wehren kann, sonst erreicht man da nichts”. Zum Zeitpunkt unseres Interviews hat die IG Altstadt vor allem zwei politische Aktionsformen eingesetzt, um diese Interessen zu verwirklichen. Erstens versucht sie als klassischer Lobbyist, als Pressure- und Protestgruppe von außen Einfluss auf alle Parteien, auf die Stadtverwaltung, auf andere wichtige “local player” und auf die lokale öffentliche Meinung auszuüben. Zweitens tritt sie aber auch in der Funktion eines Beirates im Projekt Altstadtsanierung als eigenständiger Verhandlungspartner mit verfahrensrechtlich geregelten Beratungskompetenzen gegenüber der Politik und dem Sanierungsträger auf.

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Endnoten

  1. Zum Übergang vom “Heimatschutz” in der Vorkriegszeit zur städtebaulichen Denkmalpflege, die in der DDR erst Mitte der siebziger Jahre gesetzlich verankert wurde, und zum Fehlen wirtschaftlich-struktureller Voraussetzungen einer erfolgreichen Denkmalpflege während der DDR-Zeit am Beispiel Sachsens siehe Kirsten (1996). Zur Entwicklung der Infrastruktur des Einzelhandels in den Altstädten der DDR (Fußgängerzonen) siehe Lehmann (1998).

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  2. Die ostdeutschen Kommunen, so von Einem und Grornig (1998), verfolgen in ihrer Stadtemeuerung “ähnliche Leitbilder und Ziele” wie die Städtebaupolitik im Westen. Starke Unterschiede zeigen sich aber in der Art und Weise, wie die ostdeutschen Kommunen die Aufgabe der Stadtemeuerung angehen. Im Vordergrund der ostdeutschen Stadterneuerung stehen “großflächige Sanierungs- und Sicherungsmaßnahmen”, die weite Teile der gesamten Innenstadt abdecken. Auf “zeitraubende kleinteilige, ausdifferenzierte Umstrukturierungsmaßnahmen” wird in der Regel zugunsten schneller baulicher Ergebnisse verzichtet. Trotz des großen Engagements der Kommunen ist ein selbsttragender städtebaulicher Aufwertungsprozess, so Einem und Grornig, in den ostdeutschen Innenstädten bisher nicht in Gang gekommen, sondern nur eine Stabilisierung auf “vergleichsweise niedrigem Niveau”. Der Niedergang der ostdeutschen Innenstädte könne nur durch erhebliche Vorleistungen der öffentlichen Hände gebremst werden. “Dies gilt angesichts der starken Einzelhandelskonkurrenz am Stadtrand um so mehr, als die ostdeutschen Alt- und Innenstädte damit den teilweisen Ausfall privater Finanzierungsbeiträge zur Stadtemeuerung verkraften müssen”. Vgl. auch Friedrichs (1996) zur Entwicklung der Innenstädte von Chemnitz, Erfurt und Leipzig. Zusammenfassend zur Entwicklung ostdeutscher Städte nach der Wende siehe Saliner (1999).

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  3. Zum Verhältnis von Gentrification und Mittelschicht vgl. Butler (1997).

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  4. Bernd Hunger (1994) zeigt am Fall der Cottbuser Innenstadt, dass durch den sozialen Wandel in den Innenstädten der neuen Bundesländer, sowie durch die Ausdifferenzierung von Interessen und Lebenslagen ein sozialpsychisches Klima geschaffen wird, das in der Spannung von “Melancholie” und “Aufbruchstimmung” pendelt.

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  5. Zum Begriff “urban underclass” vgl. Jencks (1991), Devine und Wright (1993) und Mingione(1996).

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  6. Allgemein zur “Entwicklung der Stadt im Sozialismus zur Stadt im Kapitalismus” siehe Häußermann (1996). Zu neuen Segregationsformen in ostdeutschen Städten, ausgelöst durch das steigende Angebot unterschiedlicher Wohnformen nach der Wende, zum Imageverfall der Großsiedlungen, zu Gentrification und Suburbanisierungsprozessen siehe Harth, Herlyn und Scheller (1998 und 1999).

