Zusammenfassung
Der Kommunitarismus teilt mit dem Normativismus die Kritik an der ökonomischen Theorie der Demokratie (Taylor 1993b: 39). Aus Sicht beider Ansätze kann auf Grundlage einer individualistischen und zweckrationalistischen Handlungstheorie die Existenz sozialer Ordnung und die Konstitution der Autonomie des Individuums nicht rekonstruiert werden. Die Lösung des Ordnungs- und Identitätsproblem sieht der Kommunitarismus — erstens — aber nicht in der Annahme der normativen Integration von Individuum und Gesellschaft, denn der Kommunitarismus vertritt (ebenso wie die deliberative und dialogische bzw. reflexive Demokratietheorie) einen “inter-pretativen Handlungsbegriff” auf dessen Grundlage erscheint die Vorstellung eines normativ voll sozialisierten und “integrierten Individuums” und die einer “universalen Solidarität” unrealistisch. Der Kommunitarismus geht — zweitens — davon aus, dass starke Werte nicht nur eine Weichenstellerfunktion haben, sondern substantielle “Quellen des Selbst” (Taylor 1994) bilden, auf die Individuen interpretatorisch zurückgreifen, wenn sie eine authentische Ich-Identität entwickeln. Identität wird nach Taylor “stets im Dialog und manchmal sogar im Kampf mit dem, was unsere ‘signifikanten Anderen’ in uns sehen wollen” (Taylor 1993a: 22) bestimmt. Während in vormodernen Gesellschaften jedoch die Anerkennung durch die signifikanten Anderen als “selbstverständlich” galt, kann im “Zeitalter der Authentizität” das “Streben nach Anerkennung scheitern (….). Deshalb wird dieses Bedürfnis heute zum erstenmal tatsächlich wahrgenommen” (ebd.: 24).
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Schubert, HJ. (2002). Die kommunitaristische Demokratietheorie. In: Demokratie in der Kleinstadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_21
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-89960-6_21
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-13770-4
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