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  7. Vogels (1997) skizziert anhand von Statistiken, dass sich der Einzelhandel im gesamten Bundesgebiet zunehmend von Innenstädten in die Peripherie verlagert. Altstädte geraten zunehmend unter Konkurrenzdruck, wenn sie das bisherige städtebauliche Leitbild der “Multifunktionalität” aufrecht erhalten und nicht stärker auf die Erlebnisbedürfhisse der Konsumenten abstellen. Sprössel (1996) diagnostiziert eine zunehmende “Verödung der Innenstädte” von kleinen und mittleren Städten in den neuen Bundesländern, ausgelöst durch die Etablierung großer Filialen von Supermarkt- und Warenhausketten an der Stadtperipherie. Als Folge davon erleidet der Einzelhandel in den Stadtzentren Kaufkraftverluste bis zu 75 Prozent. Für Sprössel ist der Niedergang des Einzelhandels irreversibel, weil die “Eigenkapitalanteile des Einzelhandels” zu gering sind, um der “Preisgestaltung der Satellitenkonkurrenz Paroli” bieten zu können und weil die “Finanzsituation der Kommunen zu marode ist, um den Einzelhandel finanziell unterstützen” zu können. Auch für Junkernheinrich u. a. (1996) ist die Verlagerung des Handels und anderer Dienstleistungen in Ostdeutschland von den Innenstädten auf die “Grünen Wiese” irreversibel. Sie zeigen am Beispiel der Stadtregionen Erfurt, Halle, Leipzig und Rostock, dass viele ostdeutsche Innenstädte, trotz ihrer teilweise attraktiven historischen Bausubstanz, nicht den gewünschten “lebendigen Charakter” entwickeln konnten, sondern als “städtischer Lebensmittelpunkt” an Bedeutung verloren haben. Auch Richert und Weilepp (1997) rekonstruieren die schnelle Suburbanisierung von Handel und Dienstleistungen in Ostdeutschland, was zu einem “zentralörtlichen Funktionsverlust der Innenstädte” geführt hat. Aber sie zeigen auch — ebenfalls am Beispiel der Städte Leipzig, Halle, Rostock und Erfurt, dass nicht “pauschalierend von einer Fehlentwicklung gleicher Intensität” gesprochen werden kann, da sowohl die Situation als auch die Entwicklungstrends in den verschiedenen Stadtregionen unterschiedlich sind. Für sie wird der Gegensatz zwischen “Standorten in der Innenstadt und auf der ‘Grünen Wiese’ überzeichnet”, weil wegen des innerstädtischen Flächenmangels häufig nur eine “Arbeitsteilung zwischen Innenstadt und Randlagen” angemessen erscheint. Eine Realisierung des Leitbildes der “lebendigen Innenstadt” und damit eine Verbesserung der Situation des Einzelhandels und anderer Dienstleister in den Altstädten kann demnach primär durch kommunales Handeln erreicht werden. Vgl. auch Jürgens (1998) zum Einzelhandel in den neuen Bundesländern und zur Konkurrenzsituation zwischen Innenstadt und “grüner Wiese” (Leipzig, Rostock und Cottbus). Zur Persistenz und dem Potential von Altstädten in den neuen Bundesländern am Beispiel Erfurt vgl. Ipsen und Fuchs (1996). In den alten Bundesländern gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass Altstädte in der Konkurrenz zu Einkaufswelten am Stadtrand bestehen können. Vgl. z. B. Heller und Monheim (1998) zur Regensburger Altstadt als “Markenartikel”. Zur Konkurrenz zwischen Innenstadt und peripheren Standorten siehe auch Gans (1998).

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  8. Vgl. dagegen die positive Darstellung der Ideen des “Denkmalschutzes als strategisches Konzept zur Wiederbelebung bedeutender historischer Stadtkerne” von Berge und Koch, P.(1997).

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  9. Zum Begriff Gentrification siehe Friedrichs und Kecskes (1996), Palen (1984), Smith, N. (1986 und 1996).

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  10. Zur theoretischen Diskussion und empirischen Bedeutung des Begriffs “Festivalisierung” vgl. Häußermann und Siebel (1993a) und Siebel (1994).

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  11. Touristen, fand Schneider (1991) heraus, wollen in alten Städten etwas “erleben” und erwarten in erster Linie einen “gepflegten und ästhetischen Zustand der Besichtigungsobjekte” und würden sich nicht gegen eine “Komplettierung” unvollständig erhaltener historischer Gebäude und Anlagen aussprechen. Zur Veränderung des Denkmalverständnisses der Bevölkerung in den alten Bundesländern vgl. Metschies (1998).

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  12. Wetzel (1997) untersucht hingegen am Beispiel der Städte Bautzen, Grabow, Potsdam, Quedlinburg, Rostock und Stralsund, wie eine “behutsame Stadterneuerung” mit den “Maßnahmen des städtebaulichen Denkmalschutzes” bereits zu “bemerkenswerten Revita-lisierungseffekten in den historischen Stadtkernen der neuen Bundesländer” geführt hat. Knorr-Siedow (1997) untersucht an Beispielen aus den neuen Bundesländern mögliche “Synergieeffekte aus der Verknüpfung von baulicher, sozialer und ökonomischer Selbsthilfe mit anderen Segmenten einer integrierten Stadt- oder Regionalentwicklung” und die Potentiale aus der Verknüpfung von Selbsthilfe und Denkmalpflege.

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  13. Zum Überblick zur Entwicklung von Flächenangebot und Flächenbedarf des Einzelhandel in der Region Berlin-Brandenburg vgl. Bunge und Warweitzki (1998) und Referat Raumbeobachtung, Landesumweltamt Brandenburg (1998).

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  14. Die Aufwertung von Altstädten kann allerdings auch zu einer Verdrängung von langansässigen “immobilen Geschäftsinhabern” durch neue “innovative Einzelhändler” fuhren, wenn sich die Sozialstruktur der Altstadt und damit auch die Struktur der Nachfrage verändert vgl. Franzmann (1996). Aufgrund seines Angebots muss Herr M damit nicht rechnen.

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  15. Häußermann und Siebel (1993b) diagnostizieren, dass in großen Städten zunehmend Stadtentwicklungsplanung durch “Projektierung von kommunalen Großveranstaltungen wie Olympische Spiele, Weltausstellungen und ähnliches” ersetzt wird. Durch diese Festivalisierung der Politik findet die “Inszenierung von Gemeinsinn und Identifikation mit politischen Institutionen” statt, die eine Folge “sozialstruktureller Veränderungen, veränderter Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft” sowie der “wachsenden Schwierigkeiten regulativer Politik” darstellt. Dabei wird in Großstädten “demokratische Konsensbildung” immer stärker durch eine “Kombination aus elitärem Korporatismus und Populismus” abgelöst. Nach Häußermann und Siebel (1994) ist die Festivalisierung der Stadtpolitik nicht nur eine “Reaktion auf veränderte ökonomische Rahmenbedingungen, sondern auch ein Resultat des sozialstrukturellen Wandels”. Die Umstellung der Lokalpolitik von Stadtentwicklung auf die Organisation von Projekten führt zu einem “Verlust von Perspektiven, von Steuerungsmöglichkeiten, Kontrolle und Marktdistanz”. Die Ursachen dieses Wandels liegen nach Häußermann und Siebel aber nicht nur in der “Veränderung von Problemdefinitionen bzw. in einem realen Wandel der Problemstellung” (verstärkte Konkurrenz der Städte), sondern auch im “Wandel der sozialen Basis von lokaler Politik”, denn die sozialstrukturellen Tendenzen der “Fragmentierung und Individualisierung machen es immer schwieriger, Mehrheiten für soziale oder räumliche Planungen zu finden, die auf die ‘ganze Stadt’ gerichtet sind”. Zum Verfall des öffentlichen Lebens durch einen Wandel öffentlicher Räume siehe auch Sennett (1983). Zur Veränderung der “Straßenkultur” als “öffentlichem Sozialraum in der fortgeschrittenen Moderne” vgl. Hohm (1997).

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  16. Die Entwicklung neuer politischer Gruppen und Bewegungen kann mit dem von Neidhardt und Rucht (1993) entwickelten “Schema der Stabilisierungsbedingungen sozialer Bewegungen”, das Bedingungen der Problematisierung, der Mobilisierung und Stabilisierung von Bewegungen mit der individuellen, kollektiven und Strukturebene der Akteure kreuztabellisiert, gut rekonstruiert werden und wurde deshalb in der Heuristik dieser Arbeit verwendet.

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  17. Das Verhältnis einer “Verpflichtung vor der Geschichte” zu einem “Bauwirtschafts-Funktionalismus” und zu einer reflektierten, “modernen und zeitgenössischen Architektur in historischer Umgebung” wird von Sack (1996) dargestellt.

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  18. Nach Körte (1995) besteht nicht nur ein Bedarf an einer Stadtsoziologie, die politische Planungsprozesse unterstützt, sondern auch nach einer soziologischen Reflexion, die von der Frage nach den “sozialen Bedingungen baulicher Sanierung” zu der nach den “sozialen Beziehungen der Menschen selbst” übergeht.

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  19. In einer Fallstudie über Teilräume des Nürnberger Innenstadtrandgebiets zeigt Wießner (1990), dass mit den Wohnungsmodernisierungen ein Weg der Stadterneuerung beschritten wird, der nicht nur “baulichen und sozialen Abwertungstendenzen in Innenstadtrandgebieten erfolgreich entgegentritt, sondern der in den meisten Fällen auch relativ behutsam und in Übereinstimmung mit den Interessen von Bewohnern erfolgt”, vor allem wenn die Sanierung durch politische Entscheidungen beeinflusst wird. Stein (1990) untersucht z. B., wie durch die sog. “Milieuschutzsatzung” (Erhaltungssatzung: § 172, Abs. 1, Nr. 2, BauGB) Sanierungen zwar nicht aufgehalten, aber für die alten Anwohner in eine verträgliche Form gebracht werden können. Am Beispiel der Nordstadt Hannovers zeigt Richter, W. (1990), dass Aufwertungsprozesse zwar nicht durch staatliche oder kommunale “Stadtsanierungsmaßnahmen” ausgelöst, aber durch das “Instrumentarium der Städtebauforderung” gesteuert werden können. Dangschat (1990) diagnostiziert hingegen, dass durch Gentrification “neue soziale Ungleichheiten” entstehen. Zu “unterschiedlichen Prozessverläufen” der Gentrification siehe Kecskes (1996). Zum Einfluss ökonomischer und sozialer Prozesse auf die Gentrifizierung von Innenstädten vgl. Häußermann (1990). Zu neueren Gentrifizierungstendenzen am Beispiel des Berliner Stadtteils “Prenzlauer Berg” siehe Stark (1997).

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  20. Zur Schwächung “informeller Hilfspotentiale” durch Gentrification vgl. Barth (1997).

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  21. Blasius (1994) zeigt, dass durch Gentrification keineswegs überwiegend “Arme, Alte, Ausländer und sonstige Benachteiligte”, sondern dass auch Mitglieder der Mittelschicht verdrängt werden können, wenn sie nicht in ihrer “eigenen, finanziell abgesicherten Wohnung” leben (vgl. auch ders. 1993). Alisch und ZumFelde (1990) untersuchen die Reaktionen der nicht verdrängten Bewohner aus der Mittelschicht auf den Verfall ihrer sozialen Beziehungen, der durch den Eintritt neuer und den Austritt alter Mittelschichtler ausgelöst wurde.

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  22. Städte, so Schäfers und Wewer (1996), sind als soziale Räume eine “Grundfonn der Gesellschaft”, eine “Sozialeinheit auf lokaler Basis”. Auseinandersetzungen über “kulturelle, ökonomische, soziale und politische” Fragen, die sich in “Leitbildern” städtischer Entwicklungsplanung verdichten, haben einen Raumbezug und sind deshalb Ausdruck lokaler Identität und lokaler Milieus. Raum ist, das zeigt Dangschat (1996), eine “Dimension sozialer Ungleichheit” und eine “Bühne der Lebensstilisierung” und deshalb ein soziale Kategorie, die in die Milieu- und Lebensstilforschung Eingang finden muss. Ipsen hat ein Konzept räumlicher Identität (1997a) entwickelt, in dem kommunikative Prozesse, räumliche Abgrenzungen, die Definition von kulturellen Räumen und die Verarbeitung makrogesellschaftlicher Entwicklungen eingebunden werden (Ipsen 1997b). Matthiesen, U. hat durch die Kombination von Deutungsmustern und Sozialstruktunnerkmalen den “problematischen Konstitutionsprozess regionaler Identitäten” rekonstruiert und damit die Dimension des sozialen Raumes in seinem Lebensstilbegriff (Matthiesen, U. 1997), seinem Milieubegriff (Matthiesen, U. 1998b) und seinem Kulturbegriff (Matthiesen, U. 1998a) integriert. Auch Keim (1997) hat einen “nachtraditionalen sozial-räumlichen Milieubegriff’ entwickelt, für den die Ortsbezogenheit und Persistenz soziokultureller Milieus in der “zweiten Moderne” Zentralität besitzt. Zur “Verknüpfung von Entwürfen gesellschaftlichen Lebens und regionaler Entwicklung” und zur “Wirklichkeit oder Beschwörung neuen Gemeinsinns” siehe die Arbeiten in Institut für Regionalentwicklung und Strukturpla-nung (1994). Von Gerlach (1997) wird die “raumbezogene Identitätsbildung in der Stadt” am Fall Berlin-Friedrichshain empirisch rekonstruiert. Vgl. auch Mahnken (1997). Zum Raumbegriff in der soziologischen Theorie siehe Giddens (1988) sowie Elias und Scotson (1994).

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  23. Berteis und Herlyn (1995) beschreiben am Beispiel Gothas das “Paradox”, dass die Stadt im Vergleich zur DDR-Zeit zwar “bunter” wird, aber gleichzeitig an eigenem Charakter verliert und im “Erscheinungsbild” westdeutschen Städten immer ähnlicher wird.

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  24. Vor allem in den USA ist die Bedeutung der “Mallification” des sozialen und kulturellen Lebens im Detail untersucht worden: Zur Genderproblematik des Lebens in der Mall vgl. Boyle (1995). Zur Veränderung der Öffentlichkeit und des Verhaltens in der Mall-Öffentlichkeit vgl. Brown (1997). Zur Bedeutung der Mall für die Lebensgestaltung älterer Menschen vgl. Duncan, Travis und McAuley (1994 und 1995), Fowler, Graham und MacLean (1991). Zum Thema Jugendliche in der Mall vgl. Readdick und Mullis (1997), Smith, J. (1997) sowie Lewis (1989). Zur Generalisierung der Mallkultur vgl. Fishwick (1996) und Pawlak u.a. (1985). Wie sich Goffman und Marx in der Diagnose der Entfremdung des Mall-Lebens vom Alltagsleben treffen könnten vgl. Langman (1991). Zur Spannung zwischen Alltag und Mallerlebnis vgl. LaGory (1985). Zum Thema Identitätsbildung in der sozialen Mall-Umwelt vgl. Langman und Higgins (1991) sowie Thompson und Hickey (1989). Zum Thema Gemeinschaft und Mall vgl. Ortiz (1989 und 1994). Zur Bedeutung von Malls in amerikanischen Innenstädten vgl. Robertson (1990). Zum Thema Mall und Postmoderne oder “Nietzsche at the Mall” vgl. White und Hellerick (1994). In Deutschland hat Helms (1996) eine kulturkritische Bewertung der Entwicklung vom “Rayon des Flaneurs” zum “Theatrum Mundi der Konsumschlachten” und zur “klassenlosen Endverbraucherpopulationen” vorgenommen.

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  25. Altstadtentwicklungen folgen keiner handlungsunabhängigen Logik, sondern werden von Akteuren unter Verwendung kultureller Orientierungen, normativer Maßstäbe und Funktionalitätsvorstellungen betrieben und können deshalb ganz unterschiedlich verlaufen. Meini, Holzwarth und Monheim (1998) zeigen, dass es in Deutschland (am Beispiel der Nürnberger Altstadt) zu einer Filialisierung und Banalisierung des Einzelhandels in den Altstädten gekommen ist, während sich in Italien (am Beispiel Florenz) Warenhäuser und Filialketten nur “zögernd” verbreiten. Dort “dominieren” hingegen Franchise-Betriebe und selbständige Einzelhändler. Die Gründe dafür liegen in einer rigideren “politischen Kontrolle” der Einzelhandelsentwicklung, einem “respektvolleren Verhältnis zur historischen Bausubstanz” und auch in einem anderen “Käuferverhalten, bei dem persönliches Vertrauen” eine größere Rolle spielt.

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  26. Am Beispiel Erfurt zeigt Weiske (1996) zwei unterschiedliche Entwicklungen: In der Ostvorstadt Erfurts findet ein “außengesteuerter” Aufwertungsprozess statt, durch den es zur Verdrängung alter Milieus kam, während das Andreas viertel durch die “interne Initiative der Ansässigen (Incumbent Upgrading)”, vor aliem der Hausbesitzer, saniert wurde und dadurch der Verdrängungsprozess gehemmt wurde. In einer Studie über Magdeburg diagnostizieren Harth, Herlyn und Scheller (1996) einen “gespaltenen Gentrifikationsprozess”, der sich weitgehend auf die “bauliche Substanz” beschränkt. Die Sozialstruktur der Wohngebiete hat sich dort nur wenig verändert. Insgesamt handelt es sich bei der Magdeburger Gentrification zur Zeit der Untersuchung “um einen von außen durch private Investoren und kommunale Planungsbehörden initiierten Aufwertungs- und Umnutzungs-prozess”. Das für die innenstadtnahen Wohngebiete westdeutscher Großstädte typische Agieren von “Pionieren (Aufsteigern) und Gentrifiern (Aufgestiegenen)” ist in Magdeburg bisher kaum auszumachen. Am Beispiel des Wiederaufbaus in Paderborn nach 1945 zeigt Stambolis (1995), wie durch die Auseinandersetzung um den städtebaulichen Umbruch Architektur- und Mentalitätsgeschichte, wie lokale Identifikation (“Heimat”) mit ökonomischen und sozialen Anforderungen an moderne Städte miteinander verknüpft wurde. Mit der Verbindung von altstädtischer Urbanität und moderner Lebensform beschäftigt sich auch Schäfers (1997). Er fragt, “wie unter den gegenwärtigen Bedingungen des demographischen, sozialen und ökonomischen Wandels, bei dem die Globalisierungsprozesse auch vor den restaurierten Stadtmauern der Alten Stadt nicht Halt machen, der Genius Loci als Voraussetzung urban en Verhaltens bewahrt werden kann”. Schäfers befürchtet, dass durch die “Gentrifizierung” der Altstädte neue soziale Milieus “geschaffen” werden, die eine hedonistische “Erlebnisgesellschaft” repräsentieren, durch die immer größere Bevölkerungsgruppen ausgeschlossen werden und die eine neue Urbanität “inszenieren”, so dass die “altstädtische Urbanität” gefährdet ist.

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  27. Sighard Neckel (1996) hat “Identität als Ware”, die Auswirkungen von Marktorientierung und Werbewirtschaft auf die Identitätsbildung des Individuums untersucht. Soziale Bindungen werden nach Neckel in der “transzendenzlosen Marktwirtschaft” durch die “Entscheidungsabhängigkeit der eigenen Existenz” abgelöst. Individuen sind in der “reflexiven Moderne” gezwungen, Entscheidungen zu treffen, die sich jedoch nur innerhalb der Bedeutungen bewegen können, die der Markt anbietet, so dass Lebensformen außerhalb der grenzenlosen Präsenz des Marktes kaum noch Chancen besitzen.

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Schubert, HJ. (2002). Interessengemeinschaft Altstadt: Ökonomie und Zivilgesellschaft. In: Demokratie in der Kleinstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_4

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